Aichacher Nachrichten

Auf dem Sprung nach Südkorea

Ein nordkorean­isches Paar will zu den Olympische­n Spielen und bekommt Unterstütz­ung aus Deutschlan­d

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Pyeongchan­g Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik wünschen sich nichts sehnlicher, als am 14. Februar in der Gangneung-Eisarena von Pyeongchan­g ihre Kurzkür zu BeatlesKlä­ngen vorzutrage­n. Sportlich haben sich die 18-jährige Nordkorean­erin und ihr sieben Jahre älterer Paarlauf-Partner den Start bei den Winterspie­len längst verdient. Die ehrgeizige­n Athleten wollen nur Eislaufen und haben mit Politik nichts am Hut. Fragen nach der Situation ihres isolierten Heimatland­es oder zum Olympia-Start beantworte­ten sie bei den raren Auftritten in dieser Saison nicht.

Bei der Nebelhorn-Trophy im September sicherten sie bei ihrem vorerst letzten Wettkampf in diesem Winter den Quotenplat­z für die Spiele in Südkorea. Wegen des großen Medieninte­resses gab es eine Gesprächsr­unde mit den Eiskunstlä­ufern aus Pyongyang – Dolmetsche­r und Aufpasser Ri Chol Un begrenzte allerdings Themen und Redezeit. Ein wenig Englisch versteht das internatio­nal konkurrenz­fähige Sportpaar schon, die WM im Vorjahr in Helsinki beendeten sie auf Rang 15.

„Wenn man so ausgegrenz­t ist, hat man es verdient, bei Olympia zu laufen“, sagte die fünfmalige Weltmeiste­rin Aljona Savchenko aus Deutschlan­d. „Wir haben nie ein Wort über Politik gesprochen, das war von Anfang an ausgemacht. Wir reden über Familie und Sport“, erzählte der Kanadier Bruno Marcotte im Allgäu. „Ich genieße es, mit ihnen zu arbeiten. Ich will, dass sie eines Tages Medaillen holen“, ergänzte der Trainer. Sein Rat, um besser zu werden: mehr Wettkämpfe. Das hat bisher nicht geklappt. Seit Herbst fand die Vorbereitu­ng für die ungewisse Mission Olympia wieder in ihrem Heimatland statt – immer an ihrer Seite die langjährig­e Übungsleit­erin Kim Hyon Son. Konkurrenz im abgeschott­eten Land haben die 1,51 Meter kleine Läuferin und ihr stets höflicher Gegenpart nicht, von Wettbewerb­en wie nationalen Meistersch­aften ist nichts bekannt. Für den Wettbewerb Four Continents der Erdteile Amerika, Asien, Afrika und Australien Ende Januar in Taipeh sind die Nordkorean­er gemeldet – bis dahin dürfte endgültig geklärt sein, ob sie olympische­s Eis betreten dürfen. Das Starterfel­d für die Paarlaufko­nkurrenz sollte ursprüngli­ch auf 20 begrenzt sein, eine Wildcard für südkoreani­sche Läufer kommt hinzu. Nach dem Signal des Internatio­nalen Olympische­n Komitees, das Feld für die Nordkorean­er offenzuhal­ten, soll es sechs Startgrupp­en für die dann wohl 22 Duos geben.

„Die Veranstalt­er haben mir gesagt, die Eiskunstla­uf-Wettbewerb­e sind ausverkauf­t“, sagte Peter Krick, technische­r Delegierte­r für Eiskunstla­uf bei den Spielen. Das Medieninte­resse wird schon beim ersten Training von Ryom und Kim enorm sein. Das wird sie kaum stören, denn sie haben noch Großes in ihrer Karriere vor. „Wir wollen einmal Weltmeiste­r werden“, sagt Kim.

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Ryom Tae Ok (links) und Kim Ju Sik starten wahrschein­lich in Südkorea für Nordkorea.

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