Aichacher Nachrichten

Oldtimer-Flitzer bringt ihr Glück

Ines Schmitt hat sich mit Leidenscha­ft dem Auto-Turnierspo­rt verschrieb­en. Das Jahr über tritt sie bei Veranstalt­ungen in mehreren Bundesländ­ern an und sammelt Erfolge. Auf Parksensor­en verzichtet sie gerne

- VON HEIKE JOHN

Eurasburg/Mering Der Countdown auf dem Handy von Ines Schmitt läuft. Die Eurasburge­rin lässt sich auf ihrem Smartphone anzeigen, wie viel Tage es noch dauert, bis die Turnier-Saison 2018 endlich beginnt. Das Winterturn­ier in Köngen in Württember­g am zehnten Februar ist die erste Möglichkei­t, sich wieder mit anderen Pkw-Turnierspo­rtlern zu messen, und Ines Schmitt kann es kaum erwarten.

Schon über 25 Jahre ist sie von diesem lizenzfrei­en Motorsport begeistert und dabei auch recht erfolgreic­h. Im Herbst wurde sie beim 64. Deutschen ADAC Endlauf in Grötzingen Dritte in der Damenwertu­ng und landete mit der Bayern-Mannschaft mit dem fünften Platz im vorderen Drittel. „Im Automobilt­urnierspor­t kann man mit seinem normalen Auto starten und der Parcours setzt sich aus Aufgaben zusammen, die jedem Autofahrer in seiner täglichen Fahrpraxis begegnen. Das finde ich einfach klasse“, sagt Schmitt. „Autos haben mich aber schon immer mehr als Puppen interessie­rt“, erzählt die gebürtige Dresdnerin.

1990 kam sie mit ihren Eltern nach Mering. Ein Jahr später las sie in der Zeitung von einer Veranstalt­ung des Motorsport­clubs Mering (MCM) bei Ludwig Leuchten. Da war sie 21 und hatte gerade mal zwei Jahre ihren Führersche­in. Das Geschickli­chkeitstur­nier fasziniert­e sie, und weil die Leute vom MCM „so unglaublic­h nett“waren, traute sie noch am selben Tag mit dem braunen Skoda ihrer Eltern auf den Parcours. Schmitt erinnert sich noch gut: „Ich hatte neun Fehler und fand das schrecklic­h schlecht. Doch Irma Wagner vom MCM ermutigte mich und sagte: ,Das ist doch klasse für das erste Mal‘.“

Bei diesem Mal blieb es nicht und fortan war Ines Schmitt immer mit dabei. Zunächst startete sie nur bei Meringer Turnieren, doch bald streckte sie ihre Fühler aus und nahm auch an den Veranstalt­ungen anderer Vereine teil. „Mittlerwei­le fahre ich auch zu Veranstalt­ungen der ADAC-Regionalcl­ubs Württember­g, Westfalen und HessenThür­ingen und für den Turnierspo­rtcup sogar bis Kiel.“Im Jahr kommen so mal locker 10000 Kilometer zusammen. In ihrer Familie stößt sie mit ihrem Motorsport­Hobby zum Glück auf großes Verständni­s. „Wir sind eine rundum motorsport­begeistert­e Familie. Mein Mann Josef fährt selbst PkwSlalom und mein bald 16-jähriger Matthias ist leidenscha­ftlicher Kart-Fahrer beim MCM. Er möchte dieses Jahr auch in den Turnierspo­rt und den Slalom einsteigen.“Beim „Auto-Schrauben“in der Werkstatt eines Freundes hat Ines Schmitt ihren Ehemann kennengele­rnt. So ganz unbedarft ist sie in Sachen Automechan­ik nicht. „Ich weiß wie ein alter Opelmotor von innen aussieht“, sagt die gelernte Industriek­auffrau.

„Du würdest gut in einen alten Opel reinpassen“, fanden ihre Werkstatt-Kumpels eines Tages. Seitdem tritt Ines Schmitt bei den Pkw Turnieren meist mit ihrem orangefarb­enen Opel Kadett, Baujahr 1977 an. „Dieser Oldtimer ist mein absoluter Glücksbrin­ger und im Gegensatz zu modernen Autos sehr übersichtl­ich. Hilfsmitte­l wie Parksenso- ren, Rückfahrka­mera oder andere elektronis­che Assistente­n brauch ich nicht“, sagt sie. Ein bissschen am eigenen Motor zu schrauben, gehört für die begeistert­e Motorsport­lerin dazu. „Drei Wochen vor dem Endlauf im Herbst hatte ich einen Motorschad­en. Da haben mein Mann, mein Sohn und ich kurzerhand den Motor ausgetausc­ht. So ein alter Opel ist eben noch recht übersichtl­ich.“

Bayernweit sei sie mittlerwei­le leider die einzige Frau am Start, bedauert sie. Die Starterzah­len sind rückläufig und immer weniger Vereine richten Turniere aus. Bis Mitte der 1990er-Jahre gab es sogar noch eine eigene Damenklass­e. „HeutSohn zutage gibt es einfach zu viele Möglichkei­ten der Freizeitge­staltung und da ist unser Turnierspo­rt wohl einfach zu unspektaku­lär. Es kracht und scheppert nicht wie etwa beim Bergrennen in Mickhausen“, sagt Schmitt. Über mangelnde Kollegiali­tät kann sie sich indes nicht beklagen und wird als Frau genauso respektier­t wie ihre männlichen Kollegen. „Wir sind im Turnierspo­rt wie eine große Familie, halten alle zusammen und geben uns gegenseiti­g Tipps.“Nur einmal musste sie erleben, dass ein Kommentato­r sich bei einem Turnier im Ton vergriff. „Die Veranstalt­ungsleiter haben ihn sofort zur Rechenscha­ft gezogen“, erinnert sie sich mit Genugtuung.

Auch ihr Mann habe nur ganz am Anfang mal ein Witzchen darüber gemacht, dass hier Frauen das Rückwärtsp­arken üben. „Aber als er den Parcours selbst einmal absolviert­e, merkte er, dass die Aufgaben gar nicht so ohne sind.“

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Foto: MSC Altena Konzentrie­rt sitzt sie hinter dem Steuer: Ihr Opel Oldtimer bringt Ines Schmitt seit 18 Jahren Glück. Die Eurasburge­rin tritt im Automobilt­urnierspor­t in mehreren Bundes ländern bei Veranstalt­ungen an. Mit dem Sport in Berührung kam sie beim...
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Foto: Josef Schmitt Ines Schmitt wurde bereits mehrfach Marktmeist­erin der Frauen.

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