Zu Hause bei Karl Marx
Wie die neue Dauerausstellung im Trierer Heim ab Mai aussehen soll
Trier Die Besuche bei Karl Marx werden künftig anders sein: Zu seinem 200. Geburtstag am 5. Mai zieht in jenem schmucken barocken Haus in Trier, in dem Marx geboren wurde und wo er dann für eineinhalb Jahrzehnte lebte, eine komplett neue Dauerausstellung ein. Sie wird mehr zeigen von Marx, dem revolutionären Denker, der rund um den Globus als geistiger Vater des Kommunismus bekannt ist. Und mehr Persönliches, Privates und auch Politisches von ihm, inklusive die Wirkung seiner Ideen bis in die Gegenwart hinein.
Statt wie bisher alles chronologisch zu erzählen, sollen nun in den 13 Räumen des Museums KarlMarx-Haus Leben, Werk und Wirken von Marx Platz finden – und leicht zugänglich aufbereitet werden. So sagt es die Kuratorin AnnKatrin Thomm. „Das Thema geht nicht ohne Lesen“, stellt sie klar, aber die Texte seien nicht für Professoren geschrieben, sondern für jedermann, der sich für Marx und seine Ideen interessiere. Anders als zuvor stellen die Ausstellungsmacher nun das Wohnhaus der Familie Marx wieder mehr in den Vordergrund. „Das größte Exponat, das wir haben, ist das Haus“, so Architekt Klaus Hollenbeck. „Hier haben wir schon viel Atmosphäre.“
Um mehr davon zu bekommen, sind bei einer Sanierung des Hauses sämtliche Einbauten entfernt und die Fenster freigelegt worden. „Wir haben gesagt, man ist zu Gast bei Karl Marx.“So soll man „Privates“spüren, wenn man in einen Raum an vier Tische mit aufgesetzten Grafiken kommt, die Marx’ Arbeitsfelder zeigen: Journalismus, Philosophie, Ökonomie, Gesellschaftskritik.
Oder „Persönliches“, wenn man in einen transparenten Kopf von Marx schauen kann, der mit einem 3-D-Stift wie ein Drahtgitter gezeichnet wird. Seine Arbeitsweise sei teils chaotisch gewesen, sagt Hollenbeck. Er habe ständig geschrieben und korrigiert. „Es geht darum, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie und was er gedacht hat, was er hinterlassen hat und was posthum aus seinen Ideen gemacht worden ist“, sagt Kuratorin Thomm. Dabei müsse man sich natürlich auch kritisch mit der Wirkungsgeschichte auseinandersetzen.
Die ehemalige Dauerausstellung endete mit den Ereignissen der Wende 1989. „Jetzt haben wir auch die Finanzkrise 2007/2008 mit aufgenommen“, so Thomm. Am Schluss der neuen Ausstellung, die inklusive Sanierung und Umbau des Hauses rund eine Million Euro gekostet hat, wird es eine „SelfieWand“geben: Da kann man sich vor einer großen LED-Installation mit einem Bild von Marx im Hintergrund ablichten lassen. „Und die Fotos gehen dann in die Welt hinaus“, erklärt der Medientechniker Mathias Lim.
Das Marx-Museum im Besitz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zählt rund 40000 Besucher im Jahr, darunter 60 Prozent aus dem Ausland. Die Eröffnung der Ausstellung zum 200. von Marx wird wohl auch eine Familienfeier: Etliche MarxNachfahren haben sich zu der Zeremonie am 5. Mai angesagt, kündigt Museumsleiterin Elisabeth Neu an. Darunter die beiden Ururenkelinnen Frédérique und Anne LonguetMarx. Und Nachkommen aus dem Saarland von einem Bruder der Haushälterin der Familie Marx, Helene („Lenchen“) Demuth.
Möglicherweise gelingt es auch, TV-Moderator Günther Jauch zum Besuch der Zeremonie zu gewinnen, sagt Neu. Jauch sei schließlich der Nachfahre des Mannes, der die Geburtsurkunde von Marx unterschrieben habe: Er sei der Ururururenkel von Emmerich Grach, damals stellvertretender Bürgermeister von Trier.