Stromnetz in städtischer Hand
Stadtwerke Friedberg und Lechwerke arbeiten jetzt zusammen. Der Konzessionsvertrag dazu ist jetzt unterzeichnet. Die Entscheidung für diesen Schritt war im Stadtrat aber umstritten
Friedberg Stadt und Stadtwerke Friedberg sowie die Lechwerke (LEW) schlagen ein neues Kapitel in ihrer Strompartnerschaft auf: Die Stadt hatte im April entschieden, den Konzessionsvertrag über 20 Jahre an ein gemeinsames Unternehmen der Stadtwerke Friedberg und der Lechwerke AG zu vergeben, die Stromnetz Friedberg GmbH. Nun unterzeichnete Bürgermeister Roland Eichmann den Konzessionsvertrag. Er regelt die Rechte und Pflichten zwischen Kommune und Energieversorger bei der Stromverteilung und die Stromversorgung für die 13 500 Netzkunden.
Das Modell für die gemeinsame Gesellschaft sieht vor, dass die Stromnetz Friedberg GmbH & Co. KG das Eigentum am Mittelspannungs-, Niederspannungs- und Straßenbeleuchtungsnetz hält. Der Netzbetrieb wird wie bisher von der LEW Verteilnetz GmbH (LVN) erbracht – zukünftig als Pächter des Netzes. Im August wurde dazu der Konsortialvertrag unterzeichnet. Er schreibt die Eckpunkte der Partnerschaft zwischen den Stadtwerken Friedberg und den Lechwerken verbindlich fest.
Diese Lösung war im Stadtrat durchaus umstritten. Denn die Stadtwerke müssen mehrere Millionen Euro für den Kauf des Netzes an die LEW zahlen. Auch jährliche Investitionen sind nötig
– und die Stadtwerke ohnehin ein defizitäres Unternehmen. Eichmann nennt aber auch Vorteile: „Der dezentral orientierte Umbau des Energiesystems ist eine große Herausforderung, der wir uns als Stadt mit den Lechwerken als kompetenten und verlässlichen Partner vor Ort stellen. Mit der Beteiligung am Stromnetz bauen die Stadtwerke, wie vom Stadtrat gewünscht, ihre Aktivitäten in der Energieversorgung merklich aus.“
Die Stadt war 1901 eine der ersten Kommunen, die von den LEW mit Strom aus dem damals neuen Wasserkraftwerk Gersthofen versorgt wurden. „Jetzt werden wir gemeinsam die Energiezukunft gestalten“, sagt LEW-Vorstandsmitglied Markus Litpher. Innovative Lösungen für den Netzbetrieb seien dabei ebenso entscheidend wie Erfahrung.
Die Stadtwerke werden zum 1. Januar 2018 als Gesellschafter der Stromnetz Friedberg GmbH beitreten und beteiligen sich mit 51 Prozent. LEW hält die verbleibenden 49 Prozent der Anteile. Die Geschäftsleitung für die Stromnetz Friedberg GmbH & Co. KG übernehmen ein Vertreter der Stadtwerke Friedberg sowie von LEW. Die Stadtwerke übernehmen künftig die kaufmännische Betriebsführung für die neue Gesellschaft. Über das Stromnetz in Friedberg werden jährlich 183 Millionen Kilowattstunden verteilt.
Der Konzessionsvertrag Strom erlaubt der Netzgesellschaft, öffentliche Wege, Straßen und Plätze für Verlegung von Stromleitungen zu nutzen. Für die Kunden ändert sich nichts. Sie werden weiterhin von ihren bisherigen Stromlieferanten versorgt.