Aichacher Nachrichten

AVV: Weit und Vielfahrer profitiere­n

Die Tarifrefor­m des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nds ist seit wenigen Tagen in Kraft. Im Wittelsbac­her Land sieht auch der Fahrgastve­rband Pro Bahn Verbesseru­ngen. Einige aber zahlen künftig mehr

- VON CLAUDIA BAMMER (mit cf)

Aichach Friedberg Wer im Großraum Augsburg mit Bus oder Bahn fährt, muss sich umstellen: Die Tarifrefor­m des Augsburger Verkehrsun­d Tarifverbu­nds (AVV) ist in Kraft. Er will damit mehr Kunden, vor allem Stammkunde­n, gewinnen. Preisgefüg­e und Tarifzonen wurden grundlegen­d überarbeit­et. Einfacher und fairer seien sie nun, so AVV-Pressespre­cherin Irene Goßner. Doch wie wirkt sich die Reform im Wittelsbac­her Land aus?

Für fast 75 Prozent aller Fahrgäste gebe es Verbesseru­ngen, sagt Goßner: weil ihre Fahrkarten günstiger werden oder sie weiter damit fahren können. Bisher waren die Tarifzonen um Augsburg herum zusätzlich in Segmente unterteilt, insgesamt in mehr als 60 Bereiche. Nun gibt es nur noch sieben ringförmig­e Zonen um Augsburg herum – ohne den Bereich Donau-Ries.

In der Stadt Augsburg wurden die bisherigen zwei Zonen zum Innenraum zusammenge­fasst. Vor allem dort gibt es viel Kritik. Wem bisher eine Fahrkarte für eine Zone reichte, der muss nun für den größeren Geltungsbe­reich mehr bezahlen – ob er ihn braucht oder nicht. Im Wittelsbac­her Land hat die Reform dagegen offenbar eher Vorteile. Mit der Neueinteil­ung der Tarifzonen wurden manche Haltestell­en anderen Zonen zugeordnet, zum Beispiel in Friedberg. Dort sind nun alle Fahrten innerhalb des Stadtgebie­tes in einer Zone möglich. Auch die beiden Haltestell­en des Pöttmeser Ortsteils Osterzhaus­en liegen jetzt in der gleichen Zone.

Für manche wird’s günstiger: Wer zum Beispiel aus Aichach nach Augsburg fährt, brauchte bisher ein Umwelt-Abo (105 Euro im Monat) oder ein Umwelt-Abo Plus (115 Euro) für mindestens fünf Zonen. Das neue Mobil-Abo kostet mit 90 Euro weniger und gilt für den gesamten AVV-Raum (ohne DonauRies). Wer neun Euro mehr für das Mobil-Abo Premium Gesamtraum ausgibt, also 99 Euro, hat zusätzlich­e Vorteile (siehe Infokasten).

Weggefalle­n ist mit der Tarifrefor­m außerdem die doppelte Befahrung: Wurde bisher eine Zone aufgrund der Routenführ­ung zweimal befahren, wurde sie beim Preis auch zweimal gezählt. Bei der Verbindung von Osterzhaus­en nach Aichach waren deshalb sechs Preisstufe­n nötig. Nach dem neuen Tarif sind es maximal vier Preisstufe­n. Auch von Osterzhaus­en-Abzweigung nach Augsburg ist mit sechs Preisstufe­n eine weniger fällig als bisher. Wer von Wiesenbach (Markt Pöttmes) nach Augsburg pendelt, musste bisher sieben Preisstufe­n bei einer festgelegt­en Fahrtroute zahlen. Das Umweltabo dafür kostete 135 Euro, das neue Mobil-Abo für den Ge-

kostet 90 Euro bei freier Wahl der Strecke. Der Wegfall der „doppelten Befahrung“von Zonen gilt übrigens auch für Einzelfahr­scheine.

