Wie Landwirte mit Verbrauchern reden
Beim Neujahrsempfang des Bauernverbands im Wittelsbacher Land kommen viele Probleme zur Sprache. Doch es gibt Hoffnung und die Festrednerin macht dem Berufsstand Mut
Aichach Friedberg „Wir gehen mit Zuversicht ins neue Jahr“, sagten Kreisbäuerin Sabine Asum und Kreisobmann Reinhard Herb auf dem Neujahrsempfang des Bayerischen Bauernverbandes AichachFriedberg. Sie gaben einen kritischen Jahresrückblick auf 2017. Und da gab es einiges zu beklagen. Im vergangenen Jahr habe die Vogelgrippe den Landwirten zugesetzt. 1,7 Millionen gesunde Tiere seien getötet worden. Auch die afrikanische Schweinepest bedrohe das Vieh. Kritisch sah Herb die neuen Bestimmungen zur Ferkelkastration. Er findet: „Ohne geht es nicht.“Und auch die neue Düngeverordnung sei ein „Bürokratiemonster“.
Der Skandal um Fibronil in Eiern habe hauptsächlich den Bauern geschadet und die Diskussion um Glyphosat ärgert Herb. Das Pflanzenschutzmittel werde seit Jahrzehnten eingesetzt, aber erst jetzt zum Thema. „Ich kann nicht entscheiden, ob es giftig ist oder nicht. Ich muss danach entscheiden, ob es zugelassen ist“, so Herb. Landwirte seien nicht an allem schuld. Kreisbäuerin Sabine Asum kritisierte die Molkereien, die nur noch Lieferanten akzeptierten, die kein Glyphosat einsetzen. Die neue „TA (technische Anleitung) Luft“habe außerdem massive negative Auswirkungen auf die Tierhaltung.
Kritik übten Asum und Herb auch an der Politik. Sie erinnerten unter anderem an die „Bauernregeln-Kampagne“Anfang 2017. Diese Aktion der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sei nicht akzeptabel gewesen. Auch die Stadt München bekam ihr Fett ab. Pläne, auf 900 Hektar landwirtschaftlicher Fläche Wohnungen zu bauen, womöglich mithilfe von Enteignungen, bedeuteten das Aus für viele Betriebe, so Asum und Herb. Auch der Brexit bereite der Landwirtschaft Probleme, da ein wichtiges Exportland wegfällt. Und dann das Wetter: Der späte Wintereinbruch im April habe immense Schäden angerichtet, ab Mai habe es dann Hitzegewitter mit Starkregen und Hagel gegeben, bevor das Sturmtief Xavier sein Unwesen getrieben habe.
Trotz aller Unbill seien Landwirte für Verbraucher und Umwelt aktiv. So gebe es jetzt sogenannte Feldrandschilder zur Aufklärung. Der „Kindertag auf Bauernhöfen“habe allein im Landkreis 1000 Kinder erreicht. Auch am Bayerischen Imkertag in Friedberg beteiligten sich die Landwirte. Zum Thema Bienen erklärte Herb außerdem, dass Bauern nachts spritzten, weil dann keine Bienen fliegen. Auch nützten Blumenstreifen an den Feldrändern den Insekten.
Auch organisatorisch gab es viel zu berichten. Die Kreisvorstandschaft wurde 2017 neu gewählt. Die Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner unternahmen zahlreiche Ausflüge. Und dann sieht es doch gar nicht mehr so schlecht aus. „Nach einigen kritischen Jahren geht es wieder bergauf. Die Zahlen sprechen für uns“, sagte Sabine Asum und sah positiv in die Zukunft.
Die Festrednerin Anneliese Göller machte den Landwirten Mut. Sie rief zu gesundem Selbstvertrauen und dem Dialog mit dem Verbraucher auf. „Die Leute sollen wissen, wie und mit wie viel Arbeit die Lebensmittel produziert werden“, meinte sie. Nur so könne Respekt entstehen. Göller forderte aber auch politische Rückendeckung für die Landwirte und ihre Familien.