Kliniken an der Paar: Rezepte gegen das Defizit
Gutachten zu den Abläufen in den Krankenhäusern in Aichach und Friedberg liegt vor. Personal soll bei kommender Neustrukturierung nicht abgebaut werden. Der Plan: Ressourcen effizient einsetzen und gut organisieren
Aichach Friedberg Bei den Kliniken an der Paar läuft im Moment nicht alles rund. Das Defizit wächst. 2,6 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, mit einem Minus von vier Millionen Euro wird in diesem Jahr gerechnet. Es besteht also Handlungsbedarf. Monatelang hat die Gütersloher Organisationsberatung – kurz GOB – den Betrieb in den Krankenhäusern in Aichach und Friedberg unter die Lupe genommen. Jetzt liegt das 400 Seiten starke Gutachten vor. Das wichtigste Ergebnis für Maik Tauch von der GOB: Personell sind die beiden Häuser gut aufgestellt.
Doch beim Überprüfen der Arbeitsabläufe, der Organisation der Abteilungen und Dienstzeiten fiel auf, dass die Mitarbeiter so viel mit anderen Dingen zu tun haben, dass sie weniger Zeit als möglich für die Versorgung der Patienten haben. Die Häuser in Aichach und Friedberg seien allgemein zu wenig miteinander vernetzt. Gleiches gilt für die einzelnen Abteilungen, was mitunter unnötige Mehrarbeit verursacht.
Auch räumliche Veränderungen müssen laut Gutachten her. Drei Aufwachräume binden im Aichacher Krankenhaus vergleichsweise viel Personal. Im Neubau ist deshalb nur noch ein Aufwachraum vorgesehen. Überhaupt wird neu durchgerechnet, welche Abteilung wie viel Personal braucht. Der Klinik-Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kaz- mierczak betont, dass es nicht darum gehe, Personal einzusparen, (70 Prozent der Kosten) sondern darum, es an den richtigen Stellen einzusetzen. Landrat Klaus Metzger erklärt, Ziel sei es, das Leistungsspektrum der Kliniken mit dem vorhandenen Personal zu erweitern. Die Mitarbeiter seien insgesamt sehr gut qualifiziert und hätten viel Berufserfahrung. Die Atmosphäre sei in Aichach und Friedberg familiär. Vorteile, die die Kliniken an der Paar nutzen wollen.
Eine straffere Organisation gilt als Schlüssel zum Erfolg. Als die Krankenhausmitarbeiter aus allen Berufsgruppen gefragt wurden, was ihrer Meinung nach im Argen liegt, hatte das Reinigungspersonal als erstes gemeldet, dass es Schwierigkeiten bei der Einhaltung des Zeitplans gebe. Diese Mitarbeiter sollen bis 16 Uhr die Räume gereinigt haben. Sie hängen jedoch oft Überstunden an, weil sie warten müssen, bis sie ihre Arbeit tun können.
Überhaupt wird in beiden Krankenhäusern zu viel gewartet, wie das Gutachten ergab. Da warten Pfleger und Stationsschwestern auf Assistenzärzte, die wegen der Visite auf Oberärzte und Chefärzte warten. Kommt beispielsweise ein Oberarzt zu spät, behindert er unter Umständen den gesamten Ablauf im Krankenhaus und sorgt am Ende dafür, dass selbst das Reinigungspersonal Überstunden anhäuft. Personalkosten, die allesamt finanziell ins Gewicht fallen. Warten muss natürlich Ende auch der kranke Patient. Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kazmierczak fordert deshalb Disziplin ein, auch von Mitarbeitern in den höheren Gehaltsklassen. In Friedberg soll beispielsweise die Visite pünktlicher stattfinden, in Aichach der OP-Betrieb besser organisiert werden. Ärzte werden aufgefordert, den OP-Plan genau abzuklären, um in Zukunft Ressourcen nicht unnötig zu binden. Wie Dr. Krzysztof Kazmierczak erklärt, koste eine Stunde OP-Betrieb 2000 Euro. Mitarbeiter, die lange auf ihren nächsten Einsatz rund um den OP-Tisch warten, kosten Geld, das eingespart werden könnte. Landrat Klaus Metzger gibt außerdem zu bedenken, dass das Warten nicht nur unzufriedene Patienten hervorrufe, sondern auch unzufriedenes Personal. Beschweren sich Patienten über die Kliniken an der Paar, betreffe das so gut wie immer die Notaufnahme, und es gehe fast ausschließlich um die Wartezeiten, erklärt Klaus Metzger. Es sei eben, wie auch in anderen Kliniken, durchaus möglich, dass Patienten drei oder vier Stunden im Gang liegen und darauf warten, ihre Station zu beziehen oder nach Hause zu dürfen. Dr. Krzysztof Kazmierczak erhofft sich Besserung, wenn im Sommer 2018 in Friedberg und Aichach Bereitschaftspraxen eröffnet werden, die die Notaufnahme entlasten. Das dürfte auch finanziell zu Buche schlagen, denn unter momentanten Bedingungen lässt sich die Notaufnahme kaum kostendeckend betreiam ben. Um den Bereich OP-Organisation zu verbessern, wurde bereits eine Projektgruppe gebildet. Weitere Projektgruppen werden andere Probleme angehen. Doch nicht alle Verbesserungsvorschläge können gleichzeitig abgearbeitet werden. Maik Tauch von der Organisationsberatung geht davon aus, dass dies eine Herausforderung für die kommenden zwei bis drei Jahre sein werde. Überdies dauere es etwa 18 Monate, Leistungsbereiche wie die Gefäßchirurgie aufzubauen, mit denen dann mehr Umsatz generiert werden soll. „Hier sind unsere Doktoren gefragt“, sagt Dr. Krzysztof Kazmierczak. „Wir stehen im Wettbewerb.“Insgesamt geht es auch darum, dass das Personal mehr Zeit für den Patienten habe, wie es heißt.