Diese Reform muss schnell auf den Prüfstand
Der Augsburger meckert gerne, sagt man. Aber so massive Proteste wie gegen die neue Tarifreform im Augsburger Verkehrsverbund hat es schon lange nicht mehr gegeben. Zu Recht. Denn auch wenn Stammkunden im öffentlichen Nahverkehr weitgehend geschont werden, müssen viele Gelegenheitsfahrer drastisch höhere Preise zahlen. Schon im Sommer 2017 wurden Einzelfahrscheine und Streifenkarten prozentual deutlich teurer als Abonnements. Mit der neuen Zonenregelung seit Januar werden viele Seltenfahrer noch viel krasser zur Kasse gebeten. Man kann von etwa 70 000 Bürgern ausgehen, die betroffen sind.
Diese Preispolitik mag aus Sicht des AVV und der Stadtwerke nachvollziehbare wirtschaftliche und unternehmerische Gründe haben. Insgesamt ist sie aber ungerecht für einen großen Teil der Fahrgäste. Fragwürdig ist auch, ob Kunden auf diese Weise in Abos „gezwungen“werden sollten.
Diese Tarifreform muss deshalb schnellstmöglich noch einmal auf den Prüfstand kommen. Zwei Jahre mit einer Bilanz zu warten und zu hoffen, dass verärgerte Bürger bis dahin resigniert haben, ist nicht der richtige Weg. Augsburgs Politiker sind gefordert, sich zeitnah und konstruktiv mit den Protesten betroffener Nahverkehrskunden auseinanderzusetzen. Auch sie sollten nach Wegen für Nachbesserungen im neuen Tarifsystem suchen.