Der Plan A wird jetzt konkret
Regisseurin Nicole Schneiderbauer startet „Plan A“, erst geht es um Intersexualität, dann um die Liebe
Eine Wundertüte. Ein Zauberhut, aus dem die verschiedensten Formate herausgezogen werden. „Es ist schwer zu erklären“, sagt Nicole Schneiderbauer. Sie, die junge Hausregisseurin am Theater Augsburg, entwickelt „Plan A“am Theater. Dahinter verbirgt sich eine gesonderte Veranstaltungsreihe, mit der das Haus neue Wege beschreiten will. „Zum einen sind das interdisziplinäre Projekte, zum anderen sollen es auch interkulturelle Projekte sein“, sagt Schneiderbauer. Sie möchte im Rahmen des „Plan A“andere Theaterformate ans Theater holen und gleichzeitig mit anderen Künstlern kooperieren.
Jetzt wird dieser „Plan A“erstmals konkret. „Herculine“heißt der Abend, mit dem alles beginnt. Es ist ein Gastspiel, das Schneiderbauer aus Mannheim nach Augsburg holt. Sie hat es dort mit der Schauspielerin Isabelle Barth entwickelt. Es handelt von dem Franzosen, der Französin Herculine Barbine, ein intersexueller Mensch, der von 1838 bis 1868 lebte und vor allem durch die eigenen Memoiren zu Nachruhm gekommen ist. Der französische Philosoph Michel Foucault hat diese in den 1970er Jahren wieder herausgegeben.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenregister zuzulassen, war der Anlass, diesen Theaterabend um Herculine Barbine zweimal als Gastspiel im Spielplan aufzunehmen. Auch formal passt der Abend in das Konzept von „Plan A“, wie Schneiderbauer ausführt. „Herculine“war ein Rechercheprojekt, das in Kooperation mit der Universität Mannheim entstanden ist. Tanz, Spiel und Vortrag in der Stückentwicklung vereint.
Die Schauspielerin Isabelle Barth hat Nicole Schneiderbauer vor sieben Jahren am Theater Mannheim kennengelernt. Damals haben sie festgestellt, dass sie eine gleiche Arbeitsweise haben und von ähnlichen Projekten fasziniert sind. Unter dem Label „barth&schneider“haben sie immer wieder zusammengearbeitet. Am Theater Augsburg setzen die beiden das fort – nicht nur mit der Wiederaufnahme von „Herculine“, sondern auch mit einer neuen Produktion, an der sie gerade arbeiten: „Solvejg. Mon Amour“heißt die Stückentwicklung, die am 27. Januar in der Galerie Noah und dem Kunstmuseum Walter Premiere hat. Zum einen wollen sie damit eine Antwort auf Ibsens „Peer Gynt“ge- ben, der zum Auftakt der Spielzeit inszeniert worden ist. Für Peer Gynt ist Solvejg am Schluss des Stücks eine Projektionsfläche für die Liebe. Schneiderbauer, Barth und die anderen beteiligten Schauspieler Thomas Prazak und Karoline Stegemann gehen der Frage nach, wer diese Solvejg ist und was ihre Perspektive auf die Liebe ist. Als zweite Ebene setzen sie sich mit Alain Badious „Lob der Liebe“auseinander und fragen allgemein danach, wie es in der kapitalistischen Gesellschaft um die Liebe bestellt ist.
Auch „Solvejg. Mon Amour“ist Teil von „Plan A“. Dazwischen gibt es im Januar noch eine Performance von Stefanie Sixt und Markus Mehr am Theater Augsburg, die die beiden im April 2017 erstmals in Augsburg im H2 – Zentrum für Gegenwerden wartskunst gezeigt haben. Nun wird „Dischronia“im Anschluss an die Vorstellung „Paradies Fluten“am 20. Januar in der Brechtbühne im Bühnenbild von „Paradies Fluten“gezeigt. „Diese Performance passt sehr gut zum Stück“, sagt Schneiderbauer. Hinterher geht es im Hoffmannkeller des Theater Augsburg weiter mit einer Klubnacht unter dem Motto „Dann tanz doch“.
Hinter dem „Plan A“versteckt sich im Januar schon eine Menge. Für die laufende Spielzeit hat Schneiderbauer aber noch mehr geplant. Zum einen soll es eine Zusammenarbeit mit dem Lab Binaer geben. Vorgesehen ist eine Intervention im öffentlichen Raum, die das Spielzeitmotto „Sinnsucht“zum Thema hat. Im März steht eine Produktion an, in der Terézia Moras Roman „Das Ungeheuer“mit den Mitteln des Films und denen des Theaters auf die Bühne gebracht werden soll. „Die Idee ist hier, wie und ob sich Film- und Theaterkunst miteinander verschmelzen lassen“, sagt Nicole Schneiderbauer. Und im Mai soll es dann eine Kooperation mit dem Grandhotel Cosmopolis geben.
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Termine Der Plan A des Theater Augs burg startet am Donnerstag, 11. Janu ar, um 20.30 Uhr mit „Herculine“im Hoffmannkeller (weitere Vorstellung am Freitag, 12. Januar, um 20.30 Uhr). Die Performance „Dischronia“findet am Samstag, 20. Januar, um 21.30 Uhr in der Brechtbühne statt. „Solvejg. Mon Amour“hat am Samstag, 27. Januar, um 19.30 Uhr in der Galerie Noah und dem Kunstmuseum Walter Premiere.