Das Weihnachtswunder von Vals
Zehntausende Tonnen Geröll donnern zu Tal. Eine Straße, auf der vorher noch Familien unterwegs waren, wird verschüttet. Aber es kommt niemand zu Schaden
Vals Ein gewaltiger Felssturz hat am Heiligabend gegen 18.15 Uhr in Österreich ein Tal praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Es gehört zur Gemeinde Vals etwa 40 Kilometer südlich von Innsbruck. Rund 150 Menschen sitzen fest. 40 Menschen mussten zudem sicherheitshalber neun gefährdete Häuser verlassen. Auf der Zufahrtsstraße türmt sich das Geröll bis zu 50 Meter hoch. Das Freiräumen der verschütteten Straße wird nach Angaben der Landesregierung drei Wochen dauern. Wenige Minuten vor dem Felssturz hatten Berichten zufolge mehrere Kinder auf dem Weg zur Christmette die Unglücksstelle passiert. Sie und auch andere Bewohner des Tales blieben unverletzt. Das sei, wenn es kitschig klingt, ein Weihnachtswunder“, sagte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter nach einer Krisensitzung.
Weil der Berg weiter im Rutschen war, wurde die Gefahrenzone über die Feiertage über mehrere Weiler ausgeweitet. Auf den Zufahrtsstraßen konnten neue Felsstürze nicht ausgeschlossen werden. Die Stimmung unter den Eingeschlossenen sei aber gelassen, sagte Vals’ Bürgermeister Klaus Ungerank im Fernsehen. Wegen Weihnachten hätten sich die Menschen vorher mit Nahrungsmitteln eingedeckt, Versorgungsengpässe gebe es nicht: „Das ist aktuell noch nicht unbedingt das große Problem.“
Bei Bedarf ist zudem eine Versor- gung oder Rettung per Hubschrauber möglich. Am heutigen Mittwoch soll eine Notstraße auf der anderen Talseite fertiggestellt sein. Bagger waren an den Feiertagen im Großeinsatz, um einen Feldweg dafür herzurichten.
Am Heiligabend waren kurz vor 18 Uhr zehntausende Tonnen Gestein, Geröll und Schutt ins Tal gedonnert. „Es hat sich angehört wie ein Erdbeben“, sagte der Gemeindesekretär von Vals, Josef Gatt. „Das ganze Haus hat gezittert. Wir sind auf den Balkon gegangen, da gab es eine riesige Staubwolke – es war unheimlich.“Eine Straße wurde auf einer Länge von 150 Metern verschüttet. Aufnahmen aus Hubschraubern zeigten den riesigen Ge„auch röllkegel in der verschneiten Landschaft. Der Hang war als gefährlich bekannt, berichtete der zuständige Geologe Gunther Heißel.
Dennoch kam der Felssturz unerwartet. „Niemand hat die Situation für so extrem gehalten“, sagte Heißel. Nach mehreren Überflügen berichtete er: „Es hat sich gezeigt, dass dort noch Fels abzubrechen droht. Die Gefahr ist bei Weitem noch nicht gebannt.“Für heute sind Regen und Schnee vorausgesagt. Das sei ein Problem, sagte Heißel: „Es handelt sich um schwarzen Schiefer, der auch im trockenen Zustand extrem rutschfreudig ist. Wenn Wasser hinzukommt, gibt es kein Halten mehr.“Zudem sei das Gelände extrem steil.