Aichacher Nachrichten

Weihnachte­n heißt Schenken!

- VON SILVANO TUIACH feuilleton@augsburger allgemeine.de

Ich glaube, es war Schopenhau­er, der einmal gesagt hat, der Schenkende macht sich beim Schenken in erster Linie selbst die größte Freude. Das Schenken ist fest im anthropolo­gischen Gerüst des Menschen verankert. Dass zum Beispiel bei Staatsbesu­chen Geschenke ausgetausc­ht werden, ist ein Ritual, das bis in „Urzeiten“zurückgeht. Ein eher utilitaris­tisches Motiv wäre das lateinisch­e „do ut des“(„ich gebe, damit du gibst“), was aber eher im Metier des Kaufmanns beheimatet ist. Ja, natürlich, auch die Liebe zum Beschenkte­n ist ein lauteres Motiv.

Und jetzt steht Weihnachte­n vor der Tür, Weihnachte­n ist ja fast zum Synonym für Schenken geworden. In „früheren“Zeiten war das Weihnachts­geschenk für den Herrn ein neuer Satz Socken. Vielleicht auch ein Schlafanzu­g (mit broitä Stroiffa), eine Unterhose oder, wenn der Ehemann in einer Bank tätig war, eine neue Krawatte. Die Ehefrauen bekamen von ihren Gatten meist Mon Chéri, in der Luxusausga­be mit 40 Stück. Meine Großmutter mütterlich­erseits schenkte mir immer Geld, welches sie schon im Herbst zurücklegt­e, mit den Worten: „Dann hab i des weg.“

Ehemänner sagen oft explizit: „I will fei nix“, sind dann aber doch tief enttäuscht, wenn unter dem Christbaum kein Päckchen für sie liegt. Männer würden sich sicher freuen über einen Mini-Laubbläser (für die Tannennade­ln unterm Christbaum), denn die Freiluftsa­ison für den Laubsauger ist ja schon zu Ende. Der echte Augsburger Mann akzeptiert auch ein Stofftasch­entuch-Set (Gibt’s so etwas überhaupt noch irgendwo?).

Hoch im Kurs bei Frauen steht ein Gutschein für ein WellnessWo­chenende mit der besten Freundin, an dem sie tüchtig ablästern können über ihre Männer.

Vorsicht bei sogenannte­n „Wandergesc­henken“. Sag’ ich aus eigener Erfahrung. Ich habe vor fünf Jahren der Tante Helga eine Packung Mon Chéri geschenkt. Die Packung war ziemlich „zerdätscht“, wie wir Augsburger sagen und ich bekam sie auch billiger. Vergangene­s Wochenende habe ich genau diese Schachtel von Onkel Rudi geschenkt bekommen. Die Schachtel ist wohl in den vergangene­n fünf Jahren durch die ganze Verwandtsc­haft „gewandert“!

Und ja, zu Weihnachte­n gehört auch der „Weihnachts­stress“. Wenn man so ab Ende November Freunde oder Bekannte fragt, ob sie Lust hätten, zu kegeln oder ins Kino zu gehen, erhält man als Antwort: „Na, du, vor Weihnachte­n nimmer.“Dieser Satz steigert sich, je näher man an den Heiligaben­d herankommt. Am 20. Dezember sagt die Ehefrau zu ihrem Gatten: „Du, trag’ doch bitte den Müll runter.“Darauf er: „Na, vor Weihnachte­n nimmer!“

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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