Gewinner und Verlierer der Einkaufsnacht
Bis 22 Uhr hatten viele Geschäfte in Friedberg am Freitagabend geöffnet. Im Fachmarktzentrum unterm Berg herrschte gähnende Leere, in der Innenstadt lief es dagegen besser. Am Wetter lag es nicht, eher am Markt in der Altstadt
Friedberg Am Wetter konnte es nicht gelegen haben. Es war eine windstille und trockene Winternacht – ideal, um abends noch aus dem Haus zu gehen. Viele Geschäfte lockten mit Rabattaktionen. Auch die Buden des Friedberger Advents hatten bis 22 Uhr offen. Mit vielen Kerzen beleuchtet erstrahlte die Stadt schon von Weitem, wenn man den Berg heraufkam. Doch es waren nicht viele Menschen unterwegs. Die meisten blieben nach dem Einkaufen oben am Adventsmarkt. Die Stimmung war wunderschön. Die umliegenden Geschäfte und das Rathaus erstrahlten in bunten Farben. Der romantische Fackelumzug ab 20.30 Uhr entlang der historischen Stadtmauer war wieder ein besonderer Höhepunkt.
Einen Parkplatz konnte man unter dem Berg leicht finden. In den Geschäften des Fachmarktzentrums war der erste Eindruck ernüchternd. „Ab 20 Uhr war bei uns tote Hose. Die Einkaufsnacht ist eine Enttäuschung“, sagt ein Verkäufer im Elektrofachmarkt Saturn. Auch bei Sport Förg warteten die Verkäufer hoffnungsvoll auf Kunden. Lisa Ryll von Schuh Schmid brachte es auf den Punkt: „Es war sehr ruhig.“Doch auch letztes Jahr sei es nicht viel besser gewesen, sagt ihre Kollegin an der Kasse. Es sei schon etwas los, aber bei Weitem nicht so, wie man es erwartet hatte.
An der fehlenden Information konnte es nicht gelegen haben. Denn Andrea und Bianca Stromer aus Augsburg haben über die lange Einkaufsnacht in der Zeitung gelesen. Deshalb kamen sie nach Friedberg. Hier konnten Mutter und Tochter ohne Zeitdruck miteinander zum Shoppen gehen. Zuerst waren sie oben auf dem Adventsmarkt. Dann suchten sie nach Geschenken. Letztendlich haben sie eine Blumenampel in einem Geschäft in der Altstadt und beim Rückweg unten im Fachmarktzentrum eine CD zu Weihnachten gefunden.
Auch Maddalena aus Friedberg wollte mit ihrer Mutter gemütlich bummeln gehen. Zuerst waren sie oben in der Altstadt und haben sich nach Geschenken umgeschaut, bislang aber noch nichts Passendes gefunden. Deshalb sind sie nach unten gelaufen.
Über die gähnende Leere waren sie etwas erstaunt. Die Geschäftsleute in der Innenstadt waren etwas zufriedener, aber auch hier gab es kritische Stimmen. Manuel Weindl, der als Innenstadtkoordinator für den Aktiv-Ring die lange Einkaufsnacht organisiert hat, war mit der Anzahl der teilnehmenden Geschäfte und deren Aktionen sehr zufrieden. „Unsere Gäste vor allem aus Augsburg waren wieder begeistert, wie schön Friedbergs Innenstadt ist und welche Vielfalt hier geboten ist.“Für ihn sind vor allem solche Aktionstage immer ein guter Indikator, welches Potenzial die Friedberger Innenstadt trotz zunehmender Konkurrenz bietet. Er wird sich mit den anderen Geschäften im Anschluss austauschen.
Seine Frau Karin Weindl vom Haus für Handarbeit fand, dass es sowohl von der Kundenfrequenz als auch vom Umsatz her ein guter Abend war. Und das bis Ladenschluss um 22 Uhr. Unter ihren Kunden waren auch viele von auswärts, die zum ersten Mal in ihrem Geschäft waren. Sehr viel los war auch bei Gerblinger. Andreas Gerblinger ist rundum zufrieden. An sei- nem Tastingstand draußen standen die Leute Schlange. Bei Tamaro Fashion lief das Geschäft bestens, wie Otto Hengster bestätigt: „Die Stimmung und die Kauflaune der Leute sind sehr gut“, freut er sich. Seine Einschätzung: „Wie es aussieht, profitiert von der langen Einkaufsnacht mehr die Innenstadt. Auch das Wetter ist uns heute sehr entgegengekommen. Hätte es geregnet, wäre es vielleicht anders gelaufen.“Vor allem kamen viele Familien in sein Geschäft.
Bislang hat nur ein Kunde bei ihm einen Cityscheck eingelöst. Die Idee, mit diesem Einkaufsgutschein die Kaufkraft in Friedberg zu lassen, findet er klasse. Stressfrei einkaufen wollte auch das Ehepaar Weber aus Stätzling. Die beiden waren zuerst in den Geschäften unterm Berg. Gesucht haben sie nach einem Jogginganzug. Weil sie dort nichts gefunden hatten, ging es noch in die Altstadt. „Es ist angenehm, hier zu bummeln. Kein Geschiebe durch Menschenmassen. Wir genießen es und gehen danach noch gemütlich etwas essen“, so das Ehepaar.
Ein paar Geschenke besorgen, das wollte auch Feli Niggl, die heute mit ihren früheren Studienkollegen nach Friedberg kam. Sie selbst lebt inzwischen am Starnberger See. Doch der Adventsmarkt hier hat es ihr angetan, die Atmosphäre ist immer etwas ganz Besonderes. Auch ein paar Geschenke hat sie schon in einem kleinen Laden in der Bahnhofstraße gefunden, unter anderem ein Käsebrett.
Doch nicht alle Geschäftsleute waren zufrieden. Filialleiterin Nursel Haltmayer vom s. Oliver Store in der Ludwigstraße war enttäuscht. „Heute lief es so zäh“, sagt sie. Ulrike Wenger von Sinn und Seide konnte etwas später am Abend aufatmen, zuerst dachte sie, sie würde heute alleine bleiben. Ihr Personal schickte sie bald nach Hause. In Mering sei das anders. „Da ist bei der Shoppingnacht immer viel mehr los.“Das war sicher auch der Grund, warum einige Geschäfte in der Innenstadt sich entschieden hatten, nicht länger offen zu lassen. Denn wer zum Beispiel bei der Parfümerie in der Ludwigstraße nach einem Geschenk suchte, stand vor verschlossenen Türen. Der Adventsmarkt war der klare Gewinner der Einkaufsnacht.
Stressfreier Einkauf ohne Gedränge