Die Chippendales von der Waterkant
Das Ohnsorg-Theater zeigt eine Bühnenvariante der TV-Show „Bauer sucht Frau“in Gersthofen
In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts zählte die Ausstrahlung eines Stücks mit dem Hamburger Ohnsorg-Theater mit zu den Höhepunkten deutscher Fernsehkultur. Dann war die ganze Familie vor der Flimmerkiste vereint und amüsierte sich über die heiteren Lustspiele im knochenharten norddeutschen Dialekt. Die Zeiten derartiger Fernsehabende sind längst Vergangenheit, das Ohnsorg-Theater aber präsentiert nach wie vor seine Komödien aus der Welt des deut- schen Nordens. Am Wochenende auch mit großem Erfolg in der Stadthalle Gersthofen.
Auch für das Ohnsorg-Theater ist die Zeit nicht stehen geblieben. Zum Straßenfeger, wie zu Zeiten Heidi Kabels, eignen sich diese Inszenierungen längst nicht mehr. Heute bestimmen Shows unterschiedlichster Formate vom Supermodel bis zum Supertalent, vom Bachelor bis zum Bauern die Fernsehprogramme. An eben diesem Format von „Bauersucht-Frau“orientierte sich nun die aktuelle Ohnsorg-Inszenierung „Landeier – Bauern suchen Frau- en“. Was als Fernsehformat seit über zwölf Jahren bei RTL für Quote sorgt, kann für das OhnsorgTheater nicht schlecht sein. So dürfte Autor Frederik Holtkamp gedacht haben, als er seine Geschichte von den drei Jungbauern Jan, Jens und Richard verfasste.
Diese leben in einem entlegenen Dorf irgendwo im hohen Norden Deutschlands. Außer Schweinen und Schafen gibt es dort nichts. Wie also soll man hierher eine Frau locken können? Frustration macht sich breit, ehe Rettung naht in Form von Aushilfspostbotin Gertrud und Studentin Eva. Zwar hatten die drei Bauern zuvor schon mal Kontaktanzeigen aufgegeben, jedoch ohne Erfolg. Man müsse eben mit der Zeit gehen, schmuddelige Annoncen sind out, eigene Youtube-Shows in. „Ihr müsst den Frauen zeigen, was sie sehen wollen“, erklärt Eva. Dass sie dabei weder an Schuhe noch Handtaschen gedacht hatte, macht sie den drei Jungbauern rasch klar, auch wenn gerade Jens nicht der Hellste ist. Sie präsentieren sich nun als perfekte Hausmänner an Herd und Bügelbrett und lassen nebenbei ihre Hüllen fallen.
Die Choreografie dieses finalen Striptease konnte sich wahrhaft sehen lassen und war an Komik nur schwer zu überbieten. Jetzt hüpften Jan, Jens und Richard alias Markus Gillich, Robert Eder und Tim Ehlert als Chippendales von der Waterkant über die Bühne. Einziges Kleidungsstück: ein paar Pfannen vor dem Körper. Das Publikum, das größtenteils bestimmt auch schon in den Sechzigern zu den Fans des Ohnsorg-Theaters gehört hatte, war hellauf begeistert von dieser Bühnenvariante des TV-Formats „Bauer sucht Frau“.