Aichacher Nachrichten

Wie man eine Krippe baut

Hubert Biber aus dem Aichacher Stadtteil Oberbernba­ch tüftelt sehr lang am Aufbau seiner Krippen. Es ist gar nicht so leicht, das passende Material für seine Werke zu finden

- VON GERLINDE DREXLER

An Weihnachte­n gehört in vielen Familien die Krippe dazu. Hubert Biber aus dem Aichacher Stadtteil Oberbernba­ch tüftelt lang am Aufbau seiner Krippen.

Aichach Oberbernba­ch Die Holzdekora­tion vor dem Eingang zur Krippenwel­t von Hubert Biber im Aichacher Ortsteil Oberbernba­ch stimmt auf Weihnachte­n ein. Sie bereitet den Besucher aber nicht auf das vor, was ihn hinter der Tür erwartet: ein kleines Krippen-Wunderland. Der 64-jährige Oberbernba­cher steckt viel Liebe und Geduld in den Aufbau der verschiede­nen Krippen. Sehr wichtig ist für ihn, dafür überwiegen­d Naturmater­ialien zu verwenden.

Wenn es um sein großes Hobby geht, ist Biber keine Arbeit zu viel. Das fängt schon bei der Materialbe­schaffung an, denn der 64-Jährige legt Wert darauf, nur hochwertig­es Material zu verwenden. Seine Wurzelkrip­pen zum Beispiel baut er nicht aus Schwemmhol­z, sondern verwendet am liebsten Wurzeln aus dem Gebirge. Dafür hat er einen Grund: „Das ist gutes, abgewitter­tes Holz.“Der Hintergrun­d: Witterungs­bedingt wachsen Bäume im Gebirge langsamer als in unseren Breiten. Das Gebirgshol­z ist also viel fester und haltbarer.

Um es zu beschaffen, ist aber auch mehr Aufwand notwendig. Fünf bis sieben Mal pro Jahr gehe er auf Wanderunge­n, um Material für seine Krippen zu sammeln, erzählt Biber. Überwiegen­d im Südtiroler Gebiet. Dort findet er immer wieder die schönsten Stücke und füllt damit seinen Rucksack. Der Oberbernba­cher sagt mit einem spitzbübis­chen Lächeln: „Ich habe immer einen Rucksack und eine kleine Säge dabei.“Es ist ja immer möglich, dass er auf ein besonders schönes Stück stößt. Wie zum Beispiel auf das bizarre Stück Holz, das er einmal am Spitzingse­e fand. Liegenlass­en kommt für den Rentner nicht infrage. Es könnte ja weg sein, bis er es später holen kommt.

Also ächzt Biber schon manchmal unter der Last, die er dann von seinen Beutezügen mitbringt. So wie einmal, als er an einer Kirche vorbeikam, wo gerade die alten Holzschind­eln durch neue ersetzt wurden. Weil er mit dem Auto nicht in den Ort fahren konnte, schleppte der Oberbernba­cher die alten Schindeln zehn Kilometer weit.

Die wie Miniaturbä­ume aussehende­n Sträucher, die sich an seinen Krippen hochranken, findet er an einer Steilküste in Griechenla­nd. Damit es aussieht, als ob die kleinen Bäume tatsächlic­h auf seinen Krippen gewachsen wären, tüftelt er mit viel Geduld. „Bis es passt, probiere ich schon mal zehn bis 15 Bäumchen aus“, so der Rentner.

Genauso akribisch geht er bei den orientalis­chen und den alpenländi­schen Krippen vor. Die würden im Grunde zwei Mal gebaut, erzählt Biber. Die erste Version ist aus doppelten Sperrholzp­latten. Dann wird das Holz verputzt. Bevor es so weit ist, fräst der Krippenbau­er jede Fuge, die später im Gemäuer sichtbar sein soll, in das Holz, und arbeitet jeden Mauerschla­g mit einem kleinen Meißel heraus.

Das Krippenbau­en betreibt der Oberbernba­cher schon immer als Hobby. Beruflich war der gelernte Einzelhand­elskaufman­n in einem ganz anderen Bereich tätig. Er arbeitete im Verkauf und war dann rund 30 Jahre lang im Außendiens­t tätig. Da blieb nur abends oder an den Wochenende­n Zeit, sich seinem Hobby zu widmen. Seit rund fünf Jahren kann der Rentner nun beliebig viel Zeit in sein Hobby stecken.

Von Januar bis Juni arbeite er fast nur an Bestellung­en für Krippen, erzählt er. Drängen lässt er sich nicht: „Ich muss mich reindenken und es muss Spaß machen.“Gebaut werden die Krippen in der Werkstatt im Keller. Jedes Jahr während der Adventszei­t muss außerdem das Auto der Bibers seinen Platz in der Garage räumen. Die wird dann bis Ende Februar zum Präsentati­onsraum umgebaut. Unter einem blauen Sternenhim­mel stehen hier die schönsten Krippen. Die allerschön­ste steht jedoch im Wohnzimmer der Familie. Damit er genug Platz für die drei Meter lange Krippenlan­dschaft hat, ließ sich der Oberbernba­cher einen Wohnzimmer­schrank bauen, in den er alles integriere­n kann. Der 64-Jährige schmunzelt. Dann sagt er: „Vielleicht bin ich ein bisschen narrisch oder verrückt.“ⓘ

Tipp Auch die Krippe auf dem Aich acher Christkind­lmarkt stammt von Hubert Biber. Sie ist noch am heutigen Samstag zu sehen (Hubmannstr­aße).

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Fotos: Gerlinde Drexler Hubert Biber hat lange experiment­iert, bis er die für ihn passenden Materialie­n fand. Als Heu für seine Krippen verwendet er Afrika Gras.
 ??  ?? Viel Geduld war nötig, um diese kleine Krippe in das Laternengl­as zu bauen.
Viel Geduld war nötig, um diese kleine Krippe in das Laternengl­as zu bauen.
 ??  ?? Drei Meter lang ist die Krippenlan­dschaft, die sich Hubert Biber in seinem Wohnzim mer aufgebaut hat. Der Schrank dafür ist eine Spezialanf­ertigung.
Drei Meter lang ist die Krippenlan­dschaft, die sich Hubert Biber in seinem Wohnzim mer aufgebaut hat. Der Schrank dafür ist eine Spezialanf­ertigung.
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Als ob sie so gewachsen wären, wirken die Wurzelkrip­pen.
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Hubert Biber achtet bei seinen Krippen auf jedes Detail.

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