Tarife sind nicht alles
Bei der Tarifreform des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds gibt es Gewinner und Verlierer. Auch im Wittelsbacher Land.
Viele werden sich freuen, dass sie für weniger Geld als bisher nun deutlich mehr Leistung bekommen. Das ist in Zeiten, in denen die Preise in der Regel nur in eine Richtung gehen, nämlich nach oben, eine schöne Sache. Mit dem MobilAbo Premium abends oder am Wochenende kostenlos die Ehefrau oder Freunde zum Theaterbesuch oder zum Ausgehen mitnehmen zu können, ist tatsächlich ein Vorteil und erspart Staus und die Parkplatzsuche.
Es gibt aber auch Fahrgäste, für die der öffentliche Personennahverkehr teurer wird. Das trifft vor allem die, die nur zwei Zonen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen „durchpendeln“. Sie müssen jetzt zum Teil deutlich tiefer in die Tasche greifen. Beschwerden darüber gibt’s beim AVV deswegen aus dem Wittelsbacher Land bisher aber nicht, wie Pressesprecherin Irene Goßner berichtet.
Auch ältere Fahrgäste müssen sich umstellen: Für sie gab es bisher das Senioren-Abo – ohne zeitliche Einschränkung. Nun sollen sie wochentags auf die Zeit nach 9 Uhr gelenkt werden, um im Berufsund Schülerverkehr für Entlastung zu sorgen. Das wird nicht jeden freuen. Aber wer sein Ticket mit einer Streifenkarte kombiniert, kann günstiger fahren als bisher – und trotzdem hin und wieder vor 9 Uhr in Bus und Bahn steigen.
Der AVV erhofft sich von der Tarifreform, dass mehr Menschen im Großraum Augsburg den öffentlichen Nahverkehr benutzen, und zwar am besten als Stammkunden. Ob das klappt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Der Preis ist dabei nur ein Faktor. Ein weiterer ist das Angebot an Verbindungen. Das wird naturgemäß dünner, je ländlicher man wohnt. Da nutzt es dann auch nichts, wenn man theoretisch abends mehr Leute mitnehmen oder weiter fahren könnte.