Die Frau mit den vielen Gesichtern
Franziska Wanninger bringt bei der Vorpremiere ihres neuen Programmes in Obermauerbach alle zum Lachen
Aichach Obermauerbach Der Saal des Canada im Aichacher Stadtteil Obermauerbach ist gut gefüllt, und als die Protagonistin des Abends die Bühne betritt, gibt es tosenden Applaus. Franziska Wanninger ist wahrlich keine Unbekannte mehr und mit ihren 35 Jahren so etwas wie die neue Generation des bayerischen Kabaretts.
Im Wittelsbacher Land macht sie Halt mit ihrem neuen Programm „Furchtlos glücklich“. Dem fehlt vor der Premiere im Februar in München noch der letzte Schliff, und so freuen sich die Besucher über eine exklusive Vorpremiere. Von Unstimmigkeiten aber ist an diesem Abend absolut nichts zu spüren. Wanningers Programm hat Hand und Fuß und einen roten Faden obendrein.
„Furchtlos glücklich – Sie fragen sich jetzt bestimmt: Wieso denn ausgerechnet das? Ganz einfach ich bin verliebt!“, erklärte die Kabarettistin zu Beginn. Liebe, Angst, Glück – es sind die ganz großen Themen, die auf dem Programm stehen. Und wer könnte das charmanter und humorvoller verpacken, als die studierte Deutsch- und Englischlehrerin? Wenn sie auf der Bühne steht, ist es, als würde sie einfach eine lange Geschichte erzählen.
Das Setting in ihrem neuen Programm: ein Seminar, bei dem sich die Teilnehmer ihren verschiedensten Ängsten stellen, um endlich glücklich zu sein. Mal ist es die Flugangst, mal die Platzangst. Wanninger selbst ist hier, weil sie sich verliebt hat, in ihren Zahnarzt Andi. „Ich traue mich einfach nicht, ihm das zu sagen. Das kannst ja nicht einfach so machen“, stellt sie fest. Einmal habe sie ihm ihre Liebe gestanden, „aber eher so in abgemilderter Form. Da habe ich dann zu ihm gesagt: Andi, du bist mir nicht ganz wurst“.
Auf die Idee zu dem Seminar habe sie ihre kroatische Putzfrau gebracht, erzählt die Kabarettistin. Wanninger nennt sie nur liebevoll „Lady Gaga“. Wenn sie in diese Rolle schlüpft, weicht der bayerische einem osteuropäischen Akzent. Die Menge johlt. Überhaupt versteht sie es, die verschiedenen Charaktere mit Leben zu füllen. Etwa als ihre Cousine Christa aus BadenWürttemberg oder als der österreichische Seminarteilnehmer Robert. Er hält den Wutball fest in Händen, als er den anderen Teilnehmern im Seminar von seiner Angst erzählt: „I hob panische Ongst, dass i mein Ofen ned ausgmacht hob, jeds Mal, wenn ich das Haus verlass. Dabei hob i doch den Ofen no koa einzigs Mal benutzt!“
Nicht nur mit den verschiedenen Dialekten weiß Wanninger umzugehen. Auch die Mimik der Münchenerin spricht Bände. So zieht sie Grimassen und passt ihren Gesichtsausdruck dem jeweiligen Charakter an. Ein echter Augenschmaus und zugleich höchste Belastung für die Bauchmuskulatur der Zuschauer. Franziska Wanninger, so merkt man, ist die Frau mit den vielen Gesichtern. Oft vergisst man fast, dass sie ganz alleine auf der Bühne steht und mal spricht, mal singt und einmal sogar Gitarre spielt.
Sie versteht es, das Publikum miteinzubinden. Immer wieder stellt sie den Besuchern Fragen, die dann kurzerhand selbst beantwortet. So schwappt die Energie von der Bühne in den Saal über. Geistreich und humorvoll auch die Passage über die Helden unserer Kindheit. „Also meiner Kindheit, nicht ihrer“, so Wanninger mit Blick ins Publikum. „Was wäre wohl, wenn diese Helden ehrlich wären?“, fragt sie und beginnt den Pippi-Langstrumpf-Song in ehrlicher Version zu performen. „Drei mal zwei mach vier, kruzefix ich kann nicht rechnen. Ich hab ein Haus, ein baufälliges Haus.“So geht es immer weiter und die Zuschauer lachen lauthals.
Ob übrigens die Liebesgeschichte mit Zahnarzt Andi ein Happy End hat, das wird in ihrem Programm nicht mehr aufgelöst. Die Besucher applaudieren trotzdem heftig und bekommen als Dank noch eine kleine Zugabe: Franziska Wanninger als Wiesnbedienung, die jedem Besucher nur Hendl verkauft. Die Einlage ist so authentisch, man könnte meinen, Wanninger habe jahrelange Wiesn-Erfahrung.