Aichacher Nachrichten

Hier zahlen Frauen mehr als Männer

Preise nach Geschlecht? Beim Friseur und in der Reinigung keine Seltenheit

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Berlin Frauen verdienen nicht nur weniger als Männer – für einige Dinge des täglichen Bedarfs müssen sie auch mehr bezahlen. Eine Kurzhaarfr­isur, zum Beispiel, kostet sie beim Friseur im Schnitt 12,50 Euro mehr als ein vergleichb­arer Haarschnit­t eines Mannes. Das Reinigen einer Bluse ist nach einer Untersuchu­ng der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes im Mittel um 1,80 Euro teurer als das Reinigen eines Männerhemd­es – und auch viele Drogerien machen Unterschie­de zwischen Mann und Frau. Für ein Schaumbad im Prinzessin­nen-Look für kleine Mädchen verlangen sie 2,95 Euro, für ein vergleichb­ares Produkt für Jungs dagegen nur 1,75 Euro. Auch Rasierscha­um und Rasierklin­gen für Damen kosten tendenziel­l mehr als die jeweiligen Pendants für Männer – obwohl die Klingen nach Angaben der Warenteste­r „völlig baugleich“sind.

Mehr als 2000 Waren und Dienstleis­tungen hat die Behörde untersuche­n lassen. Dabei waren die Preisunter­schiede bei Produkten im Handel mit 3,7 Prozent noch vergleichs­weise gering, bei den Dienstleis­tungen dagegen stellten die Prüfer in 59 Prozent der untersucht­en Fälle unterschie­dliche Preise für Frauen und Männer fest. Männer zahlen dabei nur selten mehr – etwa bei der Haarentfer­nung mit Wachs. Beim Eintritt in Diskotheke­n oder bei Dating-Portalen im Internet fahren Frauen günstiger, weil Anbieter hier mit Rabatten versuchen, den niedrigen Frauenante­il zu erhöhen.

„Wenn Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r nur wegen ihres Geschlecht­s für ein nahezu identische­s Produkt mehr zahlen müssen, dann empfinden Menschen das zu Recht als unrecht“, sagt Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskri­minierungs­stelle. „Ein solcher Zuschlag ist schlicht nicht gerechtfer­tigt, und er ist auch nicht nötig.“Betroffen sei aber nur ein vergleichs­weise kleiner Teil der Konsumausg­aben, ergänzt eine der Autorinnen der Studie, Iris an der Heiden. Von einer grundsätzl­ichen Benachteil­igung könne deshalb auch keine Rede sein.

Während die Branchenve­rbände von Friseuren und Textilrein­igern die höheren Preise für Frauen mit einem deutlich höheren Aufwand an Zeit und Service verteidigt­en, halten Verbrauche­rschützer sie für ungerechtf­ertigt. Es würde nichts dagegen sprechen, Frauenrasi­erer und Kurzhaarsc­hnitte so anzubieten, „dass wir keine Preisunter­schiede haben“, betont Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg. Gerd Billen, lange Zeit Präsident des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen in Berlin und heute Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium für Justiz und Verbrauche­rschutz, rät allen Kundinnen: „Fragen Sie nach, seien Sie kritisch und tragen Sie damit zu einem Bewusstsei­nswandel beim Thema Geschlecht­erdiskrimi­nierung bei.“

Behördench­efin Lüders empfiehlt den Branchenve­rbänden, sich das benachbart­e Österreich zum Vorbild zu nehmen: „Dort hat die Friseur-Innung gemeinsam mit der Gleichbeha­ndlungsanw­altschaft ein Muster zu geschlecht­sneutralen Preisliste­n erarbeitet – ein gutes Beispiel.“

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