Gibt es bald Konzerte im alten Stadtarchiv?
Noch ist dort der Theaterfundus. Doch der Medienunternehmer Ulrich Kubak zeigt Interesse an dem Haus
Es ist ein imposantes Gebäude in der Augsburger Innenstadt: das alte Stadtarchiv in der Fuggerstraße am Eingang zum Stadtmarkt. Derzeit werden große Teile des städtischen Gebäudes vom Theater genutzt. Interimsweise belegt die Schneiderei des Theaters mit der umfangreichen Kostümabteilung das Haus. Dieser Umzug war nötig geworden, weil das Große Haus wegen der Generalsanierung gesperrt ist.
Ursprünglich war geplant, dass der Theaterfundus sechs Jahre in dem Gebäude untergebracht sein sollte. Doch jetzt müssen die Koffer deutlich früher gepackt werden. Der Auszug wird nötig, weil die Stadt das alte Stadtarchiv verkaufen will. Es gibt einen Interessenten für die Immobilie: Es handelt sich um den Augsburger Medienunternehmer Ulrich Kubak, der Chef des Senders Klassik Radio.
Er möchte das historische Gebäude in bester Lage für seinen Sender nutzen. Die Verwaltung soll hier konzentriert werden. Gedacht ist auch daran, Veranstaltungen und Konzerte in dem Haus zu organisieren. Klassik Radio hat in Augsburg seine Senderäume im 35. Stockwerk des Hotelturms. In Hamburg gibt es ein weiteres Sendezentrum. Es könnte, so ist zu vernehmen, nach Augsburg verlagert werden. Das Immobiliengeschäft soll am Donnerstag im nicht öffentlichen Teil des Stadtrats vollzogen werden. Der Verkaufswert der Immobilie liegt bei annähernd drei Millionen Euro. Die Summe wurde in einem Gutachten ermittelt. Nicht alle Stadträte sind vom Verkauf begeistert. Volker Schafitel (Freie Wähler) sagt, „dass normalerweise in der jetzigen Situation kein Immobilienbesitzer ein Gebäude in dieser Lage verkaufen würde“. Zumal zu sehen sei, dass für den erneuten Umzug des Theaters ebenfalls Geld in die Hand genommen werden müsse. Unterm Strich, so die Rechnung von Schafitel, kommt es „am Ende auf eine Nullnummer heraus“.
Ulrich Kubak hat bereits in der Vergangenheit ein altes Gebäude in Augsburg renoviert. Es handelt sich um ein Gutshaus in Siebenbrunn, das er im Jahr 1995 erwarb. Kubak ließ das Gebäude mit hohem Aufwand restaurieren und nutzungsgerecht umbauen.
Dass der Verkauf des alten Stadtarchivs kommt, scheint sicher, zumal die Weichen für den neuen Standort des Theaterfundus gestellt sind. Räume sind im Deuter-Park gefunden. Die Adresse ist für das Theater von Vorteil, da im benachbarten Gaswerk ab der kommenden Spielzeit eine neue Interimsspielstätte eröffnet wird.
Das Stadtarchiv, das viele Jahre in der Innenstadt beheimatet war, sitzt jetzt auf dem ehemaligen AKS-Gelände im Textilviertel. Die Stadt hat in die Sanierung dieses Teils der alten Textilfabrik 11,6 Millionen Euro investiert. Hier stehen dem Archiv 4450 Quadratmeter zur Verfügung.