Das Christkind lässt liefern
Der Online-Handel erreicht vor Weihnachten seine Hochphase. Im Paketzentrum der Post werden jetzt täglich rund 420000 Sendungen bearbeitet. Nach den Festtagen kommt die Pappeflut in der Abfallverwertung an
Die 400 Helfer des Christkinds arbeiten in einer Halle an der Grenze zwischen Augsburg und Gersthofen. Hier im Paketzentrum der Deutschen Post geht es in diesen Tagen rund. In der Hochphase kurz vor Heiligabend werden es etwa 420 000 Pakete täglich sein, die im Zentrum vorsortiert werden. Die Halle ist die Drehscheibe für Sendungen aus und ins Gebiet zwischen Nördlingen, Garmisch, dem Westen Münchens und Augsburg.
Viktor Schöler, Leiter des Zentrums, hat bereits nach den Sommerferien mit der Planung begonnen. Schon im Herbst gehen die Paketmengen langsam nach oben, doch kurz vor Heiligabend wird die Spitze erreicht. Durch den OnlineHandel und die schnelle Lieferbarkeit vieler Waren, mit denen die Online-Versandhändler werben, hat sich alles weiter nach hinten in Richtung Weihnachten verschoben, berichtet Schöler. Zusätzlich zu den 250 regulären Mitarbeitern sind noch rund 150 Aushilfen in der Hochphase kurz vor Heiligabend im Einsatz. Sie müssen täglich doppelt so viele Sendungen bearbeiten wie im Juli oder August.
Bundesweit werden für dieses Jahr Rekordmengen bei den Paketsendungen durch den Online-Handel erwartet. Das betrifft nicht nur den Marktführer DHL. Mehrere Logistikfirmen sind auch in Augsburg mit Mietwagen unterwegs, weil der eigene Fahrzeugpark nicht mehr ausreicht. Teils macht sich der steigende Druck an der Qualität bemerkbar. Mehrere Leser klagten zuletzt bei unserer Zeitung, dass Päckchen ohne Erlaubnis im Carport oder hinter der Gartentür abgelegt worden seien, als sie nicht zu Hause waren – vermutlich ist das für Fahrer, die unter Zeitdruck stehen, einfacher, als das Glück beim Nachbarn zu versuchen.
Bundesweit ist inzwischen im Onlinehandel und bei Logistikern eine Diskussion entbrannt, ob künftig überhaupt noch im gleichen Maß an die Haustür geliefert werden kann wie bisher. Amazon testet seit dem Sommer in Augsburg eigene Paketstationen, wo Kunden ihre Waren abholen können. Die fünf Stationen stehen bei Aldi-Filialen und Shell-Tankstellen. Man wolle eine weitere Lieferoption testweise anbieten, die manchem Kunden vielleicht besser in den Tagesablauf passt, so Amazon.
Auch im Verkehr sind die Paketdienste inzwischen immer stärker bemerkbar. Die Aktion des ADFC, auf Gehwegen der Stadt zu melden, geht auch auf zugeparkte Gehwege durch Paketund Kurierdienste zurück – den Fahrern bleibt allerdings kaum eine andere Möglichkeit, als am Straßenrand stehen zu bleiben. Der Paketdienst DPD hat von Städten schon gefordert, extra Parkplätze für Paketfahrzeuge zu reservieren.
Die Stadt ist momentan dabei, sich im Zuge der StickstoffdioxidDiskussion Gedanken zum Thema „Urbane Logistik“zu machen. Der Ansatz ist, Lieferfahrten so zu bündeln, dass wenig Fahrzeuge unterwegs sein müssen. Inwieweit dabei Paketdienste eine Rolle spielen oder nur der Lieferverkehr fürs Gewerbe, ist noch unklar. Ohnehin müssen dazu die Firmen mitziehen – ein Konzept für eine City-Logistik, das vor etwa zehn Jahren entworfen wurde, um im Zuge der Feinstaubproblematik den Lieferverkehr in der Innenstadt zu reduzieren, kam nie in die Gänge.
Wenn am 24. Dezember alle Päckchen ausgepackt sind, wird die Paketflut am anderen Ende der Verwertungskette ankommen. Beim Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) der Stadt stellt man seit einigen Jahren grundsätzlich ein Plus bei den Kartonagen im Altpapier durch den Online-Handel fest. „In der Weihnachtszeit ist erfahrungsgemäß mit einer nochmaligen Zunahme zu rechnen“, so AWS-Leiter Georg Holder. Bei wem sich zu Hause die Kartons stapeln, der brauche auch nicht auf die alle drei Wochen stattfindende Leerung der Grünen Tonne warten. „Bei Bedarf können Bürger die Kartonagen zu unseren Wertstoff- und Servicepunkten bringen und sie kostenlos abgeben“, so Holder. Grundsätzlich nehmen die Tonnen-Autos auch Kartonagen mit, die neben die Grüne Tonne gestellt werden.
Die städtischen Müllfahrzeuge bringen das Altpapier zur Firma Kühl, die auf dem Gelände der Abfallverwertungsanlage in Lechhausen eine Sortierung betreibt. Vor Weihnachten schlage das Thema Pakete aus dem Online-Handel noch nicht geballt auf, weil die Tonnen in Stadt und dem Landkreis Augsburg ja nur alle paar Wochen geleert werden, sagt NiederlasFalschparker sungsleiter Rainer Pinno. „Insofern verteilt sich das Ganze etwas.“Nach Weihnachten seien dann Kartonagen mit Logos von Versandhändlern und Geschenkpapier gehäuft im Altpapier. Probleme bereite der Anstieg nicht, denn gleichzeitig fällt über Weihnachten kaum Altpapier aus Gewerbebetrieben an. „Die Menge bleibt insgesamt also in etwa gleich“, so Pinno. Auch das Recycling von Pappe sei kein Problem. Das Altpapier wird maschinell und von Hand in verschiedene Stoffgruppen, beispielsweise Kartonagen und Zeitungspapier, sortiert und an Papierfabriken verkauft.
Ausruhen werden sich auch die Mitarbeiter von DHL in Gersthofen nach den Weihnachtsfeiertagen nicht können. Dann geht es mit Rücksendungen und Reklamationen aus dem Online-Versandhandel weiter.