Referent Wurm auf einer Gratwanderung
Dass die Situation am Oberhauser Bahnhof verbessert wird, ist auf seinen Einsatz zurückzuführen. In der Standortfrage für den Süchtigen-Treff stellte sich der SPD-Mann selbst ein Bein. Die Rettung folgte
Es ist eine klare Botschaft des Augsburger Stadtrats an die Bürger im Stadtteil Oberhausen: Die Stadt will die Zustände am Helmut-Haller-Platz, der seit Jahren zum Treffpunkt der Drogenund Alkoholikerszene mit allen unliebsamen Begleiterscheinungen geworden ist, in dieser Form nicht länger hinnehmen. Als Anlaufstation für die Süchtigen gibt es künftig einen Treff, der nach langer Standortsuche in der Branderstraße angesiedelt wird. Sie grenz unmittelbar an den Bahnhofsvorplatz an. Mit einem Paket an Maßnahmen soll die Wohnqualität im Viertel rund um den Bahnhof verbessert werden. Für den Helmut-Haller-Platz selbst sind zusätzliche Veranstaltungen geplant, um ihn zu beleben. Baulich soll einiges verschönert werden. Polizei und städtischer Ordnungsdienst verstärken die Kontrolle vor Ort. Was vom Stadtrat jetzt beschlossen wurde, ist ein in sich schlüssiges Paket.
Es war ein schwieriger Weg bis dahin mit einigem Hin und Her, was vor allem an der Standortsuche für den geplanten Süchtigen-Treff gelegen hat. Diese Frage hat die politische Diskussion überlagert. Und sie wurde zu einem Politikum, in dessen Verlauf Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) massiv unter Druck geriet. Am Ende des Prozesses muss sich Wurm aber keineswegs als Verlierer fühlen. Er ist gestolpert, aufgestanden und hat dank der Unterstützung von oberster Stelle im Rathaus am Ende sein Ziel erreicht. Ein Gewinner in diesem äußerst schwierigen Prozess ist Wurm damit allerdings auch nicht. Die Umsetzung des Süchtigen-Treffs trägt am Ende die Handschrift der Stadtregierung. In der Abwägung spricht für die Branderstraße jedenfalls deutlich mehr als für die Dinglerstraße. Was auch klar ist: Den idealen Standort für einen Süchtigen-Treff wird es ohnehin niemals geben. Das weiß die Stadtregierung nach den zurückliegenden Erfahrungen. Deshalb wird es jetzt frühzeitig Informationsveranstaltungen geben, um Anwohner einzubinden.
Die Dinglerstraße, die als Erstes ausgewählt worden war, war letztlich nicht durchsetzbar, weil sie inmitten eines Wohngebiets liegt und der Protest frühzeitig hochkochte. Dafür trug Wurm die politische Verantwortung, da er sich sehr ungeschickt verhielt. Die Dinglerstraße wurde quasi als Geheimsache eingestuft. Wurm hatte den großen Fehler begangen, Anwohner und Stadträte nicht in seine Planungen einzubinden. Dieses Verhalten machte Wurm extrem angreifbar. Der Referent räumte später den Fehler ein. Mit seinen Hausbesuchen und bei den drei städtischen Informationsabenden warb er offensiv für das Konzept des Treffs. Dieser Einsatz brachte Wurm in dieser Woche im Stadtrat Anerkennung und Respekt des politischen Gegners ein. Man nahm ihm ab, eine Lösung für die Situation rund um den Oberhauser Bahnhof finden zu wollen. Wurm wollte etwas bewegen, er war initiativ. Das spricht in der Rückschau für ihn.
Politisch betrachtet, stand SPDMann Wurm nicht auf verlorenem Posten: In Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hatte er einen Verbündeten, um für Oberhausen eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Bereits beim ersten städtischen Informationsabend in Oberhausen hatte Gribl unmissverständlich geäußert, „dass die Standortfrage nicht eine Frage von Gewinnern und Verlierern ist“. Gribl unterstrich, dass es um eine Aufgabe gehe, die von der Stadtregierung angepackt werden müsse. Das Wort „Chefsache“fiel zwar nicht, doch spätestens zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass die Weichen in der Regierung für einen Vorschlag gestellt werden, der auf breite Unterstützung zählen konnte. Gribl und die Augsburger CSU stellten das Betreuungskonzept für die Süchtigen, das maßgeblich von Wurm ausgearbeitet wurde, nicht länger infrage. Knackpunkt war die Frage des Standorts.
Die Räume in der Branderstraße waren bereits früher im Rennen, schieden aber wegen der zu hohen Miete aus. Finanzreferentin Eva Weber (CSU) machte mehr Geld locker. Es war die Rettungsaktion für Wurm.
Warum der Protest so hochkochte