Industriepark stößt bei Nachbarn auf Widerstand
Die Ansiedlung von Honold in Mering wird in Kissing kritisch gesehen. Was dahinter steckt
Mering/Kissing Grundstücke im Süden des Landkreises Aichach-Friedberg sind bei Hausbauern und Gewerbetreibenden gefragt. Die Gemeinden profitieren von der verkehrsgünstigen Lage zwischen Augsburg und München. In Mering soll nun beim Bahnhaltepunkt St. Afra ein neuer Industriepark hochgezogen werden. Den Großteil der neun Hektar großen Fläche – erstmals westlich der Bahnlinie – nimmt die Logistik-Gruppe Honold ein, die für den Augsburger RoboterHersteller Kuka einen Standort aufbaut. Das stößt aber bei den Nachbargemeinden auf Widerstand. Sie fürchten zusätzlichen Verkehr.
Merings Bürgermeister HansDieter Kandler (SPD) hofft auf sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen und sieht die von dem Investor in Aussicht gestellten 140 Arbeitsplätze als Gewinn. Im benachbarten Kissing befürchten die Anwohner allerdings, dass in Zukunft noch mehr Lastwagen innerorts über die B 2 rollen. Auch wird im Gemeinderat geargwöhnt, dass der Industriepark den Verlauf der geplanten Osttangente stört. Die wird von vielen Kissingern herbeigesehnt, weil sie eine Ortsumfahrung beinhaltet und damit die inzwischen häufig überlastete B2 endlich entlasten soll.
Eine ablehnende Stellungnahme vom Nachbar aus dem Norden hinterließ in Mering aber wenig Eindruck. Vielmehr deutete Bürgermeister Kandler zuletzt im Marktrat an, dass Kissing selbst Interesse an der Gewerbeansiedlung gehabt habe. Dabei hätten die Laster seinerzeit nicht gestört.
Sein Kissinger Amtskollege Manfred Wolf (ebenfalls SPD) widerspricht: „Wir haben uns nie beworben“, sagte er auf Anfrage. Eine Umsetzung in dieser Form sei in seiner Gemeinde gar nicht machbar: „Wir haben keine Grundstücke in dieser Größe“. Zudem betont Wolf, dass er in der Vergangenheit die Ansiedlung von Speditionen abgelehnt habe, um den Platz für attraktivere Unternehmen freizuhalten. Angebote gab es zum Beispiel für eine Halle am Ortseingang in der Nähe der B 2. Inzwischen betreibt dort der Roboterhersteller Kuka ebenfalls eine Außenstelle.
Im Hinblick auf den Verkehr hat Mering mit der Firma Honold vertraglich Einschränkungen beschlossen. Beispielsweise musste sich der Investor verpflichten, dass die Nutzung nur zu 50 Prozent auf Logistik entfällt. Außerdem soll die Höchstzahl der anfahrenden Laster auf 70 am Tag festgelegt werden. Wolf beruhigt das aber nicht. Er bleibt dabei: Der Industriepark bringe noch mehr Lastwagen auf die B 2.
Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Auch im südlich von Mering gelegenen Merching regt sich Kritik. Bürgermeister Martin Walch (FW) sieht seine Gemeinde bereits wegen des zunehmenden Verkehrs benachteiligt. „Und jetzt auch noch das Projekt im geplanten Industriepark“, sagt er, „das gibt hier im Süden ein regelrechtes Nadelöhr.“
Auch in Mering selbst regt sich seit Bekanntwerden des Projekts Widerstand. Anfang Dezember kamen nach einem Aufruf der Grünen rund 100 Demonstranten am Bahnhaltepunkt St. Afra zusammen. Sie protestierten gegen den Flächenfraß und die Belastung der Menschen im angrenzenden Ortsteil St. Afra. Vor Ort stellte sich Bürgermeister Kandler dann den Kritikern. Die warfen ihm vor, selbst Misstrauen geschürt zu haben. Zuvor hatte er den Namen des Investors mehrere Monate geheimgehalten. Die Begründung: Er wolle die laufenden Verhandlungen nicht gefährden. Erst auf Drängen der Menschen bei der Demo gab er nach – und nannte schließlich den Namen Honold.