Aichacher Nachrichten

Der Plan A wird jetzt konkret

Regisseuri­n Nicole Schneiderb­auer startet „Plan A“, erst geht es um Intersexua­lität, dann um die Liebe

- VON RICHARD MAYR

Eine Wundertüte. Ein Zauberhut, aus dem die verschiede­nsten Formate herausgezo­gen werden. „Es ist schwer zu erklären“, sagt Nicole Schneiderb­auer. Sie, die junge Hausregiss­eurin am Theater Augsburg, entwickelt „Plan A“am Theater. Dahinter verbirgt sich eine gesonderte Veranstalt­ungsreihe, mit der das Haus neue Wege beschreite­n will. „Zum einen sind das interdiszi­plinäre Projekte, zum anderen sollen es auch interkultu­relle Projekte sein“, sagt Schneiderb­auer. Sie möchte im Rahmen des „Plan A“andere Theaterfor­mate ans Theater holen und gleichzeit­ig mit anderen Künstlern kooperiere­n.

Jetzt wird dieser „Plan A“erstmals konkret. „Herculine“heißt der Abend, mit dem alles beginnt. Es ist ein Gastspiel, das Schneiderb­auer aus Mannheim nach Augsburg holt. Sie hat es dort mit der Schauspiel­erin Isabelle Barth entwickelt. Es handelt von dem Franzosen, der Französin Herculine Barbine, ein intersexue­ller Mensch, der von 1838 bis 1868 lebte und vor allem durch die eigenen Memoiren zu Nachruhm gekommen ist. Der französisc­he Philosoph Michel Foucault hat diese in den 1970er Jahren wieder herausgege­ben.

Das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts, ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenre­gister zuzulassen, war der Anlass, diesen Theaterabe­nd um Herculine Barbine zweimal als Gastspiel im Spielplan aufzunehme­n. Auch formal passt der Abend in das Konzept von „Plan A“, wie Schneiderb­auer ausführt. „Herculine“war ein Recherchep­rojekt, das in Kooperatio­n mit der Universitä­t Mannheim entstanden ist. Tanz, Spiel und Vortrag in der Stückentwi­cklung vereint.

Die Schauspiel­erin Isabelle Barth hat Nicole Schneiderb­auer vor sieben Jahren am Theater Mannheim kennengele­rnt. Damals haben sie festgestel­lt, dass sie eine gleiche Arbeitswei­se haben und von ähnlichen Projekten fasziniert sind. Unter dem Label „barth&schneider“haben sie immer wieder zusammenge­arbeitet. Am Theater Augsburg setzen die beiden das fort – nicht nur mit der Wiederaufn­ahme von „Herculine“, sondern auch mit einer neuen Produktion, an der sie gerade arbeiten: „Solvejg. Mon Amour“heißt die Stückentwi­cklung, die am 27. Januar in der Galerie Noah und dem Kunstmuseu­m Walter Premiere hat. Zum einen wollen sie damit eine Antwort auf Ibsens „Peer Gynt“ge- ben, der zum Auftakt der Spielzeit inszeniert worden ist. Für Peer Gynt ist Solvejg am Schluss des Stücks eine Projektion­sfläche für die Liebe. Schneiderb­auer, Barth und die anderen beteiligte­n Schauspiel­er Thomas Prazak und Karoline Stegemann gehen der Frage nach, wer diese Solvejg ist und was ihre Perspektiv­e auf die Liebe ist. Als zweite Ebene setzen sie sich mit Alain Badious „Lob der Liebe“auseinande­r und fragen allgemein danach, wie es in der kapitalist­ischen Gesellscha­ft um die Liebe bestellt ist.

Auch „Solvejg. Mon Amour“ist Teil von „Plan A“. Dazwischen gibt es im Januar noch eine Performanc­e von Stefanie Sixt und Markus Mehr am Theater Augsburg, die die beiden im April 2017 erstmals in Augsburg im H2 – Zentrum für Gegenwerde­n wartskunst gezeigt haben. Nun wird „Dischronia“im Anschluss an die Vorstellun­g „Paradies Fluten“am 20. Januar in der Brechtbühn­e im Bühnenbild von „Paradies Fluten“gezeigt. „Diese Performanc­e passt sehr gut zum Stück“, sagt Schneiderb­auer. Hinterher geht es im Hoffmannke­ller des Theater Augsburg weiter mit einer Klubnacht unter dem Motto „Dann tanz doch“.

Hinter dem „Plan A“versteckt sich im Januar schon eine Menge. Für die laufende Spielzeit hat Schneiderb­auer aber noch mehr geplant. Zum einen soll es eine Zusammenar­beit mit dem Lab Binaer geben. Vorgesehen ist eine Interventi­on im öffentlich­en Raum, die das Spielzeitm­otto „Sinnsucht“zum Thema hat. Im März steht eine Produktion an, in der Terézia Moras Roman „Das Ungeheuer“mit den Mitteln des Films und denen des Theaters auf die Bühne gebracht werden soll. „Die Idee ist hier, wie und ob sich Film- und Theaterkun­st miteinande­r verschmelz­en lassen“, sagt Nicole Schneiderb­auer. Und im Mai soll es dann eine Kooperatio­n mit dem Grandhotel Cosmopolis geben.

Termine Der Plan A des Theater Augs burg startet am Donnerstag, 11. Janu ar, um 20.30 Uhr mit „Herculine“im Hoffmannke­ller (weitere Vorstellun­g am Freitag, 12. Januar, um 20.30 Uhr). Die Performanc­e „Dischronia“findet am Samstag, 20. Januar, um 21.30 Uhr in der Brechtbühn­e statt. „Solvejg. Mon Amour“hat am Samstag, 27. Januar, um 19.30 Uhr in der Galerie Noah und dem Kunstmuseu­m Walter Premiere.

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Foto: Christian Kleiner Luis Eduardo Sayago und Isabelle Barth in „Herculine“.
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N. Schneiderb­auer

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