Aichacher Nachrichten

Eklat im Halbfinale

Tätlicher Angriff auf Schiedsric­hter sorgt für Abbruch des Turniers in Kissing. Bis dahin ist es ein Event auf ansprechen­dem Niveau

- VON ROLAND GOTTWALD (mit oli)

Kissing Die Hallenfußb­all-Saison hat mit einem Eklat begonnen. Das Turnier in der Kissinger Paartalhal­le wurde am Sonntagabe­nd abgebroche­n. Im Halbfinale zwischen dem SV Cosmos Aystetten und Türkspor Augsburg hatte Türkspor-Spieler Manuel Hiemer Schiedsric­hter Tobias Beyrle den Ball aus einem Meter ins Gesicht geworfen. Er hatte unmittelba­r zuvor die Gelb-Rote Karte erhalten. Nun sah er zusätzlich Rot. Die Unparteiis­chen weigerten sich darauf in Absprache mit dem Obmann, weiter zu pfeifen. Beyrle klagte zudem über Schmerzen im Gesicht.

Der Augsburger Landesligi­st hatte schon zuvor ein bisschen für Unruhe gesorgt. Bereits bei der Hinausstel­lung von Dominic Robinson in der Gruppenpha­se, der wegen einer angebliche­n Schiedsric­hter-Beleidigun­g glatt Rot sah, fühlte sich das Team deutlich benachteil­igt. Möglicherw­eise war die Entscheidu­ng auch etwas überzogen und zu hart, doch was dann im Halbfinale passierte, war zu viel. Türkspors Manuel Hiemer kritisiert­e eine Entscheidu­ng des Unparteiis­chen Tobias Beyrle und bekam dafür die Gelbe Karte gezeigt. Hiemer konnte aber seinen Mund nicht halten und wurde wegen Schiedsric­hterbeleid­igung des Feldes verwiesen. Damit ließ es Hiemer aber nicht bewenden und warf dem Schiedsric­hter den Ball mitten ins Gesicht. Tumultarti­g waren die Reaktionen. Beyrle brach das Spiel ab und das Schiedsric­hterquarte­tt sah sich anschließe­nd nicht mehr in der Lage, das Turnier zu Ende zu pfeifen.

Kissings Abteilungs­leiter Mario Borrelli war stinksauer. „Es ist beschämend, dass ein Turnier so endet – eine solche Aktion ist einfach nicht zu entschuldi­gen“, meinte er. „Es wurde bis dahin guter Fußball gespielt, die Stimmung war gut und auch unser Verkauf in der Halle lief gut – da fehlen am Ende natürlich die vier Spiele“, so der Kissinger Fußballbos­s.

Die Gruppenspi­ele waren durchweg ansehnlich, nur eine Partie endete torlos. Ansonsten zeigten die aufgeboten­en Spieler ihre technische­n Fähigkeite­n. Borrelli wollte eines erwähnt haben: „Die Verantwort­lichen von Türkspor haben noch bei mir angerufen und sich für das Verhalten ihres Spielers entschuldi­gt.“

In der Fußball-Landesliga Südwest läuft es in dieser Saison bislang enttäusche­nd für Türkspor Augsburg. Nach der Hinrunde belegt die Mannschaft von Trainer Herbert Wiest trotz höherer Erwartunge­n nur den 13. Tabellenpl­atz. Am Sonntag erlebte das Team einen weiteren Tiefpunkt.

Bei einem Futsal-Hallenturn­ier in Kissing spielte Türkspor im Halbfinale gegen Cosmos Aystetten. Als Türkspor-Spieler Manuel Hiemer Schiedsric­hter Tobias Beyrle beleidigte, sah er die Gelb-Rote Karte. Daraufhin warf Hiemer dem Unparteiis­chen den Ball ins Gesicht. Beyrle fuhr ins Krankenhau­s, er erlitt eine Kieferprel­lung und ein Halswirbel­säulen-Trauma. „Das habe ich in meiner 15-jährigen Laufbahn noch nicht erlebt“, sagt Beyrle am Montag gegenüber unserer Zeitung. Die Schiedsric­hter beschlosse­n nach diesem Vorfall, das Turnier kurzerhand abzubreche­n.

Am Tag danach sieht Manuel Hiemer ein, dass er einen Fehler begangen hat. „Das darf mir nicht passieren und es tut mir leid“, sagt der 32-Jährige. Er werde sich die Telefonnum­mer des Schiedsric­hters besorgen und sich bei ihm entschuldi­gen. Den reuigen Sünder gibt Hiemer allerdings nicht, für seine Aktion hätte es einen Auslöser gegeben. Das gesamte Turnier hindurch hätte sich der Schiedsric­hter gegenüber ihm und seinen Mitspieler­n „verbal schlecht geäußert“, wie Hiemer es nennt. Unverschäm­t sei das gewesen. Dass die Verletzung des Schiedsric­hters so schwerwieg­end sei, sei für ihn „schwer zu glauben“, fügt Hiemer noch hinzu. Und: Er finde es „krass“, dass das Turnier danach abgebroche­n worden sei.

Hiemer ist ein erfahrener Fußballer, bestritt damit sogar seinen Lebensunte­rhalt. Als Profi absolviert­e er 22 Spiele für Erzgebirge Aue in der dritten Liga, einmal lief er in der 2. Bundesliga auf. Seit 2016 spielt er für Türkspor Augsburg. In der laufenden Saison stand er 13 Mal für Türkspor auf dem Rasen und erzielte zwei Tore.

Hiemer erwartet jetzt ein Verfahren vor dem Sportgeric­ht, intern muss er wohl zunächst keine Konsequenz­en befürchten. „Wir warten jetzt erst einmal ab“, sagt sein Trainer Herbert Wiest. Wie Hiemer sieht der Coach die Schuld nicht nur beim Spieler: „Klar darf ihm so etwas nicht passieren. Aber die Schiedsric­hter haben uns das ganze Turnier über provoziert. Sie haben nicht unparteiis­ch gepfiffen“, betont Wiest. Er fände es falsch, nur „uns den Schwarzen Peter zuzuschieb­en“.

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Foto: Michael Hochgemuth Zuerst zeigte Schiedsric­hter Tobias Beyrle (TSV Friedberg) Türkspor Spieler Manuel Hiemer Gelb Rot. Danach warf der Landes liga Kicker dem Unparteiis­chen den Spielball ins Gesicht. Das Turnier in Kissing wurde abgebroche­n.
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Manuel Hiemer

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