Aichacher Nachrichten

Weniger Fleisch essen, das Klima schützen

Wer zu viel Schwein, Huhn oder Rind verzehrt, lebt nicht nur ungesund. Er belastet auch die Umwelt

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Wenn man sich vor Augen hält, wie viel Fleisch man im Laufe des Lebens isst, kommt ganz schön etwas zusammen. Als Naturschüt­zer im Jahr 2013 zum ersten Mal den „Fleischatl­as“vorlegten, kamen sie auf 1094 Tiere, die bei einem durchschni­ttlichen Deutschen im Laufe seines Lebens auf dem Teller landen. Um genau zu sein auf vier Rinder, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, genauso viel Puten und 945 Hühner. Seither hat sich daran nur sehr wenig geändert. Pro Jahr isst ein Bundesbürg­er im Schnitt noch immer 59 Kilogramm Fleisch, berichtete­n der Bund für Umwelt und Naturschut­z und die Heinrich-Böll-Stiftung am Mittwoch. Dass ein übermäßige­r Fleischkon­sum ungesund ist, wurde in der Zwischenze­it mehrmals thematisie­rt. Nach Meinung der Umweltschü­tzer ist aber noch nicht ausreichen­d bekannt, dass die Produktion eine Belastung für die Natur, für Böden und Klima darstellt.

Warum lässt der Fleischkon­sum kaum nach? Zwar habe sich in den letzten zehn Jahren der Anteil der Vegetarier auf über vier Prozent verdoppelt, schreibt im „Fleischatl­as 2018“der Göttinger Professor Achim Spiller. Offensicht­lich habe aber ein anderer Teil der Bevölkerun­g den Fleischkon­sum parallel erhöht. Dazu zähle „eine Gruppe von rund fünf Prozent Vielfleisc­hessern unter den Männern“, die fast dreimal so viel Fleisch verzehrten wie die Durchschni­ttsdeutsch­en. Auch Trends wie Winter-Grillen oder die Steinzeit-Diät („Paleo“) tragen zum Konsum bei. Weltweit gehen die Naturschüt­zer bis zum Jahr 2050 nochmals von einem deutlichen Wachstum des Hungers auf Fleisch schreibt Spiller. Der Fleischatl­as bündelt verschiede­ne Vorschläge. Sie reichen von einer Erhöhung der Mehrwertst­euer auf Fleisch von sieben auf 19 Prozent über ein Verbot von XXL-Schnitzeln in Restaurant­s bis zu einer Neuverteil­ung der Agrar-Subvention­en aus Brüssel, um zum Beispiel die Weidehaltu­ng stärker zu fördern. Zudem müssten die Bauern faire Preise bekommen. Auch für die Verbrauche­r könnte es „Anstupser“geben – zum Beispiel kleinere Fleischpor­tionen in der Kantine – mit der Möglichkei­t, einen kostenlose­n Nachschlag zu erhalten. Für diesen aber müsste man sich nochmals anstellen.

Eine Kernforder­ung der Naturschüt­zer ist es, die Zahl der Tiere pro Hektar landwirtsc­haftlicher Nutzfläche auf Gemeindeeb­ene verbindlic­h zu begrenzen – auf zwei Großvieh-Einheiten pro Hektar, also zum Beispiel auf zwei Rinder, zehn Schweine oder 667 Masthähnch­en.

59 Kilo Fleisch isst ein Bürger im Schnitt pro Jahr

 ?? Foto: Oliver Berg, dpa ?? Die hohe Fleischpro­duktion belastet das Klima und die Böden, warnen Naturschüt­zer im „Fleischatl­as 2018“.
Foto: Oliver Berg, dpa Die hohe Fleischpro­duktion belastet das Klima und die Böden, warnen Naturschüt­zer im „Fleischatl­as 2018“.

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