Eklat im Halbfinale
Tätlicher Angriff auf Schiedsrichter sorgt für Abbruch des Turniers in Kissing. Bis dahin ist es ein Event auf ansprechendem Niveau
Kissing Die Hallenfußball-Saison hat mit einem Eklat begonnen. Das Turnier in der Kissinger Paartalhalle wurde am Sonntagabend abgebrochen. Im Halbfinale zwischen dem SV Cosmos Aystetten und Türkspor Augsburg hatte Türkspor-Spieler Manuel Hiemer Schiedsrichter Tobias Beyrle den Ball aus einem Meter ins Gesicht geworfen. Er hatte unmittelbar zuvor die Gelb-Rote Karte erhalten. Nun sah er zusätzlich Rot. Die Unparteiischen weigerten sich darauf in Absprache mit dem Obmann, weiter zu pfeifen. Beyrle klagte zudem über Schmerzen im Gesicht.
Der Augsburger Landesligist hatte schon zuvor ein bisschen für Unruhe gesorgt. Bereits bei der Hinausstellung von Dominic Robinson in der Gruppenphase, der wegen einer angeblichen Schiedsrichter-Beleidigung glatt Rot sah, fühlte sich das Team deutlich benachteiligt. Möglicherweise war die Entscheidung auch etwas überzogen und zu hart, doch was dann im Halbfinale passierte, war zu viel. Türkspors Manuel Hiemer kritisierte eine Entscheidung des Unparteiischen Tobias Beyrle und bekam dafür die Gelbe Karte gezeigt. Hiemer konnte aber seinen Mund nicht halten und wurde wegen Schiedsrichterbeleidigung des Feldes verwiesen. Damit ließ es Hiemer aber nicht bewenden und warf dem Schiedsrichter den Ball mitten ins Gesicht. Tumultartig waren die Reaktionen. Beyrle brach das Spiel ab und das Schiedsrichterquartett sah sich anschließend nicht mehr in der Lage, das Turnier zu Ende zu pfeifen.
Kissings Abteilungsleiter Mario Borrelli war stinksauer. „Es ist beschämend, dass ein Turnier so endet – eine solche Aktion ist einfach nicht zu entschuldigen“, meinte er. „Es wurde bis dahin guter Fußball gespielt, die Stimmung war gut und auch unser Verkauf in der Halle lief gut – da fehlen am Ende natürlich die vier Spiele“, so der Kissinger Fußballboss.
Die Gruppenspiele waren durchweg ansehnlich, nur eine Partie endete torlos. Ansonsten zeigten die aufgebotenen Spieler ihre technischen Fähigkeiten. Borrelli wollte eines erwähnt haben: „Die Verantwortlichen von Türkspor haben noch bei mir angerufen und sich für das Verhalten ihres Spielers entschuldigt.“
In der Fußball-Landesliga Südwest läuft es in dieser Saison bislang enttäuschend für Türkspor Augsburg. Nach der Hinrunde belegt die Mannschaft von Trainer Herbert Wiest trotz höherer Erwartungen nur den 13. Tabellenplatz. Am Sonntag erlebte das Team einen weiteren Tiefpunkt.
Bei einem Futsal-Hallenturnier in Kissing spielte Türkspor im Halbfinale gegen Cosmos Aystetten. Als Türkspor-Spieler Manuel Hiemer Schiedsrichter Tobias Beyrle beleidigte, sah er die Gelb-Rote Karte. Daraufhin warf Hiemer dem Unparteiischen den Ball ins Gesicht. Beyrle fuhr ins Krankenhaus, er erlitt eine Kieferprellung und ein Halswirbelsäulen-Trauma. „Das habe ich in meiner 15-jährigen Laufbahn noch nicht erlebt“, sagt Beyrle am Montag gegenüber unserer Zeitung. Die Schiedsrichter beschlossen nach diesem Vorfall, das Turnier kurzerhand abzubrechen.
Am Tag danach sieht Manuel Hiemer ein, dass er einen Fehler begangen hat. „Das darf mir nicht passieren und es tut mir leid“, sagt der 32-Jährige. Er werde sich die Telefonnummer des Schiedsrichters besorgen und sich bei ihm entschuldigen. Den reuigen Sünder gibt Hiemer allerdings nicht, für seine Aktion hätte es einen Auslöser gegeben. Das gesamte Turnier hindurch hätte sich der Schiedsrichter gegenüber ihm und seinen Mitspielern „verbal schlecht geäußert“, wie Hiemer es nennt. Unverschämt sei das gewesen. Dass die Verletzung des Schiedsrichters so schwerwiegend sei, sei für ihn „schwer zu glauben“, fügt Hiemer noch hinzu. Und: Er finde es „krass“, dass das Turnier danach abgebrochen worden sei.
Hiemer ist ein erfahrener Fußballer, bestritt damit sogar seinen Lebensunterhalt. Als Profi absolvierte er 22 Spiele für Erzgebirge Aue in der dritten Liga, einmal lief er in der 2. Bundesliga auf. Seit 2016 spielt er für Türkspor Augsburg. In der laufenden Saison stand er 13 Mal für Türkspor auf dem Rasen und erzielte zwei Tore.
Hiemer erwartet jetzt ein Verfahren vor dem Sportgericht, intern muss er wohl zunächst keine Konsequenzen befürchten. „Wir warten jetzt erst einmal ab“, sagt sein Trainer Herbert Wiest. Wie Hiemer sieht der Coach die Schuld nicht nur beim Spieler: „Klar darf ihm so etwas nicht passieren. Aber die Schiedsrichter haben uns das ganze Turnier über provoziert. Sie haben nicht unparteiisch gepfiffen“, betont Wiest. Er fände es falsch, nur „uns den Schwarzen Peter zuzuschieben“.