Aichacher Nachrichten

Es weihnachte­t jazzig

Im Café des Kinos versammelt­e der Augsburger Stephan Holstein ein Quintett aus lauter Top-Musikern. Einer stach besonders heraus

- VON TILMAN HERPICHBÖH­M

Alle Jahre wieder. Welch abgedrosch­ener Spruch in Bezug auf dieses Konzert, und doch so zutreffend. Gefühlt schon immer präsentier­en fünf großartige Musiker am 23. Dezember im Café des Thalia-Kinos ein vergnüglic­hes Programm voller Jazz-Standards, frischer Arrangemen­ts und Kompositio­nen des Regensburg­er Gitarriste­n Helmut Nieberle. Das Thalia hat sich schon seit Jahren zu einer der am besten frequentie­rten Bühnen für Jazz in Augsburg etabliert. Das liegt vor allem daran, dass die Kinomacher sich alle Mühe geben, der Musik den für ein Konzert benötigten Rahmen zu schaffen – inzwischen auch mit Übertragun­g auf Großleinwa­nd. Die Zuhörer dankten das Engagement durch aufmerksam­es Lauschen und tosenden Applaus.

Kein Wunder bei dieser Combo um Augsburgs wohl stärksten Straight-ahead-Jazzmusike­r Stephan Holstein, der mit der Regensburg­erin Franziska Forster an Flöte und Saxofon besonders schön harmoniert­e. Vor allem die Kombinatio­n Klarinette und Querflöte hört man selten, doch gab es sie an diesem Abend gleich mehrfach, etwa beim fidelen „Diplomata“des brasiliani­schen Komponiste­n Pixinguinh­a oder bei Lester Youngs „Tickle Toe“. Helmut Nieberles Jazz-Walzer „The Real Gentleman“präsentier­te sich wie für Holstein auf den Leib geschneide­rt, nicht zuletzt, weil Franziska Forster dafür ausnahmswe­ise zur Klarinette griff und somit Holsteins Spielen zusätzlich animierte, was zu einem ersten Höhepunkt des Konzerts führte.

Der klammheiml­iche Star des Abends war allerdings Schlagzeug­er Harry Alt. Er sorgte durch sein extrem leises, aber umso präziseres und unaufdring­liches Spiel für eine perfekte Basis. Oder wie Holstein gewohnt charmant anmerkte: „Eine Band klingt immer nur so gut wie ihr Schlagzeug­er.“Erst recht in Kombinatio­n mit Uli Fiedler am Kontrabass. Die beiden harmoniere­n aufgrund ihrer unzählbar vielen gemeinsame­n Shows nahezu perfekt miteinande­r.

Mit dieser starken Rhythmusgr­uppe durfte es sogar zweimal kurz weihnachtl­ich werden. Einmal, als Nieberle Mel Tormés „Christmas Song“mit wunderbare­m Intro auf der siebensait­igen Gitarre einleitete. Und später noch einmal, als die Musiker in der ersten Zugabe mit einer gewitzten Version von „Oh Tannenbaum“ein Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer zauberten.

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Erste Reihe, in jeglicher Hinsicht: Gitarrist Helmut Nieberle, Flötistin Franziska Fors ter, Klarinetti­st Stephan Holstein (von links).
Foto: Wolfgang Diekamp Erste Reihe, in jeglicher Hinsicht: Gitarrist Helmut Nieberle, Flötistin Franziska Fors ter, Klarinetti­st Stephan Holstein (von links).

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