Posen im Puppenheim
Das legendäre Künstlerduo Gudrun Brüne und Bernhard Heisig in einer gemeinsamen Schau in der Galerie Noah
Gegensätze ziehen sich an – der Reflex kommt sofort beim Rundgang durch die Galerie Noah. Dort wird das legendäre Künstler-Duo der Leipziger Schule, Gudrun Brüne und Bernhard Heisig, in einer gemeinsamen Ausstellung vorgeführt. Doch diese Binsenweisheit funktioniert bei Brüne und Heisig auf differenziertere Weise. Jedenfalls sind beide mehr als „Verknotet“, wie die titelgebende Mischtechnik Gudrun Brünes (sarkastisch?) mitteilen will. Wie auf einem Geschenkpaket verschlungen sind ein weißes und orange-rotes Tuch, im Übrigen das einzige Werk ohne Personen in der Ausstellung. Sonst aber schlagen die Bilder des 2011 verstorbenen großen ostdeutschen Meisters und Begründers der Leipziger Schule (*1925) und seiner 16 Jahre jüngeren „Muse“und Schülerin so viel freie Funken, dass sich in der Schau in allen Richtungen faszinierende Räume ergeben.
Bernhard Heisig lässt aus seinen Farbstrudeln furiose Gebärden des Schmerzes, der Aufruhr, des grimmigen Sarkasmus herauswachsen. Doch die Antlitze seiner Personen – das eigene Ich, der Künstler im Augenblick, wenn die Fantasie zum Bild zu gerinnen scheint, ist intensiv erlebbar, Farbe und Kontur gebären Szenen von biblischer Wucht, wie die durch schreiendes Rot bestimmte Figur bei „Neues im Turmbau zu Babel“, andererseits finden auch sensible Beziehungen („Maler und Modell“) statt.
Diesen aufgewühlten MenschenSzenen stehen die rätselhaften Puppen-Visionen von Gudrun Brüne gegenüber, die mit fast doppelt so vielen Bildern präsent ist. Mit den Mitteln ihrer grandiosen Maltechnik inszeniert sie Gefährdung und lauernde Ängste, psychologische Vorgänge und menschliche Entwicklungsstufen in scheinbar harmlos artifiziellen Kunsträumen. Doch wenn die durchweg hinter Masken verborgenen oder in Puppengestalt platzierten (weiblichen) Figuren vom Kind bis zur reifen Schönheit minimal realisierte Mimik-Momente verraten, werden die surrealen Posen im Puppenheim zu nicht minder bewegenden Geschichten, die in einem geheimnisvollen Dämmerschlaf beobachtet werden können.
Die Heisig/Brüne-Schau begleitet die kleine Studio-Ausstellung der Münchnerin Brigitte Stenzel.
ⓘ
Laufzeit bis 4. Februar. Galerie Noah. Beim Glaspalast 1. Di bis Do 11 bis 15 Uhr; Fr bis So und Feiertage 11 bis 18 Uhr. Vereinbarung unter 0821/8 15 11 64.