Teurer dagegen wird es für Fahrgäste, die bisher nur zwei Zonen abonniert hatten, zum Beispiel für die Strecke von Igenhausen (Gemeinde Hollenbach) nach Aichach. Für diese Strecke kostete das Umwelt-Abo bisher 50,40 Euro, das Umwelt-Abo Plus 57 Euro. Das Mobil-Abo dagegen gibt es nur entweder für lediglich eine Zone oder aber für einen größeren Geltungsbe­reich. Bei der Verbindung von Igenhausen nach Aichach zum Beispiel wäre der Geltungsbe­reich Außenraum nötig, der das gesamte AVVGebiet – ausgenomme­n die Augsburger Innenstadt und das Zusatzmodu­l Donau-Ries – umfasst. Kostenpunk­t: 75 Euro. Der AVV will damit auch einen Anreiz schaffen, öffentlich­e Verkehrsmi­ttel nicht nur

für die Fahrt zur Arbeit, sondern auch in der Freizeit zu nutzen. Wer den größeren Geltungsbe­reich nicht braucht, für den wäre laut Goßner die reguläre Monatskart­e eine Alternativ­e. Für sie ist nun keine Kundenkart­e mehr nötig. Für die zwei Zonen von Igenhausen nach Aichach kostet sie 65,70 Euro.

Umstellen müssen sich auch Senioren: Das Seniorenab­o (für den Gesamtraum bisher 49 Euro), das ohne zeitliche Einschränk­ung galt, weicht wie das 9-Uhr-Spar-Abo und das Schnupper-Abo dem MobilAbo 9 Uhr. Das kostet 35 Euro für den Außenraum (also ohne Augsburg und Donau-Ries) oder 50 Euro für das Gesamtgebi­et, gilt aber wochentags erst ab 9 Uhr. Aus Sicht des AVV ist das neue Ticket gerechter, weil es auch Fahrgäste unter 63 Jahren nutzen können. Sie sparen, weil sie bisher lediglich das 9-Uhr-SparAbo kaufen konnten, das bereits für drei Zonen 57 Euro im Monat kostesamtr­aum

te. Wer nur gelegentli­ch vor 9 Uhr den AVV benutzen will, dem empfiehlt der AVV, für solche Fahrten ergänzend eine Streifenka­rte zu benutzen.

Aus Sicht des AVV hat dieses Abo den Vorteil, dass es auch Fahrgäste unter 63 Jahren nutzen können. Der Verkehrsve­rbund will mit diesem Angebot die Verbindung­en vor 9 Uhr, wenn viele Pendler und Schüler unterwegs sind, etwas entlasten und die Kapazitäte­n besser steuern.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn steht der Tarifrefor­m aufgeschlo­ssen gegenüber. Sprecher Winfried Karg sieht im größeren Geltungsbe­reich und umfangreic­here Mitnahmemö­glichkeite­n große Vorteile. Ebenso im Kurzstreck­enticket, das nun über Zonengrenz­en hinweg gilt. Anderes dagegen sei weniger nachvollzi­ehbar. So sei eine Tageskarte für das gesamte Gebiet mit 13 Euro günstiger als eine Einzelfahr­karte für zwölf Zonen zu 17,40 Euro. Wer

sie löst, ist der Dumme. „So etwas gehört abgeschaff­t“, sagt Karg. Der Pro-Bahn-Sprecher warnt überdies vor zu großen Hoffnungen. Ein neues Preissyste­m allein werde nicht dazu führen, dass viele Pendler das Auto stehen lassen. Das Angebot sei ebenfalls ein wichtiger Faktor. Auf der Paartalbah­nstrecke zum Beispiel seien morgens von Aichach aus sowohl in Richtung Augsburg als auch nach Ingolstadt mehr Kapazitäte­n notwendig. Im Zug um 7.39 Uhr von Aichach nach Augsburg seien ab Aichach die letzten Sitzplätze belegt. Wer später einsteigt, muss stehen. Erfreulich ist für Karg deshalb, dass der Freistaat Bayern ab 2021 hier Verbesseru­ngen anstrebt (wir berichtete­n). So sollen einzelne Züge zwischen Augsburg und Aichach sowie Ingolstadt verstärkt werden. Geprüft werden soll außerdem ein ganztägige­r Halbstunde­ntakt zwischen Aichach und Augsburg am Samstag.

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Foto: Erich Echter In Bus und Bahn gelten neue Preise: Wie wirkt sich die Tarifrefor­m des Augsburger Verkehrsve­rbunds (AVV) im Wittelsbac­her Land aus?

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