Baar wächst und soll weiter wachsen
Bürgermeister Kandler blickt mit gemischten Gefühlen zurück auf Positives und einiges, das er sich anders gewünscht hätte
Baar Es war keine Sitzung wie jede andere des Gemeinderats. Eine feste Agenda gab es am Freitagabend nicht, stattdessen fanden sich Gäste und Gemeinderäte im Gasthof Bachmeir im Baarer Ortsteil Heimpersdorf ein. Dort berichtete Baars Bürgermeister Leonhard Kandler über das vergangene Jahr. Wohl präsent seien ihm die Negativschlagzeilen in der Welt, sagte der Rathauschef. Umso wichtiger seien ihm vor diesem Hintergrund allerdings die Werte des Lebens – Zusammenhalt, Respekt, Achtung, Ehrlichkeit – und die vielen positiven Dinge, die es aus der Gemeinde Baar zu vermelden gibt.
Baar bekommt Zuwachs. Das zeige sich vor allem im Baugebiet „Am Zeintl“. Alle 24 Bauplätze sind verkauft, die Hälfte der Bauplätze ist bebaut, sieben der zwölf Häuser sind bereits bezogen. Kandler zieht daraus diese Konsequenz: „Diese Entwicklung macht neue Grundstücksverhandlungen erforderlich und stimmt mich optimistisch, dass unsere Gemeinde auch in Zukunft weiter wachsen wird.“
Um die Attraktivität des Ortes zu steigern, setzte die Gemeinde gleich an mehreren Punkten an: Mit einer Erweiterung der Linien des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds (AVV) soll die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr verbessert werden. Auch den Nachwuchs hat die Kommune im Blick: Im Sommer wurden im Kindergarten St. Laurentius Renovierungsarbeiten und Verbesserungen ausgeführt. Die Grundschule bietet nun eine Mittagsbetreuung, deren Kosten die Gemeinde trägt. An der Gemeindeverbindungsstraße von Lechlingszell nach Heimpersdorf werden beschädigte Stellen ausgebessert. In den Ortsstraßen werden die Risse noch heuer vergossen. Im Juni bereits wurde der Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Baar um ein Mannschaftsfahrzeug aufgestockt.
Doch der Rathauschef hatte auch aus seiner Kommune nicht nur Positives zu vermelden und so kamen auch Themen wie die Abweisung der Klage gegen die Windkraftanlagen und die Straßenausbaubeitragssatzung zur Sprache. Kandlers Kurzzusammenfassung des Dauerbrenner-Themas um die Errichtung von zwei Windkraftanlagen lautete so: „Der Gemeinderat beschloss im Januar mit einer Gegenstimme, den Antrag auf Zulassung der Berufung zu stellen. Im Juni wurde in der Streitsache Gemeinde Baar gegen den Freistaat Bayern der Antrag auf Zulassung der Berufung – wie erwartet – vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgelehnt.“Beide Windräder wurden bereits in Betrieb genommen.
Ein wenig resigniert erklärte Kandler mit Blick auf die kürzlich erlassene Straßenausbaubeitragssatzung: „Der Gesetzgeber schreibt den Erlass einer Ausbaubeitragssatzung für die Erhebung von Beiträgen zur Deckung des Aufwands für die Herstellung, Verbesserung oder Erneuerung von Straßen und Wegen einer Gemeinde vor. Damit muss man wohl leben.“
Ausbaukosten 20 Jahre rückwirkend abrechnen
Unglücklich scheint der Rathauschef vor allem mit dem Beschluss zu sein, dass die Gemeinde nun per Gemeinderatsbeschluss zwanzig Jahre rückwirkend die Kosten abrechnen kann. Bayernweit gebe es nur zwei Kommunen, die so vorgehen, heißt es in Kandlers Jahresrückblick.
Versöhnliche Worte stimmte Kandler hingegen zum Ende seiner Rede an. Er dankte den Menschen, die in Vereinen, in der Kirche, in der Gemeinde, in der Verwaltung sowie in Kindergarten und Schule zum „florierenden kommunalen Leben“beitragen. Bauhofmitarbeiter Peter Hofberger gratulierte Kandler direkt im Rahmen der letzten Sitzung des Jahres zur bestandenen Prüfung zum Klärwärter.
Mit den besten Wünschen für Weihnachten und einem deutlichen Appell an seine Gemeinderatskollegen – „Arbeiten wir ehrlich und konstruktiv an den Herausforderungen, die auf uns zukommen“– schloss Kandler den offiziellen Teil der Jahresabschlusssitzung.