Tanzpause über die Feiertage
Nina Trautz und Valera Musuc haben zum fünften Mal den deutschen Meistertitel in der Latein Kür gewonnen. Was ein zerrissenes Kleid damit zu tun hat
Mit Freude blicken Nina Trautz und Valera Musuc dem Weihnachtsfest entgegen. Endlich haben die beiden Profitänzer Zeit, ein paar Tage im Kreis der Familie zu genießen, die Füße hochzulegen und dem geschundenen Körper ein bisschen Ruhe zu gönnen. Die Anforderungen an das Lateintanzpaar in den vergangenen Monaten waren hart. Der Beruf hat die 29-jährige Augsburgerin und den 31-jährigen Moldawier mal wieder durch die ganze Welt geführt; zu Turnieren nach Moskau und Dubrovnik, zum Training nach London oder zu Showauftritten nach Taiwan.
Zudem konnten sie das Jahr mit einem großen sportlichen Erfolg beenden. Zum fünften Mal in Folge gewannen die beiden die deutschen Meisterschaften der Professionals in der Disziplin Latein Kür. „Wir sind damit Rekordmeister. Das hat noch niemand in der Tanzsportgeschichte geschafft“, freut sich Nina Trautz über den Coup in Hannover. Allerdings war das für sie und Tanzpartner Musuc nicht selbstverständlich. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei diesem Turnier sehr nervös war, weil wir innerhalb von nur einem Monat eine ganz neue Kür einstudiert haben und relativ wenig Zeit zum Trainieren hatten“, gesteht die temperamentvolle junge Frau mit dem flammend roten Haar.
Zudem war bei der Generalprobe so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Darunter ein folgenschwerer Fehltritt von Valera Musuc auf das neue Kleid seiner Partnerin. „Es ist ein ganz zarter Chiffon. Valera hat mich nach einer Hebefigur nach unten gerollt und als ich da so über dem Boden schwebte, ist er aufs Kleid getreten. Wir sind ausgerutscht und lagen auf dem Boden. Aber glücklicherweise hat uns der Schneider beim Training zugeschaut und schnell alles wieder angenäht“, erzählt Nina Trautz.
Im Nachhinein können die beiden über den Zwischenfall lachen. Den Wettkampf aber erlebten sie unter großer Anspannung. Schließlich hatten sie die klassisch-romantische Kür zu Geigen- und Klavierklängen bis dahin noch nie öffentlich gezeigt. Niemand wusste also, wie die Präsentation bei der Jury ankommen würde. „Wir wollten diesmal etwas anderes machen. Wir konzentrieren uns mehr aufs Tanzen und die Technik, nicht so sehr auf die Show“, beschreibt Musuc die wichtigste Neuerung. Dafür hat sich das Paar intensiv vorbereitet und sogar mit einem Spezialtrainer ausschließlich an den Hebefiguren gefeilt. Mit Erfolg, denn mit ihrer Kür räumten Trautz/Musuc zum fünften Mal den deutschen Meistertitel ab.
In der deutschen Rangliste der Professionals sind die Augsburger dadurch weiter nach vorn gerückt und liegen derzeit auf Rang drei. Sicherlich wären sie noch besser platziert, hätten sie im Laufe des Jahres nicht wichtige Turniere aus Verletzungsgründen ausfallen lassen müssen, darunter auch die berühmten British Open in Blackpool. Doch im März war Valera Musuc beim Sprungtraining umgeknickt und musste mit gerissenem Innen- und Außenband im Fuß mehrere Monate pausieren. Mittlerweile ist die Verletzung auskuriert, auch wenn er die Nachwehen noch leicht spürt. Weil Nina Trautz gleichzeitig an ei- ner Entzündung im Schulterbereich laborierte, mussten beide ihr sportliches Programm herunterschrauben: „Mittlerweile haben wir wieder aufgeholt und sind international auf Weltranglistenplatz 14 notiert, aber wir konnten den Rückstand einfach nicht mehr ganz wettmachen.“
Spätestens im neuen Jahr aber wollen die Tänzer aus Augsburg wieder richtig angreifen. Das Paar, das mittlerweile elfeinhalb Jahre zusammen tanzt, würde sich endlich einmal einen großen Titel auf internationaler Ebene wünschen. Nina Trautz träumt vom Weltmeistertitel in der Kür. „Bisher hatten wir da leider immer irgendwie Pech“, gesteht sie. Die nächste Gelegenheit gibt es am 14. April beim WM-Turnier in Baden-Baden.
Zwei Wochen später, am 28. April 2018, steht dann der nächste sportliche Höhepunkt ins Haus: die deutschen Meisterschaften in Augsburg. Die Tanzschule Trautz & Salmen, die Ninas Vater, der mehrfache Weltmeister Rudi Trautz mitbegründet hat und die unter anderem von Ninas Bruder Nico als Geschäftsführer geleitet wird, organisiert die Titelkämpfe in der Augsburger Kongresshalle. „Das wird etwas ganz Besonderes werden. Denn zum ersten Mal werden alle deutschen Meistertitel – also die in den fünf Latein- und den fünf Standard-Tänzen, die Gesamtmeisterschaft über alle zehn Tänze sowie Kür Standard und Latein an einem Abend ausgetragen“, beschreibt Nina das Mammutprogramm, bei dem sie und Musuc als Lokalmatadore natürlich ihren Heimvorteil nutzen wollen. Beide sind schon jetzt voll Energie und Zuversicht: „Ich habe mich noch nie so fit gefühlt wie zur Zeit“, betont Valera Musuc, dass mit der Tanzkarriere noch lange nicht Schluss sein soll.