Auch die Arbeitgeber stellen Forderungen
Im Rathaus trafen sich rund 600 Vertreter aus Politik und Wirtschaft und diskutierten über die Zukunft
Die IG Metall rief gestern zu Warnstreiks auf, bei Premium Aerotec legten die Mitarbeiter die Arbeit nieder, bei Ledvance setzten sich die Arbeitnehmer erneut für den Erhalt des Standorts ein.
Aber auch die Arbeitgeber machten Augsburg am Mittwoch zum Schauplatz ihrer Interessen. Sie trafen sich am frühen Abend zum traditionellen Neujahrsempfang der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) und der bayerischen Elektro-Arbeitgeber bayme vbm der Region Schwaben. Die rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung tauschten sich im Rathaus zur aktuellen Stimmung in der bayerischen Wirtschaft aus. Unter ihnen waren Markus Par tik (SGL Carbon), Heinz Greiffenber ger (Greiffenberger AG), Wolfgang Puff (Handelsverband), Eva Weber (Wirtschaftsreferentin), Volker Ull rich (Bundestagsabgeordneter), Rolf Settelmeier, Walter Eschle (beide Stadtsparkasse) und Elsa Koller Knedlik (Agentur für Arbeit).
Das Fazit des Abends: Die Region steht sehr gut da. Doch ähnlich wie die Arbeitnehmer, streben auch die Arbeitgeber nach Verbesserungen, nennen Herausforderungen – und stellen damit selbst Forderungen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen muss wieder in den Mittelpunkt gestellt werden“, erklärte Philipp Erwein Prinz von der Leyen, Vorsitzender der vbwBezirksgruppe Schwaben, zum Auftakt der Veranstaltung. Daher seien Steuersenkungen, die Begrenzung Sozialausgaben, mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, die Deckelung der Lohnzusatzkosten und eine Kehrtwende in der Energiepo- litik nötig, erklärt er. Um der Automobilbranche keine Nachteile im internationalen Wettbewerb einzubrocken, sei zudem eine wettbevon werbsfähige Klimapolitik unumgänglich.
Ähnlich sieht das auch Wolfgang Clement. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister war als Gastredner geladen und gab in einem launigen Vortrag seine Sicht der Dinge preis. Zwar stünde Bayern sehr gut da, aber es würden auch zahlreiche Herausforderungen warten. Dazu zählten unter anderem die Digitalisierung, der demografische Wandel, der Umgang mit Migration sowie die Entwicklung von Europa. Je intensiver man auf diese Herausforderungen reagieren könne, umso besser sei dies für die Wirtschaft und das ganze Land. „Hierfür brauchen wir eine mutige, ideologiefreie, ergebnisund vor allem zukunftsorientierte Politik“, so der ehemalige Bundesminister.