Wenn tanzen, dann richtig
Andreas Jocher hört nach einem Vierteljahrhundert als Vorplattler bei den D’Paartalern in Merching auf. Als er das Amt übernahm, musste er sich gegenüber älteren Vereinskollegen beweisen. Eine Entwicklung findet er schade
Merching Einen Kurs hat er nie gemacht, obwohl er alle gängigen Standardtänze, das Plattln, Landler und Volkstänze beherrscht: „Das Tanzen habe ich bei den D’Paartalern gelernt“, sagt Andreas Jocher. Offensichtlich ziemlich gut: 25 Jahre lang war der 47-Jährige dort sogar Vortänzer und Vorplattler.
„Heute ist es so, dass man froh um jeden ist, der sich für einen Verein engagiert. Aber damals gab es mehrere Interessenten und man musste beweisen, dass man dafür der Richtige ist. Mir hat das Tanzen sehr viel Spaß gemacht“, erzählt er.
Im Verein war man jedenfalls bald überzeugt, dass Jocher sich gut als Vortänzer eignen würde. Dabei war er in seiner Familie derjenige, der als Letzter zu den Trachtlern stieß: Seine Eltern waren aktive Mitglieder bei den D’Paartalern und auch sein jüngerer Bruder Ricky war dabei.
Andreas Jocher war zuerst lieber ringen gegangen, doch im Grundschulalter wollte er auch mit zu den Trachtlern. Dort stellte er erstaunt fest, dass das Plattln körperlich nicht weniger anspruchsvoll ist als das Ringen. Seine Eltern waren einverstanden. Aber wenn du das machen willst, dann g’scheid, sagten sie. „Ich wollte das. Wenn man als irgendwo mitmachen will, braucht man vielleicht ein wenig sanften Druck, aber alles andere muss von dem Kind selbst kommen – und ganz wichtig: Die Eltern müssen Interesse zeigen und das Kind unterstützen.“Das haben ihm seine Eltern vorgelebt und davon ist der 47-jährige zweifache Vater, der mittlerweile Trainer bei der RingerBasis in Mering ist, nach mehr als 25-jähriger Erfahrung beim Plattln überzeugt. Er findet die Entwicklung schade, dass manche Eltern die Kinder einfach beim Verein abladen, ohne sich für das zu interessieren, was sie dort machen. Bewundernd spricht er von vielen Vorbildern, die er im Verein hatte, unter anderem von Bruno Maier senior, bei und mit dem er Tanzen lernte. „Jedes Kind, das die Plattlprobe besuchte, hat er persönlich von zu Hause abgeholt und nach dem Tanzen wieder zurückgebracht.“
Jocher selbst sah sich viel von den Älteren ab und wusste, dass er absolutes Engagement zeigen musste, als er das Amt übernahm. Die meisten Tänzer bei den Aktiven waren älter als er. „Man muss als Vortänzer freundlich sein, offen sein, aber sich auch diplomatisch durchsetzen können.“Bei den Kindern war ihm wichtig, dass sie bei Wettbewerben, etwa beim Wertungsplatteln, vor alKind lem das Gefühl mitnahmen: „Ich habe mich getraut und mein Bestes gegeben – die Platzierung hinterher war eher sekundär. Man kann stolz darauf sein, sich in Tracht zu präsentieren und zu zeigen, was man kann. Schließlich kann nur einer ganz oben sein.“Wichtig war ihm als Vortänzer immer, dass der Zusammenhalt, die Atmosphäre stimmt. „Jeder muss mit jedem tanzen können“, war seine Devise.
Zugute kam ihm eine weitere Leidenschaft: das Quetschenspielen. Damit konnte er die Tänzer begleiten und spielte auch bei Wettbewerben. Als Grundschüler hatte er begonnen, Stunden zu nehmen, aber eigentlich, so verrät er schmunzelnd, ist er nahezu Autodidakt mit dem Instrument. „Das Musizieren hat mir so viel gebracht: Taktgefühl, das genaue Hinhören, die Konzentration, die man dafür braucht – ich finde, jedes Kind sollte ein Instrument lernen und Musik machen.“
Andreas Jocher gibt das Amt des Vortänzers nun von Herzen gern an den jüngeren Markus Storch weiter – sein Engagement für den Verein wird aber noch nicht beendet sein.