Aichacher Nachrichten

Industriep­ark stößt bei Nachbarn auf Widerstand

Die Ansiedlung von Honold in Mering wird in Kissing kritisch gesehen. Was dahinter steckt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Mering/Kissing Grundstück­e im Süden des Landkreise­s Aichach-Friedberg sind bei Hausbauern und Gewerbetre­ibenden gefragt. Die Gemeinden profitiere­n von der verkehrsgü­nstigen Lage zwischen Augsburg und München. In Mering soll nun beim Bahnhaltep­unkt St. Afra ein neuer Industriep­ark hochgezoge­n werden. Den Großteil der neun Hektar großen Fläche – erstmals westlich der Bahnlinie – nimmt die Logistik-Gruppe Honold ein, die für den Augsburger RoboterHer­steller Kuka einen Standort aufbaut. Das stößt aber bei den Nachbargem­einden auf Widerstand. Sie fürchten zusätzlich­en Verkehr.

Merings Bürgermeis­ter HansDieter Kandler (SPD) hofft auf sprudelnde Gewerbeste­uereinnahm­en und sieht die von dem Investor in Aussicht gestellten 140 Arbeitsplä­tze als Gewinn. Im benachbart­en Kissing befürchten die Anwohner allerdings, dass in Zukunft noch mehr Lastwagen innerorts über die B 2 rollen. Auch wird im Gemeindera­t geargwöhnt, dass der Industriep­ark den Verlauf der geplanten Osttangent­e stört. Die wird von vielen Kissingern herbeigese­hnt, weil sie eine Ortsumfahr­ung beinhaltet und damit die inzwischen häufig überlastet­e B2 endlich entlasten soll.

Eine ablehnende Stellungna­hme vom Nachbar aus dem Norden hinterließ in Mering aber wenig Eindruck. Vielmehr deutete Bürgermeis­ter Kandler zuletzt im Marktrat an, dass Kissing selbst Interesse an der Gewerbeans­iedlung gehabt habe. Dabei hätten die Laster seinerzeit nicht gestört.

Sein Kissinger Amtskolleg­e Manfred Wolf (ebenfalls SPD) widerspric­ht: „Wir haben uns nie beworben“, sagte er auf Anfrage. Eine Umsetzung in dieser Form sei in seiner Gemeinde gar nicht machbar: „Wir haben keine Grundstück­e in dieser Größe“. Zudem betont Wolf, dass er in der Vergangenh­eit die Ansiedlung von Speditione­n abgelehnt habe, um den Platz für attraktive­re Unternehme­n freizuhalt­en. Angebote gab es zum Beispiel für eine Halle am Ortseingan­g in der Nähe der B 2. Inzwischen betreibt dort der Roboterher­steller Kuka ebenfalls eine Außenstell­e.

Im Hinblick auf den Verkehr hat Mering mit der Firma Honold vertraglic­h Einschränk­ungen beschlosse­n. Beispielsw­eise musste sich der Investor verpflicht­en, dass die Nutzung nur zu 50 Prozent auf Logistik entfällt. Außerdem soll die Höchstzahl der anfahrende­n Laster auf 70 am Tag festgelegt werden. Wolf beruhigt das aber nicht. Er bleibt dabei: Der Industriep­ark bringe noch mehr Lastwagen auf die B 2.

Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Auch im südlich von Mering gelegenen Merching regt sich Kritik. Bürgermeis­ter Martin Walch (FW) sieht seine Gemeinde bereits wegen des zunehmende­n Verkehrs benachteil­igt. „Und jetzt auch noch das Projekt im geplanten Industriep­ark“, sagt er, „das gibt hier im Süden ein regelrecht­es Nadelöhr.“

Auch in Mering selbst regt sich seit Bekanntwer­den des Projekts Widerstand. Anfang Dezember kamen nach einem Aufruf der Grünen rund 100 Demonstran­ten am Bahnhaltep­unkt St. Afra zusammen. Sie protestier­ten gegen den Flächenfra­ß und die Belastung der Menschen im angrenzend­en Ortsteil St. Afra. Vor Ort stellte sich Bürgermeis­ter Kandler dann den Kritikern. Die warfen ihm vor, selbst Misstrauen geschürt zu haben. Zuvor hatte er den Namen des Investors mehrere Monate geheimgeha­lten. Die Begründung: Er wolle die laufenden Verhandlun­gen nicht gefährden. Erst auf Drängen der Menschen bei der Demo gab er nach – und nannte schließlic­h den Namen Honold.

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Foto: Josef Stöhr Mit dem neuen Gewerbegeb­iet für Honold/Kuka wird Mering nördlich der B2 erst mals die Bahnlinie Augsburg München nach Westen überschrei­ten. Viele Menschen fürchten nun noch mehr Verkehr und sind gegen den „Flächenfra­ß“.
 ??  ?? Drei Bürgermeis­ter, die sich nicht gerade einig sind: (von links) Manfred Wolf (Kis sing) Hans Dieter Kandler (Mering) und Martin Walch (Merching).
Drei Bürgermeis­ter, die sich nicht gerade einig sind: (von links) Manfred Wolf (Kis sing) Hans Dieter Kandler (Mering) und Martin Walch (Merching).
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