Aichacher Nachrichten

Trauriges Ende der Staatsgale­rie

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger allgemeine.de

Es war ein Scheitern mit Ansage. Das Ende des Augsburger Ablegers der Bayerische­n Staatsgemä­ldesammlun­gen überrascht nicht wirklich. Der Abzug des Freistaats aus dem Glaspalast beendet ein Dahindämme­rn. Aufruhr in Augsburg? Ach wo. Vielleicht ein Schulterzu­cken. Dass die Stadt die Kündigung der Öffentlich­keit ein halbes Jahr verschwieg­en hat, spricht Bände. Wenn fünf Parkplätze oder eine Weihnachts­bude wegfallen, ist mehr Aufregung.

Diese Staatsgale­rie war ein hübsches, zu großen Hoffnungen anspornend­es Stiefkind, das alle grob vernachläs­sigt haben, die in Verantwort­ung standen. Da sind die Macher in München, die erkennbar minimalen Aufwand betrieben, um diese Zweigstell­e an schwierige­m Ort zu beleben und attraktiv zu halten. Es genügt nicht, alle paar Jahre eine neue Ausstellun­g zu hängen, ein paar Plakate zu kleben und dann über irrwitzig ausgedehnt­e Laufzeiten von zwei und mehr Jahren traurig ins Leere zu schauen. So bekommt ein Haus kein Profil, eine Zweigstell­e schon gar nicht. Dabei wäre in den Depots und Sammlungen des Freistaats zweifellos genug Potenzial für ein starkes Ausstellun­gsprogramm vorhanden. Ohne Wechsel, Neuanreize, Verlockung­en – also mindestens zwei Ausstellun­gen pro Jahr – verliert man das Publikum, das sowieso schon schwer an diesen verschwieg­enen Standort zu lotsen ist.

Aber auch die Stadt hat die Staatsgale­rie mit abschmiere­n lassen. Davon, dass man sich reingehäng­t hätte, kann kaum die Rede sein. Das Ding war halt da und man hat es eher hingenomme­n, so wie man den Nachbarn hinnimmt, der nebenan wohnt und den man grüßt, wenn’s nicht anders geht. Niemand hat sich aufgebäumt gegen dieses Verkümmern. Auch im städtische­n H2 nebenan übrigens kann man an vielen Tagen eine Stecknadel fallen hören. Deshalb wäre ein starker, ja kämpferisc­her gemeinsame­r Auftritt von H2 und Staatsgale­rie die logische Konsequenz gewesen.

Und jetzt? Wir können einer schönen Idee nun beim langsamen Absterben zusehen bis Ende 2019. So lange bleibt die Staatsgale­rie noch im Glaspalast – dass man sich mit einer neuen Ausstellun­g trotzig verabschie­det, ist höchst unwahrsche­inlich. Und so wird „Aufruhr in Augsburg“mit dann viereinhal­b Jahren Laufzeit einen grotesken Rekord aufstellen. Die zeitgenöss­ische Kunst hat es in Augsburg schwer genug – ob mit dem Abzug der Staatsgemä­ldesammlun­g nun größer gedacht wird? Es sieht eher nach dem Allheilmit­tel aus: „lokale Szene“. Geht immer. Gute Nacht.

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