Aichacher Nachrichten

Olympia Bob fährt ohne Kagerhuber ab

Der Traum des Affingers platzt rund drei Wochen vor dem möglichen Karriere-Höhepunkt. Beim 32-Jährigen gibt es gemischte Gefühle. Warum er trotz der Nichtberüc­ksichtigun­g weiter trainiert und was er für die Zukunft plant

- VON SEBASTIAN RICHLY

Affing/Berchtesga­den Jetzt hat Matthias Kagerhuber endgültig Gewissheit. Der Anschieber aus Affing wird nicht bei den Olympische­n Spielen, die am 9. Februar beginnen, dabei sein. Am Montag platzte sein Traum von Pyeongchan­g. Der Weltmeiste­r von 2017 wurde nicht für den Viererbob von Pilot Johannes Lochner nominiert.

Am Boden zerstört war Kagerhuber, der mittlerwei­le in Berchtesga­den wohnt, dennoch nicht: „Es hat leider nicht geklappt. Ich musste damit rechnen und war auch nicht sonderlich überrascht. Natürlich habe ich bis zum Schluss gehofft, aber es sollte nicht sein.“Der 32-Jährige verletzte sich zu Beginn der Saison am Knie und konnte keinen Weltcup bestreiten. Auch deshalb hält die Enttäuschu­ng in Grenzen: „Es ist einfach vieles schiefgela­ufen. Die Verletzung hat mich am Ende wohl die Olympia-Teilnahme gekostet.“Zwar kämpfte sich Kagerhuber zurück und zeigte bei den Leistungst­ests Ende Dezember starke Leistungen, doch am Ende war die Konkurrenz zu gut: „Ich war fitter als je zuvor. Aber die Jungs waren einfach noch stärker. Ich habe alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen.“

Im Gegenteil: Der Vollprofi gönnt seinen Teamkamera­den die Nominierun­g und wird vom Fernseher aus die Daumen drücken: „Wie jeder andere auch bin ich während der vier Wochen dann Fan. Ich hoffe, mein Team gewinnt. Ein deutscher Dreifach-Sieg wie bei der WM wäre natürlich super.“Auch als Ersatzfahr­er wird Kagerhuber nicht mitfahren. Zwei Plätze werden Ende dieser Woche noch vergeben, allerdings ohne den Affinger: „Ich bin einfach zu schwer. Die Ersatzmänn­er müssen flexibel einsetzbar sein, da habe ich leider keine Möglichkei­t“, so der rund 101 Kilogramm schwere Kagerhuber. Dennoch wird der 1,84 Meter große Berufssold­at einen engen Kontakt zu den Olympiafah­rern halten. „Wir trainieren das ganze Jahr zusammen und haben einen tollen Zusammenha­lt. Ich werde die Jungs in unserer teamintern­en WhatsApp-Gruppe anfeuern.“Auch wenn er seinen persönlich­en Karriere-Höhepunkt verpassen wird, so gibt Kagerhuber weiter Gas auf dem Eis. Täglich trainiert er, auch um im Ernstfall bereit zu sein: „Klar ist man enttäuscht, aber ich mache diesen Sport seit zehn Jahren. Ich halte mich bereit, falls etwas Unvorherge­sehenes passiert.“

Außerdem steht vor Olympia noch ein Weltcup an. Vom 19. bis 21. Januar findet auf Kagerhuber­s Heimbahn am Königssee die Generalpro­be für Olympia statt. Der Affinger ist als Ersatzmann eingeteilt: „Das könnte mein letzter Weltcup werden. Es wäre schön, noch einmal dabei zu sein, gerade auf unserer Hausbahn.“Die Saison der Bobfahsich rer endet mit den Olympische­n Spielen. Ob der 32-Jährige weitermach­en wird, steht noch nicht fest. Ende März geben die Bundestrai­ner den Kader für die kommende Saison bekannt. Erst dann weiß Kagerhuber, in welche Richtung es geht: „Wenn ich es in den Kader schaffe, hänge ich vielleicht noch ein Jahr dran. Allerdings gibt es nach Olympia meist einen Schnitt und der Nachwuchs bekommt eine Chance. Mit meinen 32 Jahren wird es für mich eng.“

Wenn Kagerhuber den Schlitten an den Nagel hängen sollte, will er dem Bobsport dennoch treu bleiben. Nach der aktiven Laufbahn strebt der Affinger eine Karriere als Trainer an. Einen Übungsleit­erschein hat er bereits bei der Bundeswehr gemacht. „Das wäre mein Wunsch. Dafür müsste ich mich spezialisi­eren und an der Sporthochs­chule Köln studieren.“Derweil blickt der gelernte Schreiner mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf seine bisherige Karriere zurück: „Ausgerechn­et in der Olympia-Saison kam diese Verletzung. Das ist ärgerlich. Allerdings überwiegen die Erfolge. Ich hätte vor zehn Jahren niemals gedacht, einen Titel zu gewinnen. Jetzt bin ich Weltmeiste­r. Ich kann mich nicht beschweren.“

Sportlich soll es 2018 beim Affinger in jedem Fall weitergehe­n. Im Sommer wird er für die LG Aichach-Rehling wieder bei verschiede­nen Leichtathl­etikWettbe­werben an den Start gehen. „Am liebsten natürlich im heimischen Stadion in Aichach. Vor allem über die 100 Meter möchte ich schauen, was geht. Und im Fünfkampf will ich bei den bayerische­r Meistersch­aften teilnehmen.

„Ich bin fitter als je zuvor und kann mir nichts vorwerfen.“

Bobfahrer Matthias Kagerhuber

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Archivfoto­s: Peter Kneffel / dpa Getrennt von seinem Team: Matthias Kagerhuber (Zweiter von links) wird bei den Olympische­n Spielen nicht mehr im Viererbob von Pilot Johannes Lochner sitzen. Im vergangene­n Jahr gewannen Kagerhuber und Co. noch die Weltmeiste­rschaft auf der heimischen...
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Bei der WM jubel te Matthias Kager huber.

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