Was sagt uns der atmende Deckel?
Demnächst wird das Unwort des Jahres 2017 gekürt
Augsburg Alle Jahre wieder wird nicht nur das „Wort des Jahres“gewählt, sondern auch das „Unwort des Jahres“. Das Schöne ist: Die Bevölkerung darf bei der Kür mitmachen – und Vorschläge bei einer Fachjury einreichen. Dies ist noch bis zum 31. Dezember möglich unter der Adresse vorschlaege@unwortdesjahres.net.
Die bisher eingegangenen Begriffe wirken vielleicht bislang nicht sehr spannend. 780 Vorschläge wurden an die Jury versandt – 56 Mal davon die beliebten „alternativen Fakten“, mit denen sich etwa USPräsident Trump die Welt so macht, wie sie ihm gefällt. „Fake News“, also das Verbreiten absichtlich falscher Nachrichten, wurde zwölf Mal genannt. Auf elf Nennungen bringt es der „atmende Deckel“, wonach es keine Obergrenze für die Einreise von Flüchtlingen nach Deutschland geben soll, sondern eine eher flexible Begrenzung. Weitere Kandidaten sind etwa „Bio-Deutsche“und „Softwareupdate“.
Ein Blick in die Unwort-Geschichte offenbart da schon erheblich derbere Begriffskreationen. Hier ein paar Beispiele (die aber nicht Unwörter des Jahres wurden): „Personalentsorgung“(1991), „Altenplage“(1995), „Selektionsrest“(1993, äußerst geschmacklos, für Behinderte, die nicht in Regelklassen integriert werden können), „Zellhaufen“(2002), „Belegschaftsaltlasten“(2000), „Langlebigkeitsrisiko“(2005, gefährlich vor allem für Versicherungsgesellschaften). Diese Begriffe verdeutlichen doch, dass es auch früher immer wieder ziemlich rüde in unserer Gesellschaft zuging. Da wirken die aktuellen Einsendungen ja eher harmlos. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass es derzeit bei uns gar nicht so schlimm zugeht? Wer weiß. Die Österreicher haben sich übrigens schon für ihr Unwort 2017 entschieden: alternative Fakten.