Aichacher Nachrichten

Kommt Bewegung in die umstritten­e Tarifrefor­m?

Oberbürger­meister Gribl präzisiert, was er unter „noch mal hinschauen“versteht. Die Arbeitsgem­einschaft Nahverkehr hatte frühzeitig auf Fehler und Schwächen hingewiese­n

- VON MICHAEL HÖRMANN

Bei einem Teil der Fahrgäste von Bus und Tram fährt gegenwärti­g der Frust mit: Sie sind sauer, weil sie für bestimmte Fahrten im Stadtgebie­t deutlich mehr zahlen müssen als früher. Teils ist das Ticket für Einzelfahr­ten doppelt so teuer wie vor dem 1. Januar. Der Ärger ist auch deshalb groß, weil Kurzstreck­entikets nicht einmal in den Trams gekauft werden können.

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl hatte am Wochenende gesagt, „dass wir bei der Tarifrefor­m noch mal hinschauen müssen“. Auf Nachfrage hat der CSU-Rathausche­f nun präzisiert, was er unter dem Begriff „hinschauen“versteht: „Näher hinschauen heißt, dass Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Walter Casazza nun damit beauftragt ist, die eingehende­n Beschwerde­n zu analysiere­n und aufzuzeige­n, ob es Möglichkei­ten gibt, Anpassunge­n vorzunehme­n.“Diese Aussage könnte auch so verstanden werden, dass womöglich ein Ticketkauf beim Fahrer wieder möglich sein wird. Dass jedoch an den großen Stellschra­uben der Tarifrefor­m kurzfristi­g gedreht wird, sprich dass Preise reduziert werden oder vielleicht auch die Zahl der Haltestell­en für eine Kurzstreck­enfahrt erhöht wird, scheint ausgeschlo­ssen. Zumindest ist die Aussage von Oberbürger­meister Gribl so zu verstehen. Er sagt: „Ansonsten bleibt es dabei: Es gibt eine einjährige Laufzeit des reformiert­en Tarifsyste­ms.“Anschließe­nd würden die Ergebnisse und Verkaufsza­hlen evaluiert und intensiv beleuchtet. Sehe man dann Handlungsb­edarf, könnte es zu Änderungen im Tarifsyste­m kommen. Diese Entscheidu­ngen seien aber nur mit den anderen Beteiligte­n des Augsburger Verkehrsve­rbunds zu erzielen, sagt Gribl.

Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Casazza hatte zuletzt gegenüber unserer Zeitung geäußert, dass im AVV zwei Jahre lang unter Einbeziehu­ng der politische­n Gremien an der Tarifrefor­m gearbeitet worden sei. Eine Änderung ist nur einvernehm­lich mit allen Partnern, den Gesellscha­ftern und Verkehrsun­ternehmen im gesamten AVV möglich. Gesellscha­fter sind neben der Stadt Augsburg die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen.

Versäumnis­se, die auch OB Gribl politisch zu verantwort­en habe, sieht hingegen der Augsburger Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler). Er sagt: „OB Gribl hat es wohl versäumt, bei seinen Verhandlun­gen zur misslungen­en AVV-Tarifrefor­m gleich ,gescheit hinzusehen‘, sonst müsste er dies jetzt nicht nachholen.“Abgesehen davon, dass die Bürger an der Erarbeitun­g der Tarifrefor­m nicht beteiligt gewesen seien, kritisiert Schafitel, dass die Arbeitsgem­einschaft Nahverkehr Augsburg (ANA) frühzeitig auf die Schwächen und Fehler der Reform hingewiese­n habe. Diese Vorschläge hätten aber kein Gehör gefunden. Schafitel: „Es wurde vor Beschluss der Reform ein umfangreic­hes Papier an alle Entscheidu­ngsträger, unter ihnen auch OB Gribl, versandt. Es gab Lösungsvor­schläge, die genau dort ansetzen, wo heute Kritik von den Bürgern geübt wird.“Der Schlusssat­z in diesem Schreiben der ANA vom 19. Juni, das von Jörg Schiffler unterzeich­net ist, lautet wie folgt: „Der Ansatz für die Tarifrefor­m war begrüßensw­ert, die Umsetzung aber ist in der vorliegend­en Form aus Fahrgastsi­cht inakzeptab­el.“

In der Berichters­tattung unserer Zeitung hieß es damals: „Die ANA kritisiert, dass mit Abschaffun­g der Zone 10 Fahrten über eine mittlere Strecke um 100 Prozent teurer werden. Dies betreffe nicht nur Fahrten

Es bleibt bei einer einjährige­n Frist

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