Sohn im Nebel
Tristan lebt zwischen zwei Vätern. In den Dolomiten gerät er in größte Gefahr
Wenn ein Paar getrennte Wege beschreitet, sind die Kinder immer die Leidtragenden. Auch die Französin Lea (Bérénice Bejo) ist nicht mehr mit dem Vater ihres Kindes Tristan (Arian Montgomery) zusammen. Die junge Frau schenkt jetzt dem Deutschen Aaron (Alexander Fehling) ihre Liebe, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft in Paris plant. Tristan, der noch sehr an seinem Vater hängt, ist von dieser Aussicht wenig begeistert, auch wenn er sich mit dem Neuen an Mamas Seite gut versteht. Um den großen Schritt vorzubereiten, unternimmt das Trio einen gemeinsam Urlaub in der idyllischen Einsamkeit der Dolomiten.
Aaron gibt sich Mühe, Tristans Zuneigung zu gewinnen. Tatsächlich nähern sich die beiden auf Spaziergängen oder beim Musizieren immer weiter an. Der Junge ist leicht zu mögen, vielseitig interessiert und begeisterungsfähig. Aaron ist glücklich, wenn ihn Tristan unterwegs „Papa“nennt. Mit harmlosen Streichen oder kindlicher Bockigkeit kann er weniger gut umgehen. Der leibliche Vater bleibt immer präsent, nicht zuletzt durch das Handy, das er seinem Sohn heimlich mitgegeben hat und das regelmäßig klingelt. Zusätzlich irritiert Aaron, dass Lea gar nicht will, dass er zu einer Vaterfigur für ihren Sohn wird. Dann verschwindet das Kind auf einer Bergtour. Nebel zieht auf.
Regisseur und Autor Jan Zabeil analysiert die schwierige Situation einer neuen Beziehung mit der „Altlast“Kind. Der Film schlägt sich auf keine Seite, die Sicht jeder Partei auf die Situation bleibt nachvollziehbar. Im sehr spannenden letzten Drittel geht es ums nackte Überleben, nur scheinbar rücken die Alltagsprobleme in den Hintergrund. Newcomer Arian Montgomery liefert als Tristan eine ideale Projektionsfläche für die familiäre Zerrissenheit. Alexander Fehling und Bérénice Bejo spielen intime, glaubwürdige Szenen.
Drei Zinnen (1 Std. 30 Min.), Drama, Deutschland/Italien 2017
Wertung ★★★★✩