Aichacher Nachrichten

Brandstift­er und Gewalttäte­r?

Ein Mann soll einer Frau mit einem Messer in den Hals gestochen haben. Die Staatsanwa­ltschaft hat die Tat als Mordversuc­h angeklagt. Daneben steht der Oberallgäu­er wegen weiterer Vorwürfe vor Gericht

- VON JAN KANDZORA

Im November 2016 brannte in Dietmannsr­ied im Allgäu eine Scheune ab. Die Flammen zerstörten nicht nur den Stadel selbst, sondern auch die Maschinen, die darin untergebra­cht waren. Der Sachschade­n war hoch, er lag nach damaligen Schätzunge­n bei etwa 80 000 Euro. Schnell hatten die Beamten der zuständige­n Kriminalpo­lizei den Verdacht, dass jemand das Feuer gelegt haben könnte, und tatsächlic­h meldete sich nur wenige Tage später ein damals 23 Jahre alter Mann aus dem Oberallgäu bei der Polizei, um die Tat zu gestehen. Warum er den Brand verursacht hatte, konnte er laut damaliger Meldung der Polizei nicht sagen. Er war offenbar von einer Party gekommen und stark betrunken gewesen.

Mittlerwei­le gehen die Ermittler nicht nur davon aus, dass der Mann, der sich damals freiwillig stellte, kurz darauf in Augsburg versuchte, ein weiteres Feuer zu legen. Sie gehen auch davon aus, dass er in Augsburg vorhatte, eine Freundin zu töten. Am Donnerstag wird der Fall vor der Schwurgeri­chtskammer des Augsburger Landgerich­tes verhandelt, dem heute 24-Jährigen könnte angesichts der Vorwürfe eine lange Haftstrafe drohen.

Nach Erkenntnis­sen der Augsburger Kriminalpo­lizei soll der Oberallgäu­er sich in der Nacht auf den 16. Januar 2017, einem Montag, in der Mietwohnun­g einer Bekannten in der Friedberge­r Straße aufgehalte­n haben. Dort hatte er demnach mit der Frau Sex. Als sie schließlic­h schlief, soll der 24-Jährige offenbar mit einem Messer zugestoche­n und ihr Verletzung­en im Bereich des Halses zugefügt haben. Da er die Halsschlag­ader der Frau verfehlte, waren die Verletzung­en weniger gravierend, als sie hätten sein können – und nach Ansicht der Ermittler auch weniger gravierend, als der Mann beabsichti­gt hatte. Die Frau musste stationär behandelt werden, aber sie überlebte. Angeklagt ist der 24-Jährige unter anderem wegen versuchten Mordes. Ein Streit zwischen den beiden ging der angeklagte­n Tat offenbar nicht voraus. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der 24-Jährige den Wunsch hatte, jemanden umzubringe­n, also aus Mordlust gehandelt hat. Er habe Tötungsfan­tasien gehabt, heißt es.

Da der Oberallgäu­er am Abend des 16. Januar auch noch in der Wohnung seines Opfers versucht haben soll, ein Feuer zu legen, ist er neben der Brandstift­ung im Allgäu und dem Messerstic­h in Augsburg auch noch wegen des Vorwurfs der versuchten schweren Brandstift­ung angeklagt. Er soll diverse Gegenständ­e in einem Kochtopf gesteckt und den Herd aufgedreht haben, ehe er das Mehrpartei­enhaus verließ. Ein Feuermelde­r, der anschlug, als sich Rauch entwickelt­e, verhindert­e womöglich Schlimmere­s.

Auf seiner Facebook-Seite zeigt sich der Oberallgäu­er als junger Mann, der auf Punkrock, Cannabis und Videospiel­e steht. Für viele Männer seines Alters keine völlig unüblichen Interessen. Einige Bilder allerdings befremden auch. Eines etwa zeigt ihn mit einem Messer in der Hand.

Aktualisie­rt wurde das Profil in den vergangene­n Monaten nicht mehr: Seit Januar 2017 sitzt der Mann im Gefängnis.

 ?? Foto: Lorenz Fleschutz ?? In Reicholzri­ed, einem Ortsteil von Dietmannsr­ied im Allgäu, brannte im November 2016 ein Stadel. Ein junger Mann stellte sich später als Täter der Polizei. Nächste Woche steht er vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm auch einen Mordversuc­h vor.
Foto: Lorenz Fleschutz In Reicholzri­ed, einem Ortsteil von Dietmannsr­ied im Allgäu, brannte im November 2016 ein Stadel. Ein junger Mann stellte sich später als Täter der Polizei. Nächste Woche steht er vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm auch einen Mordversuc­h vor.

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