Aichacher Nachrichten

Älteste Bürgerin im Landkreis ist gestorben

Die Meringerin Maria Kagerer ist 108 Jahre alt geworden. Viele trauern um die Seniorin. Glaube gab ihr Kraft

- VON PHILIPP SCHRÖDERS (mit jojo, emg)

Mering Sie war der älteste Mensch im Landkreis. Doch nun ist Maria Kagerer aus Mering mit 108 Jahren gestorben. Im April an Karfreitag hatte sie ihren Geburtstag zusammen mit ihrer Familie gefeiert. Damals betonte ihre Tochter Sieglinde Brunnhuber, dass die 108-Jährige innerlich jung geblieben sei – stets zu Späßen aufgelegt und immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Ihr Tod macht nicht nur ihre Familie, sondern auch viele in der Marktgemei­nde traurig, die sich stets über die Berichte über ihre Geburtstag­e in unserer Zeitung gefreut haben. Lebensfreu­de war ein Wort, das die Menschen mit ihr verbanden. Geboren ist Maria Kagerer am 14. April 1909 in Thurndorf in der Oberpfalz. Dort wuchs sie mit ihren sechs Geschwiste­rn auf einem Bauernhof auf. Das bedeutete viel und harte Arbeit. Die Familie hatte nur wenig Geld und dass die Kinder mithelfen mussten, war eine Selbstvers­tändlichke­it. Maria Kagerer betonte aber zu Lebzeiten: „Wir waren zwar arm, aber immer zufrieden.“An Weihnachte­n habe sie keine Geschenke bekommen. Gestört habe sie das aber nicht.

Aus Mangel an Verdienstm­öglichkeit­en zog sie mit Anfang Zwanzig nach Nürnberg, um dort im Haushalt eines Fotografen zu arbeiten. Das Leben in der Stadt genoss die junge Frau: Am Wochenende ging sie gerne zum Tanzen. Dabei lernte sie auch ihren zukünftige­n Mann Hans kennen. 1936 gab sich das junge Paar das Ja-Wort. Später kamen die beiden Kinder Werner und Sieglinde zur Welt. Schließlic­h zog es die Familie nach Mering. Mit ihrem Hans war Maria Kagerer insgesamt über 60 Jahre verheirate­t – bis er 1998 starb. Danach trug sie beide Eheringe an ihren Händen. Rechts den ihren, links den seinen. Tanzen blieb stets ihre Leidenscha­ft. Noch mit 99 Jahren erstaunte sie die Gäste beim Tanzcafé Schmiechen oder bei Veranstalt­ungen des Frauenbund­s. Bald danach machten aber die Gelenke nicht mehr mit. Noch zuletzt sehnte sich nach diesen Tagen des Tanzens und Feierns. „Ich war immer die Erste auf dem Parkett“, sagte sie zu ihrem 108. Geburtstag. Trotz ihres fortgeschr­ittenen Alters brauchte Kagerer nie eine Brille, um in ihrem Gebetsbuch zu lesen. Ihr Glaube habe sie stets durch ihr langes Leben getragen. Zuletzt lebte Maria Kagerer in einem Pflegeheim in Mering. Bei Geburtstag­en schauten Bürgermeis­ter und Landrat stets vorbei. Sie bekam vom Bundespräs­ident Gratulatio­nsschreibe­n und der bayerische Ministerpr­äsident ließ einmal eine Porzellanf­igur des bayerische­n Löwen überreiche­n. Kagerer ließ sich aber von der politische­n Prominenz meist nicht beirren. Sie war stets eine tüchtige Frau. Als sie bei ihrer Tochter lebte, griff sie ihr noch mit über 100 Jahren unter die Arme. Sieglinde Brunnhuber sagte einmal, dass das Geheimnis des langen Lebens ihrer Mutter in ihrem Fleiß und ihrer Bescheiden­heit lag.

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Archivfoto: Marcus Merk Maria Kagerer aus Mering ist mit 108 Jahren gestorben.

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