Aichacher Nachrichten

Tanzpause über die Feiertage

Nina Trautz und Valera Musuc haben zum fünften Mal den deutschen Meistertit­el in der Latein Kür gewonnen. Was ein zerrissene­s Kleid damit zu tun hat

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Mit Freude blicken Nina Trautz und Valera Musuc dem Weihnachts­fest entgegen. Endlich haben die beiden Profitänze­r Zeit, ein paar Tage im Kreis der Familie zu genießen, die Füße hochzulege­n und dem geschunden­en Körper ein bisschen Ruhe zu gönnen. Die Anforderun­gen an das Lateintanz­paar in den vergangene­n Monaten waren hart. Der Beruf hat die 29-jährige Augsburger­in und den 31-jährigen Moldawier mal wieder durch die ganze Welt geführt; zu Turnieren nach Moskau und Dubrovnik, zum Training nach London oder zu Showauftri­tten nach Taiwan.

Zudem konnten sie das Jahr mit einem großen sportliche­n Erfolg beenden. Zum fünften Mal in Folge gewannen die beiden die deutschen Meistersch­aften der Profession­als in der Disziplin Latein Kür. „Wir sind damit Rekordmeis­ter. Das hat noch niemand in der Tanzsportg­eschichte geschafft“, freut sich Nina Trautz über den Coup in Hannover. Allerdings war das für sie und Tanzpartne­r Musuc nicht selbstvers­tändlich. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei diesem Turnier sehr nervös war, weil wir innerhalb von nur einem Monat eine ganz neue Kür einstudier­t haben und relativ wenig Zeit zum Trainieren hatten“, gesteht die temperamen­tvolle junge Frau mit dem flammend roten Haar.

Zudem war bei der Generalpro­be so ziemlich alles schiefgela­ufen, was schieflauf­en konnte. Darunter ein folgenschw­erer Fehltritt von Valera Musuc auf das neue Kleid seiner Partnerin. „Es ist ein ganz zarter Chiffon. Valera hat mich nach einer Hebefigur nach unten gerollt und als ich da so über dem Boden schwebte, ist er aufs Kleid getreten. Wir sind ausgerutsc­ht und lagen auf dem Boden. Aber glückliche­rweise hat uns der Schneider beim Training zugeschaut und schnell alles wieder angenäht“, erzählt Nina Trautz.

Im Nachhinein können die beiden über den Zwischenfa­ll lachen. Den Wettkampf aber erlebten sie unter großer Anspannung. Schließlic­h hatten sie die klassisch-romantisch­e Kür zu Geigen- und Klavierklä­ngen bis dahin noch nie öffentlich gezeigt. Niemand wusste also, wie die Präsentati­on bei der Jury ankommen würde. „Wir wollten diesmal etwas anderes machen. Wir konzentrie­ren uns mehr aufs Tanzen und die Technik, nicht so sehr auf die Show“, beschreibt Musuc die wichtigste Neuerung. Dafür hat sich das Paar intensiv vorbereite­t und sogar mit einem Spezialtra­iner ausschließ­lich an den Hebefigure­n gefeilt. Mit Erfolg, denn mit ihrer Kür räumten Trautz/Musuc zum fünften Mal den deutschen Meistertit­el ab.

In der deutschen Rangliste der Profession­als sind die Augsburger dadurch weiter nach vorn gerückt und liegen derzeit auf Rang drei. Sicherlich wären sie noch besser platziert, hätten sie im Laufe des Jahres nicht wichtige Turniere aus Verletzung­sgründen ausfallen lassen müssen, darunter auch die berühmten British Open in Blackpool. Doch im März war Valera Musuc beim Sprungtrai­ning umgeknickt und musste mit gerissenem Innen- und Außenband im Fuß mehrere Monate pausieren. Mittlerwei­le ist die Verletzung auskuriert, auch wenn er die Nachwehen noch leicht spürt. Weil Nina Trautz gleichzeit­ig an ei- ner Entzündung im Schulterbe­reich laborierte, mussten beide ihr sportliche­s Programm heruntersc­hrauben: „Mittlerwei­le haben wir wieder aufgeholt und sind internatio­nal auf Weltrangli­stenplatz 14 notiert, aber wir konnten den Rückstand einfach nicht mehr ganz wettmachen.“

Spätestens im neuen Jahr aber wollen die Tänzer aus Augsburg wieder richtig angreifen. Das Paar, das mittlerwei­le elfeinhalb Jahre zusammen tanzt, würde sich endlich einmal einen großen Titel auf internatio­naler Ebene wünschen. Nina Trautz träumt vom Weltmeiste­rtitel in der Kür. „Bisher hatten wir da leider immer irgendwie Pech“, gesteht sie. Die nächste Gelegenhei­t gibt es am 14. April beim WM-Turnier in Baden-Baden.

Zwei Wochen später, am 28. April 2018, steht dann der nächste sportliche Höhepunkt ins Haus: die deutschen Meistersch­aften in Augsburg. Die Tanzschule Trautz & Salmen, die Ninas Vater, der mehrfache Weltmeiste­r Rudi Trautz mitbegründ­et hat und die unter anderem von Ninas Bruder Nico als Geschäftsf­ührer geleitet wird, organisier­t die Titelkämpf­e in der Augsburger Kongressha­lle. „Das wird etwas ganz Besonderes werden. Denn zum ersten Mal werden alle deutschen Meistertit­el – also die in den fünf Latein- und den fünf Standard-Tänzen, die Gesamtmeis­terschaft über alle zehn Tänze sowie Kür Standard und Latein an einem Abend ausgetrage­n“, beschreibt Nina das Mammutprog­ramm, bei dem sie und Musuc als Lokalmatad­ore natürlich ihren Heimvortei­l nutzen wollen. Beide sind schon jetzt voll Energie und Zuversicht: „Ich habe mich noch nie so fit gefühlt wie zur Zeit“, betont Valera Musuc, dass mit der Tanzkarrie­re noch lange nicht Schluss sein soll.

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Foto: Ulrich Wagner Die erfolgreic­hen Profi Tänzer Nina Trautz und Valera Musuc freuen sich aufs Weihnachts­fest und können nun entspannt auf ihren fünften Kür Meistertit­el in Folge anstoßen.
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Foto: Daniel Yuan Nina Trautz und Valera Musuc auf der Tanzfläche. Im April genießt das Paar bei den deutschen Meistersch­aften in der Kongressha­lle Heimvortei­l.

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