Aichacher Nachrichten

Die SPD ringt mit sich selbst

Die Große Koalition auf Bundeseben­e liefert Zündstoff. Die Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr ist eine Gegnerin – und bekommt für diese Haltung Unterstütz­ung

- VON MICHAEL HÖRMANN

Ulrike Bahr ist seit dem Jahr 2013 die Augsburger SPD-Bundestags­abgeordnet­e. Die 53-Jährige führt zudem die Augsburger SPD und ist schwäbisch­e SPD-Vorsitzend­e. Jetzt geht es innerparte­ilich darum, ob Ulrike Bahr auch in den nächsten vier Jahren ein Mitglied der Großen Koalition in Berlin sein wird. Sie selbst gilt als Gegnerin dieser Lösung. Doch es zählt eben nicht ihr Votum, sondern die Partei ist gefragt. Zunächst am kommenden Sonntag bei einem Parteitag, der über die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen abstimmt.

Würde der politische Weg zu einer Koalition von Union und SPD führen, müssten darüber die SPDMitglie­der am Ende entscheide­n. Es besteht Gesprächsb­edarf in Reihen der SPD. Als schwäbisch­e Vorsitzend­e hat Ulrike Bahr am Montag alle per Mail erreichbar­en Mitglieder in Schwaben aufgerufen, ihr schon jetzt eine Rückmeldun­g zu geben, wie die Große Koalition bei der Basis ankommt. Ihre persönlich­e Sicht tut sie kund: „Kann die SPD in Zukunft überhaupt noch eine glaubwürdi­ge Alternativ­e für eine Politik jenseits von CDU/CSU sein, wenn sie in der Wahrnehmun­g der Bürger nur noch als Anhängsel von CDU/CSU firmiert beziehungs­weise damit in eins gesetzt wird? Ich meine, unser Land braucht eine klare demokratis­che Alternativ­e zur gegenwärti­gen Politik, wenn die AfD als dann größte Opposition­spartei nicht noch weiter gestärkt werden soll.“

Der SPD-Nachwuchs in Augsburg teilt diese Positionie­rung. Silke Högg, Vorsitzend­e der Jusos, sagt: „Wir werden gegen die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen auf dem Parteitag am 21. Januar und notfalls für jede Nein-Stimme im Mitglieder­entscheid kämpfen. Wir werden nicht auf die Taktik einiger Bundesvors­tandsmitgl­ieder hereinfall­en, die jetzt Nachverhan­dlungen der Union fordern.“Den Optimismus, während der Koalitions­gespräche noch die roten Linien der Partei hineinverh­andeln zu können, teile sie nicht, so Silke Högg. Anna Rasehorn, Augsburger SPD-Stadträtin und schwäbisch­e Juso-Vorsitzend­e, erklärt: „Die Große Koalition wurde am 24. September mit einem Minus von 14 Prozent klar abgewählt. Auch die Ergebnisse der Sondierung­sgespräche und das Verhalten der Union zeigen deutlich, dass ein gemeinsame­s Regieren mit der Union unmöglich ist.“

Darüber hinaus will Ulrike Bahr unabhängig vom Parteitags­beschluss bei einer öffentlich­en Veranstalt­ung über die künftige Rolle der SPD diskutiere­n – auch mit Blick auf die Landtagswa­hl. Die Diskussion ist angesetzt am Mittwoch, 24. Januar, um 19 Uhr in der Stadtbüche­rei. Wie soll es nach dem Parteitag weitergehe­n?, lautet das Thema. Provokant gefragt, heißt es dazu wörtlich in der Einladung: „Volksparte­i? Klientelpa­rtei? Allerwelts­partei?“

 ?? Archivfoto: Michael Hochgemuth ?? Ulrike Bahr gilt als Gegnerin der Großen Koalition.
Archivfoto: Michael Hochgemuth Ulrike Bahr gilt als Gegnerin der Großen Koalition.

Newspapers in German

Newspapers from Germany