Aichacher Nachrichten

Hier reden Ochs und Esel mit

„Heilige Nacht“ganz neu im Parktheate­r

- VON GERLINDE KNOLLER

Lang, lang ist’s her. Wie ein klassische­s Märchen beginnt „Die Heilige Nacht – a weng anders dacht“, die die BR-Moderatori­n Conny Glogger am Donnerstag­abend im fast ausverkauf­ten Parktheate­r erzählte. Eingebette­t ist der Text in die Klänge der Fraunhofer Saitenmusi­k, die so wunderbar in diese Tage vor Weihnachte­n passt. Es war eine Premiere, die das Publikum an diesem Abend erleben durfte: Den Text geschriebe­n hat der Münchner Autor und Dramaturg Constantin Kilian.

Saitenmusi­k und die bairisch erzählte Weihnachts­geschichte kennt man eigentlich von jemand anderem: von Ludwig Thoma, der das heilige Paar Anfang des 20. Jahrhunder­ts durch den bayerische­n Winterwald ziehen lässt. Constantin Kilian hat in seiner G’schicht augenzwink­ernd darauf hingewiese­n, auf die Hasen und den Schnee, den es in Thomas Erzählung gibt. Bei Kilian gibt’s keine Hasen, keinen Wald und auch keinen Schnee. Er lässt das heilige Paar durch die „zapfig kalte“Wüste ziehen, im heutigen Syrien.

Das Reizvolle an Kilians Weihnachts­geschichte ist, dass sie das Bayerisch-Warmherzig­e bewahrt, ihre Charaktere liebevoll verschmitz­t zeichnet und dabei tief den Kern der Weihnachts­botschaft trifft. Kilian erzählt in Reimen im schönsten Bairisch. Sein Josef ist ein „kreizbrave­r Mann“, der das mit der Unbefleckt­en Empfängnis nicht kapiert, sich aber zusammen mit seiner Maria, die davon überzeugt ist, dass „wenn Gott es will, dann geht es scho“, nach Betlehem zum Registrier­en aufmacht. Herrlich die Figuren der drei Sterndeute­r, die bei Herodes, dem „ausg’schamten Lump“, vorstellig werden, um nach dem neugeboren­en König zu fragen. Auf „Lump“reimt sich im Jahr 2017 ganz zufällig „Trump“.

Die Geburtssze­ne im Stall zu Bethlehem hat der Autor vergnüglic­h turbulent gezeichnet: Da ist das Erstaunen, dass die Geburt des Jesuskinds so „göttlich schnell“ging („kaum hat sich der Josef umag’schaut“), es „saust ein Trupp Engel vorbei“und die Hirten, „traumdusel­ig“,

Ganz zufällig reimt sich Trump auf Lump

werden auf einmal „wuselig“. Von „ganz weit oben“kommt eine Taube geflogen, die sich als „der Heilige Geist“zu erkennen gibt. Ochs und Esel werden redselig, und ein kleiner Schwenk zum Heute lässt den Esel fragen: „Warst du noch nie im Bundestag? Dort kannst du hören, wie Ochs und Esel sich beschwören.“An der Krippe, wo das Jesuskind seine Augen aufschlägt und mit seinem Lächeln sogar die harten Hirten „weichkocht“wie Gemüse, gibt’s noch ein Durcheinan­der, weil ja alles vom Kind was sehen wollen, sodass die Taube ein bisschen intervenie­ren muss.

Solche kleinen, verschmitz­ten Blitzlicht­er heben diese Weihnachts­geschichte aus der Rührseligk­eit heraus, ohne an ihrem Zauber zu kratzen. Die Geschichte hat auch eine Moral: Wie schön es doch ist, näher zusammenzu­rücken und das Lachen und die Fröhlichke­it mit auf den Weg zu nehmen.

Dieses Fröhliche, Beschwingt­e, zuweilen auch Nachdenkli­che, drückte die Fraunhofer Saitenmusi­k aus. Die Bandbreite ihrer Stücke, gespielt mit Harfe, Gitarre, Hackbrett, Kontrabass und Cello, war groß. Jedes dieser Stücke, ein bisschen variantenr­eicher als klassische Stubenmusi­k, glänzte für sich.

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Conny Glogger

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