Trauriges Ende der Staatsgalerie
Es war ein Scheitern mit Ansage. Das Ende des Augsburger Ablegers der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen überrascht nicht wirklich. Der Abzug des Freistaats aus dem Glaspalast beendet ein Dahindämmern. Aufruhr in Augsburg? Ach wo. Vielleicht ein Schulterzucken. Dass die Stadt die Kündigung der Öffentlichkeit ein halbes Jahr verschwiegen hat, spricht Bände. Wenn fünf Parkplätze oder eine Weihnachtsbude wegfallen, ist mehr Aufregung.
Diese Staatsgalerie war ein hübsches, zu großen Hoffnungen anspornendes Stiefkind, das alle grob vernachlässigt haben, die in Verantwortung standen. Da sind die Macher in München, die erkennbar minimalen Aufwand betrieben, um diese Zweigstelle an schwierigem Ort zu beleben und attraktiv zu halten. Es genügt nicht, alle paar Jahre eine neue Ausstellung zu hängen, ein paar Plakate zu kleben und dann über irrwitzig ausgedehnte Laufzeiten von zwei und mehr Jahren traurig ins Leere zu schauen. So bekommt ein Haus kein Profil, eine Zweigstelle schon gar nicht. Dabei wäre in den Depots und Sammlungen des Freistaats zweifellos genug Potenzial für ein starkes Ausstellungsprogramm vorhanden. Ohne Wechsel, Neuanreize, Verlockungen – also mindestens zwei Ausstellungen pro Jahr – verliert man das Publikum, das sowieso schon schwer an diesen verschwiegenen Standort zu lotsen ist.
Aber auch die Stadt hat die Staatsgalerie mit abschmieren lassen. Davon, dass man sich reingehängt hätte, kann kaum die Rede sein. Das Ding war halt da und man hat es eher hingenommen, so wie man den Nachbarn hinnimmt, der nebenan wohnt und den man grüßt, wenn’s nicht anders geht. Niemand hat sich aufgebäumt gegen dieses Verkümmern. Auch im städtischen H2 nebenan übrigens kann man an vielen Tagen eine Stecknadel fallen hören. Deshalb wäre ein starker, ja kämpferischer gemeinsamer Auftritt von H2 und Staatsgalerie die logische Konsequenz gewesen.
Und jetzt? Wir können einer schönen Idee nun beim langsamen Absterben zusehen bis Ende 2019. So lange bleibt die Staatsgalerie noch im Glaspalast – dass man sich mit einer neuen Ausstellung trotzig verabschiedet, ist höchst unwahrscheinlich. Und so wird „Aufruhr in Augsburg“mit dann viereinhalb Jahren Laufzeit einen grotesken Rekord aufstellen. Die zeitgenössische Kunst hat es in Augsburg schwer genug – ob mit dem Abzug der Staatsgemäldesammlung nun größer gedacht wird? Es sieht eher nach dem Allheilmittel aus: „lokale Szene“. Geht immer. Gute Nacht.