Aichacher Nachrichten

Streit um die Wildschwei­ne

Jagdverban­d fordert zum Seuchensch­utz mehr Unterstütz­ung der Bauern. Warum auch der Mensch ein Risikofakt­or ist

- VON HENRY STERN

München Der Präsident des Bayerische­n Jagdverban­des, Jürgen Vocke, fordert von den Landwirten mehr Unterstütz­ung bei vorbeugend­en Maßnahmen gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Für eine Dezimierun­g des Schwarzwil­dbestandes verlangt Vocke von den Bauern etwa „Bejagungss­chneisen“in großen Mais- oder Rapsfelder­n „damit wir überhaupt jagen können“.

Erst kürzlich waren Forderunge­n des Bauernverb­andes, in Bayern deutlich mehr Wildschwei­ne zu schießen und dafür auch sogenannte Saufänge oder Nachtsicht­geräte zu nutzen, beim Jagdverban­d auf massiven Widerspruc­h gestoßen. „Noch gilt bei uns alleine das Jagdgesetz“, bekräftigt­e Vocke am Mittwoch in München. Und dort stehe der Tierschutz­gedanke im Vordergrun­d. Er verstehe zwar um ihre Existenz fürchtende Züchter, die bei einem Schweinepe­stfall in der Region mit der Tötung des gesamten Bestands und monatelang­en Handelsbes­chränkunge­n rechnen müssten. Der verstärkte Einsatz etwa von Saufängen, in die Wildschwei­ne ahnungslos hineinlauf­en und dort dann gezielt getötet werden, sei jedoch allenfalls im konkreten Seuchenfal­l denkbar.

Ohnehin hält man es beim Jagdverban­d für zu kurz gedacht, zur Prävention vor der für den Menschen ungefährli­chen Schweinepe­st „nur einen Feldzug gegen die Wildschwei­ne zu fahren“. Die Tierseuche ist zuletzt verstärkt in Osteuropa aufgetrete­n. Für die Übertragun­g über weite Strecken sei vor allem der Mensch verantwort­lich, etwa über weggeworfe­ne Essensrest­e, betonte Verbands-Vize Günter Baumer: „Die Wildschwei­ndichte steht dagegen in keinem Zusammenha­ng mit dem Ausbreitun­gsrisiko.“

„Kein Wildschwei­n läuft von Warschau nach Berlin“, sagt auch Norbert Rehm, im Umweltmini­sterium zuständig für die Tierseuche­nbekämpfun­g. Nur dem Wildschwei­n die Schuld zu geben, sei zu einfach. Die Staatsregi­erung hat deshalb ein 1,5 Millionen Euro schweres Prävention­sprogramm gegen die Schweinepe­st aufgelegt, das auch auf verstärkte Informatio­nen etwa an Autobahnpa­rkplätzen oder auf strengere Hygienemaß­nahmen in Schweinezu­chtbetrieb­en setzt. Rehm stellt allerdings klar, dass die Staatsregi­erung sehr wohl auch höhere Abschussza­hlen will: „Wir wollen den Wildschwei­nbestand dezimieren, um das Ansteckung­srisiko zu minimieren.“Helfen soll dabei eine vom Freistaat gebotene Prämie von 20 Euro pro geschossen­em Jungtier.

„Wir brauchen keine Abschusspr­ämie“, beteuert zwar Jagdpräsid­ent Vocke. Die Jäger wollten aber bei der Jagd auch nicht draufzahle­n – weshalb der finanziell­e Anreiz im Prinzip „der richtige Ansatz“sei. Schließlic­h koste die verpflicht­ende Trichinenu­ntersuchun­g bis zu 30 Euro pro erlegtem Wildschwei­n. Solche Gebühren müssten komplett ausgesetzt werden, fordert Vocke. Auch Kosten etwa für die Straßensic­herung bei Drückjagde­n solle künftig der Freistaat übernehmen.

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Foto: Carsten Rehder, dpa Die Staatsregi­erung will, dass in Bayern künftig mehr Wildschwei­ne geschossen werden.

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