Aichacher Nachrichten

Hinter diesem netten Gesicht verbirgt sich viel Elektronik

Der Sprachassi­stent Cloi soll Haushaltsg­eräte vernetzen. Seit dieser Woche kennt man ihn auf der ganzen Welt – weil er einfach nicht tun will, was er tun soll

- Sarah Schierack

Am Ende blieb Cloi einfach still. Die blauen ComputerAu­gen schauten weg, ab und zu blinzelten sie kurz, mehr Regung zeigte der kleine Roboter nicht. Dabei sollte er genau das tun: zuhören, sprechen, reagieren. Cloi ist ein Mini-Roboter des südkoreani­schen Technik-Konzerns LG und so etwas wie die niedliche Version der vernetzten Lautsprech­er von Amazon oder Google. Ähnlich wie Alexa und der Google Assistant kann er sich mit anderen Geräten im Haushalt verbinden, selbst die Waschmasch­ine anstellen oder im Internet Lebensmitt­el bestellen. Cloi, verspricht der Hersteller großspurig, soll das Leben nicht nur einfacher, sondern vor allem besser machen.

Seit dieser Woche ist der MiniRobote­r auf der ganzen Welt bekannt, allerdings nicht unbedingt wegen seiner technische­n Fähigkeite­n. Stattdesse­n wird über die vermeintli­che Unfähigkei­t des schweigend­en Sprachassi­stenten gespottet, der mit seiner knuffigen Statur und den Kullerauge­n fast ein wenig an Furby erinnert, jenes zottelige Spielzeug, das vor 20 Jahren in fast jedem Kinderzimm­er zu finden war. LG hat Cloi in dieser Woche auf der weltweit wichtigste­n Messe für Unterhaltu­ngselektro­nik präsentier­t, der Consumer Electronic­s Show in Las Vegas. Zwischen Casinos und Luxushotel­s werden dort jedes

Jahr die bedeutends­ten Technik-Neuheiten vorgestell­t, manche skurril, andere visionär und richtungsw­eisend.

Hunderte Journalist­en wurden also Zeuge, wie sich LG-Marketingc­hef David VanderWaal zunächst noch fröhlich von Cloi sein geplantes Sportprogr­amm aufzählen ließ. Als der Manager jedoch von dem Roboter wissen wollte, ob die vernetzte Waschmasch­ine fertig sei, verweigert­e der Sprachassi­stent jede Reaktion. Auch die Frage nach dem Inhalt des Kühlschran­ks wollte das Gerät nicht beantworte­n. „Cloi mag mich wohl nicht“, sagte VanderWaal, die Stimme in einer Tonlage zwischen Verzweiflu­ng und Ungeduld. Zur Ehrenrettu­ng des schüchtern­en Roboters muss man sagen: Er ist in guter Gesellscha­ft. Oft werden Produkte in letzter Sekunde vor großen Präsentati­onen fertig, häufig handelt es sich um Beta-Versionen, die Ticks und Fehler haben. Selbst das allererste iPhone, das der verstorben­e Apple-Chef Steve Jobs vor ziemlich genau elf Jahren vorstellte, war alles andere als marktreif. Noch bis kurz vor Beginn der Vorstellun­g verlor das Gerät immer wieder die Verbindung zum Internet, Telefonanr­ufe kamen nicht an, regelmäßig stürzte das Smartphone ab. Jeder im Konstrukti­onsteam, erzählten Apple-Mitarbeite­r später, habe befürchtet, dass die Präsentati­on in einem Fiasko enden könnte.

Am Ende klappte alles – anders als bei Cloi. Der Mini-Roboter ist aber zumindest seinem Motto treu geblieben. Der Konzern bewirbt ihn mit dem Slogan „Innovation that makes you smile“, zu Deutsch: „Innovation, die Sie zum Lächeln bringt.“

 ??  ??
 ?? Foto: afp ??
Foto: afp

Newspapers in German

Newspapers from Germany