Polizei kontrolliert Radler
Eine Stunde lang kontrollieren Beamte die Radfahrer rund ums Aichacher Schulzentrum. Sie achten dabei nicht nur auf die richtige Beleuchtung. Viele Eltern werden demnächst einen Brief bekommen
Radfahrer hatte die Polizei gestern am Aichacher Schulzentrum im Fokus. Etwa 150 Radler wurden kontrolliert, bei 85 gab es Beanstandungen.
Aichach Noch schnell vorbeihuschen ist nicht. Thomas Schmid, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizei Aichach, winkt den Radfahrer, der ohne Licht unterwegs ist, mit der Polizeikelle energisch an den Straßenrand. An fünf Stellen rund um das Aichacher Schulzentrum kontrollieren die Beamten gestern etwa eine Stunde lang vor Schulanfang Radler und ihre Fahrräder. Die Polizisten achten dabei nicht nur auf die Beleuchtung. Hintergrund der Aktion sind die steigenden Unfallzahlen bei Radfahrern.
Das „Halt“der Polizeibeamten kommt für einen 14-jährigen Realschüler ziemlich überraschend. Er will gerade schwungvoll mit seinem Rad an dem Polizeibus vorbeifahren, als er angehalten wird. Der Grund: Der 14-Jährige fährt ohne Licht. Eine Erklärung, warum das so ist, hat er parat. Sein altes Fahrrad sei ihm geklaut worden und seine Eltern hätten kein so teures Rad mehr kaufen wollen. Die Frage des Beamten, warum er kein Licht an dem neuen Rad habe, beantwortet der Schüler so: „Das habe ich noch nicht so lange.“
Insgesamt 15 Beamte sind an den fünf Kontrollstationen im Schulzentrum im Einsatz. Zehn Kollegen von den Einsatzzügen aus Augsburg unterstützen die Beamten der Polizeiinspektion Aichach. Verkehrssachbearbeiter Schmid erklärt, warum die Polizei mit so vielen Kräften vor Ort ist: „Wir möchten möglichst viele Radfahrer abfangen.“
Der Polizei geht es dabei vor allem darum, auf die Verkehrssicherheit hinzuweisen. Gerade Radfahrer, Kinder und Jugendliche gehören zu den sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmern, auf deren Schutz im Straßenverkehr die Beamten besonders achten.
Verkehrssachbearbeiter Schmid weist auf die steigenden Unfallzahlen hin. Alleine in der Stadt Aichach gab es im vergangenen Jahr 38 Verkehrsunfälle, bei denen Radfahrer beteiligt waren. Im Vorjahr waren es 32 Verkehrsunfälle. Auch landkreisweit stieg die Zahl. 122 Unfälle mit Radfahrern tauchen 2016 in der Statistik der Polizei auf. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 133 an. Besonders hoch ist der Anteil der dabei Verletzten, der im Landkreis bei 121 lag. Fünf Schulwegunfälle mit Radfahrern erfasste die Polizei im vergangenen Jahr im Wittelsbacher Land. 2016 waren es vier.
Bei der Kontrolle im Schulzentrum achten die Beamten nicht nur auf eine funktionierende Beleuchtung am Fahrrad. Sie weisen auf fehlende Helme oder Warnwesten hin. Und auch darauf, ob die Radfahrer abgelenkt sind, weil sie zum Beispiel auf das Handy schauen oder über Ohrstöpsel Musik hören, achten die Polizisten. Eine Radlerin, die nur eine Hand am Lenker hat, weil sie in der anderen ihren Rucksack hält, wird deshalb von den Beamten auch angehalten.
Eine Ausrede, die die Polizisten gestern immer wieder zu hören bekommen, ist die von dem Akku, der gerade auf der Fahrt leer geworden ist. „Nur heute habe ich das Licht zu Hause vergessen“, hören sie auch
15 Beamte sind an fünf Kontrollstationen im Einsatz
Ein Erwachsener wird zweimal ohne Licht erwischt
öfter. Und immer wieder versuchen Angehaltene, mit dem Hinweis auf wenig Zeit, den Kontrollen zu entgehen: „Mir pressiert’s. Ich muss gleich zur Schule.“
Insgesamt etwa 150 Radfahrer, überwiegend Schüler, kontrollieren die Beamten innerhalb einer Stunde. Bei 85 von ihnen, also über der Hälfte, gibt es Beanstandungen. Die Polizisten notieren sich die Daten der Schüler. Ihre Eltern werden einen Brief bekommen. Schmid erklärt, warum: „Sie sollen sensibilisiert werden, für die Verkehrssicherheit ihrer Kinder zu sorgen.“
Einen Strafzettel gibt es wahrscheinlich für einen Erwachsenen. Er war von der Polizei angehalten und auf die fehlende Beleuchtung an seinem Rad hingewiesen worden. Am nächsten Kontrollpunkt will er, noch immer ohne Licht, an den Polizisten vorbeiradeln. Mit dem Hinweis: „Ihre Kollegen haben mich schon kontrolliert.“