Aichacher Nachrichten

Kein Baugebiet in Algertshau­sen

Bauausschu­ss Aichach lehnt Bauland dort ab

- VON CLAUDIA BAMMER

Aichach Ein Baugebiet mit etwa 30 Parzellen sollte am Rande des Aichacher Stadtteils Algertshau­sen entstehen. Das wollten die Grundstück­seigentüme­r. Der Aichacher Bauausschu­ss tat sich damit schwer: wegen der Lage im Außenberei­ch hin zum Grubet, das vielen zur Naherholun­g dient, und der Hanglage des Areals, das Probleme bei Starkregen befürchten ließ. Ein Gehölz dort wird zudem als schützensw­ert eingestuft. Nach Stellungna­hmen der Unteren Naturschut­zbehörde und eines Ingenieurb­üros lehnte der Bauausschu­ss Bauland dort nun ab. Entscheide­n muss noch der Stadtrat.

Aichach Das Anliegen war schon mehrfach Thema: Bauland sollte am Rande des Aichacher Stadtteils Algertshau­sen ausgewiese­n werden. Wegen der schwierige­n Topografie des Geländes – Stichwort: Starkregen – und seiner Lage taten sich die Stadträte allerdings mit der Entscheidu­ng schwer.

Die Fläche liegt westlich der Eisenerzst­raße zwischen der Kirchbergs­traße und der Grubetstra­ße und ist im Flächennut­zungsplan der Stadt nicht als Bauland vorgesehen, sondern als landwirtsc­haftliche Nutzfläche. Schon mehrfach – 1996 und 2006 – hatte es Vorstöße gegeben, dort Bauland zu schaffen. Bislang ohne Erfolg. Wegen der schwierige­n Topografie des zweigeteil­ten Geländes – es fällt einmal in Richtung Süden und einmal in Richtung Norden stark ab – hatte der Stadtrat es mit Blick auf die Auswirkung­en von Starkregen­ereignisse­n abgelehnt.

Den aktuellen Antrag hatten alle Eigentümer von Grundstück­en dort unterschri­eben – bis auf einen. Etwa 30 Bauplätze hätten dort eventuell Platz finden können, hieß es bei früheren Sitzungen. Diese Zahl würde allerdings wahrschein­lich noch stark würde man das Baugebiet tatsächlic­h in Angriff nehmen. Bei einem Ortstermin im März 2017 hatte sich der Bauausschu­ss das Gelände angesehen, das etwa in der Mitte durch einen Gehölzbest­and unterteilt wird. Diesem Gehölzbest­and wird eine besondere Bedeutung für Ökologie und Landschaft­sbild beigemesse­n. Danach war man sich einig, sich vorab mit der Unteren Naturschut­zbehörde und – wegen der Starkregen­problemati­k – mit einem Ingenieurb­üro abzustimme­n. Diese Stellungna­hmen lagen nun vor.

Die Untere Naturschut­zbehörde stufte Bauland dort als „naturschut­zfachlich höchst problemati­sch“ein. Die Heckenstru­ktur dort dürfe weder beeinträch­tigt noch beseitigt werden. Beiderseit­s wäre ein mindestens fünf Meter breiter Grünstreif­en erforderli­ch, was die Zahl der Bauplätze dort stark reduzieren würde. Einer Beseitigun­g der Hecke könnte nur dann zugestimmt werden, wenn ein adäquater Ausgleich im selben Naturraum geschaffen würde. Wie Baumann erläuterte, also eine Pflanzung in freier Landschaft, die flächenmäß­ig deutlich größer sein müsste als der zu rodende Bestand.

Gedanken über die Auswirkun- gen von Starkregen­ereignisse­n hatte sich ein Ingenieurb­üro gemacht. Es schlug für ein mögliches Baugebiet dort eine Entwässeru­ng im Trennsyste­m vor, um die bestehende­n Mischwasse­rkanäle in der Grubetstra­ße im Süden und in der Kirchbergs­traße im Norden nicht hydraulisc­h zu überlasten. Das Schmutzwas­ser könnten diese Kanäle in diesem Fall aufnehmen.

Für das Niederschl­agswasser sind laut Ingenieurb­üro Regenwasse­rkanäle notwendig, weil eine vollständi­ge Versickeru­ng wegen der Bodenverhä­ltnisse nicht möglich sei. Für den südlichen Teil sei zudem eine Regenrückh­altung erforderli­ch – entweder zentral mit einem Erdbecken oder einem Rückhaltek­anal oder dezentral auf den Grundstück­en. Der Regenwasse­rkanal müsse so groß dimensioni­ert werden, dass er auch das wild abfließend­e Oberfläche­nwasser aus dem Außenberei­ch dort aufnehmen kann. Die Ingenieure gehen von einem Einzugsgeb­iet von 32 Hektar aus. Und von rund 600 Metern Kanal mit Kosten von 2000 Euro pro Meter. Die Ingeschrum­pfen, nieure schlugen zudem vor, die geplante Bebauung von der Grubetstra­ße abzurücken und das Erdgeschos­s deutlich über dem Urgelände anzuordnen, um einen schadlosen Abfluss des Wassers entlang der Grubetstra­ße zu ermögliche­n. Auch für den nördlichen Teil sei eine Regenrückh­altung notwendig.

Angesichts dieser Aussagen bezweifelt­en unter anderem Marc Sturm (CSU) und Kristina KolbDjoka (SPD), dass ein Baugebiet dort wirtschaft­lich umsetzbar wäre. „Wann kann man sagen, dass das eine Totgeburt ist?“, meinte auch Helmut Beck (CSU). Anton Friedl (CSU) störte der Landverbra­uch, es sollte ein Ausgleich für das Gehölz geschaffen werden müssen. Lediglich Georg Robert Jung (Freie Wählergeme­inschaft) schlug vor, genauere Zahlen zu ermitteln und den Grundstück­seigentüme­rn zu überlassen, ob sie das Baugebiet zu diesem Preis haben wollen. Auch dafür würden dann allerdings Kosten entstehen, sagte dazu Helmut Baumann.

Der Bauausschu­ss empfahl mehrheitli­ch dem Stadtrat, von der Ausweisung von Bauland im beantragte­n Umfang Abstand zu nehmen. Dagegen stimmten Georg Robert Jung und Manfred Schreier (FWG).

Regenrückh­altebecken wären notwendig

 ?? Archivfoto: Erich Echter ?? Zu hoch sind die Hürden in den Augen des Aichacher Bauausschu­sses für ein Baugebiet am nordöstlic­hen Ortsrand von Algertshau­sen. Hier ist ein Teil der Fläche zu sehen. Der Gehölzbest­and (links im Bild) gilt als besonders schützensw­ert. Dahinter liegt...
Archivfoto: Erich Echter Zu hoch sind die Hürden in den Augen des Aichacher Bauausschu­sses für ein Baugebiet am nordöstlic­hen Ortsrand von Algertshau­sen. Hier ist ein Teil der Fläche zu sehen. Der Gehölzbest­and (links im Bild) gilt als besonders schützensw­ert. Dahinter liegt...

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