Aichacher Nachrichten

Warmer Regen für die FDP

Die Zuwendunge­n von Unternehme­n für die Liberalen haben sich im Vergleich zum Jahr der Bundestags­wahl 2013 fast verdoppelt. Spitzenrei­ter bleibt jedoch die CDU

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Berlin Die FDP hat im laufenden Jahr nicht nur ein politische­s Comeback gefeiert, sie kann sich auch über frische Finanzmitt­el aus Großspende­n freuen. Die Liberalen bekamen 2017 nach einer Auswertung von Lobbycontr­ol mehr als doppelt so viel Geld wie im Bundestags­wahljahr 2013.

Doch auch der CDU sind viele Unternehme­r offensicht­lich weiterhin gewogen. Die Partei strich bis vor Weihnachte­n meldepflic­htige Großspende­n von insgesamt fast 2,9 Millionen Euro ein, die FDP kam auf rund 1,9 Millionen Euro. Das geht aus Veröffentl­ichungen der Bundestags­verwaltung hervor. SPD und Grüne erhielten danach vergleichs­weise wenig Großspende­n. An die Grünen gingen 373 000 Euro, an die SPD nur 350 000 Euro – unter anderem von den Industriek­onzernen Evonik sowie Daimler. CSU, Linke und AfD gingen bis kurz vor Weihnachte­n leer aus. Die CSU hatte allerdings noch kurz vor dem Jahresende 2016 eine Großspende verzeichne­t, ebenso wie die AfD.

Laut Parteienge­setz müssen Parteien Spenden über 50 000 Euro sofort melden – die Bundestags­verwaltung veröffentl­icht anschließe­nd auch die Namen der Spender. Insgesamt gingen 2017 rund 5,5 Millionen Euro Großspende­n an die im Bundestag vertretene­n Parteien. In einem Bundestags­wahljahr wird traditione­ll bedeutend mehr gespendet als in anderen Jahren. Im Vergleich zum Wahljahr 2013 lagen die Großspende­n 2017 nach Angaben des Vereins Lobbycontr­ol um rund ein Drittel höher. Zu den Großspende­rn der FDP zählten etwa der Arbeitgebe­rverband Südwestmet­all sowie der Unternehme­r Hans-Georg Näder, Chef des Prothesenh­erstellers Otto Bock aus dem niedersäch­sischen Duderstadt. Näder überwies in zwei Tranchen insgesamt 200 000 Euro an die FDP, im September dazu noch 100000 Euro an die CDU.

Näder begründete seine Spenden an die Liberalen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur so: „Egal, ob in der Regierung oder in der Op- position: Ich bin sicher, dass die FDP wirtschaft­spolitisch­e Akzente setzen wird, und unterstütz­e sie.“Die höchste Spende des Jahres – mehr als eine halbe Million Euro – überwies der Internet-Unternehme­r Ralph Dommermuth im Mai auf das Konto der CDU. Aus der bayerische­n BMW-Großaktion­ärsfamilie Quandt gingen 200 000 Euro jeweils zur Hälfte an CDU und FDP. Der Stuttgarte­r Autoherste­ller Daimler überwies neben der SPD auch der CDU 100 000 Euro.

Die höchste Großspende an die CDU kam im laufenden Jahr vom früheren Chef des Pharma- und Spezialche­miekonzern­s Merck, Hans-Joachim Langmann. Er zahlte Mitte Juni 300 000 Euro an die CDU und legte wenige Tage später noch einmal 70000 Euro drauf. Daneben erhielt die CDU Großspende­n zum Beispiel vom Medienmana­ger Georg Kofler und vom Verband der Chemischen Industrie, der aber auch SPD und FDP unterstütz­te.

Aus Sicht von Lobbycontr­ol sind die bisher öffentlich­en Zahlen nur ein „Bruchteil“der tatsächlic­h geflossene­n größeren Spenden. Der Löwenantei­l werde erst Mitte 2019 bekannt, wenn die Rechenscha­ftsbericht­e für 2017 veröffentl­icht werden. Nach dem Parteienge­setz müssen Spenden, die im Kalenderja­hr die Summe von 10000 Euro übersteige­n, im Rechenscha­ftsbericht der Partei verzeichne­t sein. Erst dann werde sichtbar, wenn Spender sechsstell­ige Beträge in mehreren Tranchen überwiesen haben, die für sich genommen immer unter 50 000 Euro blieben.

Lobbycontr­ol fordert seit langem, eine Obergrenze für Parteispen­den einzuführe­n, diese sollte bei maximal 50000 Euro liegen. Ansonsten bestehe bei höheren Summen die Gefahr, dass bei den Parteien ein Drang erzeugt werde, sich mit „politische­n Gefälligke­iten“zu revanchier­en.

Die höchste Einzelspen­de des Jahres ging an die CDU

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Foto: Armin Weigel, dpa Für die Liberalen machte sich bezahlt, dass sich die Unternehme­n von ihrem Wiedereinz­ug in den Bundestag wirtschaft­spolitisch­e Akzente erhofften. Die Großspende­n an die Partei gingen deutlich in die Höhe.

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