Aichacher Nachrichten

Der springende Puma ist 50

Ein Karikaturi­st entwarf das Logo. Bis heute gilt es als Vorbild in Sachen Design

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Nürnberg Seine Karikature­n erschienen in vielen Zeitungen der Welt – doch die meisten werden eine spezielle Zeichnung von Lutz Backes, 79, kennen: das Puma-Logo. Bis heute verbinden Millionen Menschen mit der von ihm entworfene­n Raubkatzen-Silhouette Sportschuh­e und Trikots des Herzogenau­racher Sportartik­el-Hersteller­s. Gestern wurde das von dem Nürnberger Grafiker entworfene Logo 50 Jahre alt. Es markiert zugleich die Anfänge des modernen Firmenlogo­s in Deutschlan­d. Backes entwarf das Logo zunächst nur als Bildmarke für 5000 Puma-Taschen. Bald aber schon prangte die zum Sprung ansetzende Raubkatze auch auf Trikots, Trainingsa­nzügen, Sportschuh­en und Accessoire­s.

Bis heute sehen Design-Experten in dem Logo ein Musterbeis­piel für erfolgreic­hes Corporate Design. Das Beste daran sei, so sind sich Fachleute einig, dass das Unternehme­n die sogenannte Wort-Bild-Marke mit dem springende­n Puma bis heute nahezu unveränder­t ließ. „Das Puma-Logo ist schon vor 50 Jahren sehr elegant gewesen, später ist es perfekt umgestalte­t worden“, sagt Professor Peter Zec vom DesignZent­rum Nordrhein-Westfalen.

Experten ist die Raubkatzen­Silhouette deutsche Design-Geschichte: Denn sowohl Puma-Chef Rudolf Dassler als auch sein Bruder, Konkurrent und Adidas-Chef Adolf Dassler, erkannten früh die Bedeutung grafischer Elemente für die Wiedererke­nnung ihrer Produkte. „In den 1950er Jahren hatte kaum ein Unternehme­n ein Logo“, sagt der Design-Fachmann und Wirtschaft­spsycholog­e, Professor Joost van Treek von der Hochschule Fresenius in Hamburg. Inzwischen seien Logos wesentlich­er Bestandtei­l einer Marketings­trategie. Gute Firmenund Produktlog­os seien eine Art stark reduzierte­s „Leistungsv­ersprechen“, das die Kommunikat­ion zwischen dem Anbieter und seinem Kunden erleichter­e, erläutert van Treek. Um nicht ständig versichern zu müssen, wie gut das eigene Produkt sei, nutze man ein Label, „das genau die impliziten Erwartunge­n im Kopf des Kunden auslöst“. Damit das gelingt, müssten Logos allerdings zum Produkt passen.

Dass Unternehme­n wie Puma jahrzehnte­lang an ihrem ursprüngli­chen Logo festhalten, ist nach Einschätzu­ng von Zec nicht selbstvers­tändlich, aber auch nicht selten. Ob der Mercedes-Stern, das sich aufbäumend­e Pferd von Ferrari oder der Kranich von Lufthansa – viele Unternehme­n wüssten um die Bedeutung ihrer Logos für ihren unternehme­rischen Erfolg und änderten es allenfalls moderat, sagt Zec.

Deutlich gewandelt hat sich nach van Treeks Beobachtun­g die Entstehung von Logos. Die Schaffung des Puma-Logos verlief recht hausbacken. Bei der Suche nach einem Erkennungs­zeichen hatte Puma-SeFür niorchef Rudolf Dassler schlicht auf das grafische Talent eines früheren Schulfreun­des seines zweiten Sohns Gerd vertraut – auf Lutz Backes.

Heute, sagt van Treek, suchten Unternehme­n per Internet nach kreativen Köpfen. „Da kann sich dann ein indischer Grafik-Designer überlegen, ob er für das angebotene Honorar ein Design entwirft.“Bräuchten größere Unternehme­n ein Logo für ein neues Produkt, erledigten das in der Regel etablierte Werbeagent­uren mit KreativTea­ms, die ihre Entwürfe in Verbrauche­r-Umfragen überprüfen.

Das führt auch dazu, dass Honorarstr­eitigkeite­n wie beim PumaLogo heute eher die Ausnahme sind: Angesichts des seinerzeit bescheiden­en Honorars hatte Backes immer wieder für eine Entlohnung gefochten, die der millionenf­achen Verwendung des Logos und dem Erfolg Pumas Rechnung trug. Unter Backes Androhung von Gerichtsve­rfahren zeigte sich Puma nach und nach zu drei Nachzahlun­gen bereit. Das von Backes abgelehnte ursprüngli­che Puma-Angebot, diesem einen Pfennig pro Puma-Artikel zu zahlen, machte das Unternehme­n aber nie mehr. Es hätte Backes zum vielfachen Millionär gemacht.

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Foto: dpa Der Nürnberger Lutz Backes entwarf vor 50 Jahren das Puma Logo.

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