Gemalter Bürgerstolz
Die Badstuben in den Fuggerhäusern
Spricht eigentlich was dagegen, das neue Jahr mit ein wenig kulturellem Input zu beginnen? Die Badstuben in den Fuggerhäusern lassen sich wunderbar mit einem Spaziergang durch die Innenstadt verbinden. Bei den Augsburgern haben die prachtvoll gestalteten Räume einen legendären Ruf. Auch wenn der Name Badstuben irreführend ist, sind es doch vielmehr schicke Repräsentationszimmer. Lange Zeit waren die kunsthistorisch hochbedeutenden Säle überhaupt nicht zu besichtigen oder nur nach Anmeldung bei den Tagen des offenen Denkmals oder ähnlichen Anlässen. Viele mussten mit langen Gesichtern wieder von dannen ziehen, die Kapazitäten waren zu schnell erschöpft. Die Badstuben haben viel mit dem Augsburger Bürgerstolz auf die glorreiche Vergangenheit der Stadt zu tun.
Die Badstuben waren schon zur Zeit ihrer Entstehung besonders: Es sind die ersten Prunkräume, die in Deutschland im Stil der Spätrenaissance entstanden – hochmodern also zu ihrer Zeit. Die Fugger engagierten für die Ausgestaltung Meister aus Florenz, die auch in den Diensten der Medici standen. So entstanden unter der Leitung von Friedrich Sustris in den Jahren 1569 bis 1571 zwei Zimmer, in denen unter anderem die Kunstsammlung Hans Fuggers untergebracht war. Der Verbleib der Kunstwerke und Kuriositäten ist allerdings nicht bekannt.
Die prachtvollen Räume hinterließen so großen Eindruck, dass Bayerns Herzöge kurz darauf dieselben Künstler mit dem Antiquarium der Münchner Residenz betrauten.
Beim Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 wurden die Badstuben jedoch weitgehend zerstört. Bilder in einem Vorraum zeigen das ganze verheerende Ausmaß. Das Löschwasser tat sein Übriges, um die Bausubstanz bis zum heutigen Tag zu schädigen. Im Jahr 2000 begann eine umfassende Restaurierung der beiden Räume. 13 Jahre zog sich die Rekonstruierung der wertvollen Wandmalereien und der Stuckornamente im Musen- und Zodiakusraum hin. Doris Wegner