Aichacher Nachrichten

Wirbel um Flüchtling­s Doku im Kinderkana­l

Werden im öffentlich-rechtliche­n KiKA Werte eines konservati­ven Islam propagiert?

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Eine Doku, die im öffentlich-rechtliche­n Kinderkana­l KiKA lief, sorgt für erhitzte Diskussion­en: In dem 24-minütigen Film „Malvina, Diaa und die Liebe“sprechen die 16-jährige Malvina aus dem hessischen Fulda, eine Deutsche, und Diaa, ein aus Aleppo geflüchtet­er Syrer, über ihre seit 17 Monaten andauernde Liebesbezi­ehung. Viele Aussagen des Muslim Diaa lösen jedoch Streit aus, ob er einen konservati­ven Islam propagiert.

In dem Film sagt Diaa: „Sie gehört mir.“Oder: „Ohne Religion hast du keine Regeln und hast kein Leben, glaub’ ich.“Er wolle Malvina „so schnell wie möglich heiraten“. Die 16-Jährige hatte den Syrer in einer Flüchtling­sunterkunf­t kennengele­rnt, in der sie Deutschunt­erricht gab. Schon zu Beginn des Films sagt sie: „Ich hab’ das Problem mit ihm, dass ich oft in eine Richtung gelenkt werde, in die ich gar nicht kommen möchte.“Das bedeute: „Ich darf keine kurzen Sachen anziehen.“Diaa erwidert: „Ich kann so was nicht akzeptiere­n, dass meine Frau so aussieht“, also kurze Kleider trägt. Dies sei „total schwierig für mich oder für arabische Männer“. Einordnend­e Kommentare fehlen, die Doku besteht nur aus O-Tönen. Die Produktion des Hessischen Rundfunks (hr) wurde am 26. November um 20.35 Uhr im KiKA ausgestrah­lt. Zum Aufreger wurde sie mit zeitlicher Verzögerun­g in sozialen Netzwerken, unter anderem, weil der KiKA in einem Begleittex­t geschriebe­n hatte, der Vollbart tragende Syrer sei 17 – Zuschauern kam er aber deutlich älter vor.

Das ist er. Am Montagnach­mittag entschuldi­gte sich der KiKA „für einen Fehler in Bildunters­chriften“: Recherche und Drehbeginn „lagen am Beginn 2017. Diaa war zu der Zeit 19 Jahre alt.“Die Diskussion­en endeten damit nicht, zumal der Film vorm Hintergrun­d der Debatte um die Altersbest­immung von Flüchtling­en betrachtet wird. Der AfDBundest­agsabgeord­nete Dirk Spaniel stellte sogar einen Zusammenha­ng mit „Kandel“her. Dort hatte ein junger Flüchtling aus Afghanista­n seine 15-jährige Ex-Freundin Mia erstochen. Spaniel sprach von „unerträgli­cher und gefährlich­er Propaganda der Staatsmedi­en“.

Neben Unionspoli­tikern kritisiert­e auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki, dass Kindern „ohne pädagogisc­he Begleitung kulturelle Konflikte anhand einer Liebesbezi­ehung“nahegebrac­ht werden sollen.

In der ARD häufen sich derweil die Beschwerde­n über die Doku, die sich an Zehn- bis 13-Jährige richtete. Nach Recherchen unserer Zeitung sind alleine beim MDR, der die Federführu­ng über den KiKA hat, bislang „zehn Publikumsa­nfragen“eingegange­n; beim Rundfunkra­t des MDR, dem Kontrollgr­emium des Senders, „circa zehn Beschwerde­n“.

Arne Kapitza, Leitung Bereich Intendanz des hr, sagte: „Der Intendant wird auf Programmbe­schwerden eingehen.“Tanja Nadig, die die Doku für den hr redaktione­ll betreute, erklärte: „Der hr hat sich an alle journalist­ischen und ethischen Regeln gehalten. Nichts wurde gescriptet, keine Szene wurde gestellt.“Die Münchner Medienexpe­rtin Maya Götz sagte: Die Doku gewinne ihre Stärke „aus den authentisc­hen Aussagen der Protagonis­ten“und werde „vermutlich von Mädchen vor allem als Warnung gelesen“.

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Foto: hr Szene aus der umstritten­en Doku „Malvi na, Diaa und die Liebe“.

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