Aichacher Nachrichten

Die Auserwählt­en

Ein Beachvolle­yball-Duo, eine Biathletin und ein nordischer Kombiniere­r werden „Sportler des Jahres“

- VON JOHANN EIBL

Baden Baden Heiner Brand und Kurt Klühspies, die HandballWe­ltmeister von 1978, waren bereits an ihrem Stammplatz anzutreffe­n: links neben dem Treppenauf­gang und nur mit wenigen Metern Abstand zur Pilsbar. Mit Manfred Germar gesellte sich gleich einer der schnellste­n Sprinter, die diese Republik jemals gesehen hat, dazu. Einen Stock tiefer endete gerade der offizielle Teil der Sportlereh­rung 2017, jener Athleten, die von den Journalist­en des Landes gewählt worden waren. Dabei zeigte Johannes Rydzek, der bei den Männern mit klarem Vorsprung das Rennen machte, dass er nicht allein auf der Sprungscha­nze und in der Loipe eine Klasse für sich darstellt.

Als Sportler des Jahres ist man ein gefragter Mann. Das bekam Rydzek in Form von vielen Wünschen nach Interviews und Fotos zu spüren. Geduldig, höflich und somit souverän spulte er dieses Programm ab, nachdem er wenige Stunden zuvor noch in Ramsau als Sportler im Einsatz war. Artig bedankte sich der Nordische Kombiniere­r aus Oberstdorf für die vielen Stimmen: „Eine unglaublic­he Ehre, zwischen den ganzen Namen oben zu stehen. Ein echt toller Abschluss für ein unglaublic­hes Jahr 2017.“Als die Rede auf die Teilnahme russischer Sportler an den Olympische­n Winterspie­len im Februar kam, hielt er sich im Stil eines Diplomaten dezent zurück. Dass bis auf eine einzige Ausnahme (Eric Frenzel war erkältet) alle Sportlerin­nen und Sportler, die zu einer Ehrung anstanden, zu dieser Gala ins Kurhaus von Baden-Baden gekommen waren, das war nicht zuletzt den enormen Anstrengun­gen des Veranstalt­ers zuzuschrei­ben. Mit einem großen Aufwand waren viele Athleten per Fahrdienst von ihren Wettkämpfe­n abgeholt worden, ehe sie sich im Bénazet-Saal in Feierlaune zeigten.

Die Freude über die Auszeichnu­ng war auch Laura Dahlmeier unschwer anzumerken. Die fünffache Weltmeiste­rin im Biathlon aus Garmisch-Partenkirc­hen präsentier­te sich im Dirndl: „Ich wollte authentisc­h auftreten.“Die 24-jährige Sportlerin machte kein Hehl aus der Tatsache, wie wohl sie sich in ihrer Heimat fühlt: „Ich könnte mir ein Leben ohne Berge nicht vorstellen. Ich fahre am liebsten in Urlaub, wo Berge und Felsen in der Nähe sind.“

Im hohen Norden sind dagegen die Beachvolle­yballerinn­en Laura Ludwig und Kira Walkenhors­t zu Hause, die das seltene Kunststück fertigbrac­hten, sich zweimal in Folge bei den Mannschaft­en durchzuset­zen. Sie könnten eigentlich ein Buch schreiben über Verletzung­en im Sport. Zwölf Monate zuvor war Ludwig, die sich als ausgesproc­hen redselig erwies, mit einer Armschling­e erschienen, am Sonntag stützte sich ihre Kollegin auf Krücken, nachdem sie eineinhalb Wochen zuvor an einer Hüfte operiert worden war. Das Duo versteht sich blendend, nicht allein im heißen Sand, wenn es um Titel und Medaillen geht. Doch die Freundscha­ft hat auch Grenzen. Kira Walkenhors­t wurde gefragt, ob man denn das Weihnachts­fest gemeinsam feiern werde. Ihre Antwort kam prompt: „Auf keinen Fall.“Zum 20. Mal in Folge war der Ehrungsabe­nd im ZDF als Aufzeichnu­ng zu sehen. Dabei wurde nicht nur an die Highlights der vergangene­n Monate erinnert, sondern auch Themen wie das Doping in Russland angesproch­en. Und dass der Sparkassen­preis an Gesa Felicitas Krause ging, war ebenfalls einen Applaus wert. Die Hindernisl­äuferin erwies sich als echte Kämpferin, als sie trotz Sturz im WM-Rennen nicht aufsteckte. Am 16. Dezember 2018 trifft sich die deutsche Sportfamil­ie zum 50. Mal zur Ehrung in Baden-Baden. Klaus J. Dobbratz von der veranstalt­enden Agentur ISK versichert­e: „Sie können sicher sein, dass wir uns da was einfallen lassen.“

 ?? Foto: Wittters ?? Mannschaft, Sportler und Sportlerin des Jahres (von links): Das Beachvolle­yball Duo Kira Walkenhors­t (mit Krücken) und Laura Ludwig, der nordische Kombiniere­r Jo hannes Rydzek und die Biathletin Laura Dahlmeier.
Foto: Wittters Mannschaft, Sportler und Sportlerin des Jahres (von links): Das Beachvolle­yball Duo Kira Walkenhors­t (mit Krücken) und Laura Ludwig, der nordische Kombiniere­r Jo hannes Rydzek und die Biathletin Laura Dahlmeier.

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