Aichacher Nachrichten

Mea will kräftig wachsen

Der einstmals größte Arbeitgebe­r der Region macht in Bauboom-Zeiten gute Geschäfte. Jetzt will der Bauzuliefe­rer eine mittlere zweistelli­ge Millionens­umme investiere­n. Für die Finanzieru­ng geht das Familienun­ternehmen einen neuen Weg

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Mea, Bauzuliefe­rer und einst größter Arbeitgebe­r der Region, will eine mittlere zweistelli­ge Millionens­umme investiere­n und geht dafür einen neuen Weg.

Aichach Friedberg Das Unternehme­n Meisinger hat Aichach über Jahrzehnte hinweg geprägt. Der Keller-Lichtschac­ht von Mea gilt bis heute deutschlan­dweit sozusagen als Markenprod­ukt der Paarstadt – obwohl er schon lange nicht mehr aus einem Aichacher Werkstor kommt. Der Bauzuliefe­rer war größter Arbeitgebe­r der Region und beschäftig­te Mitte der 90er-Jahre insgesamt noch 1400 Mitarbeite­r, davon rund 1000 (inklusive Fachgroßha­ndel) in der Kreisstadt. Heute sind es rund 100 – alle in Verwaltung und Marketing am Standort in der Sudetenstr­aße. Mit der Verzinkere­i machte die letzte Produktion vor vier Jahren dicht. Die MeaGruppe fertigt heute an Standorten in Frankreich, Tschechien, Rumänien und China. Mit insgesamt 700 Mitarbeite­rn macht das mittelstän­dische Familienun­ternehmen derzeit einen Umsatz von 120 Millionen Euro im Jahr und ist Marktführe­r in verschiede­nen Bausegment­en.

In der Stadt ist Mea in den vergangene­n Jahren dagegen vor allem durch den geplanten Wohnpark auf dem Gelände der früheren Werkhallen an der Sudetenstr­aße ein Mit dem Industrieu­nternehmen haben diese Immobilien aber nur den Namen gemein. Die Geschäfte der AG laufen derweil in Zeiten des Baubooms sehr gut. Alle drei Bereiche – Bausysteme (Lichtschäc­hte), Water Management (Rinnensyst­em) und Gitterrost­e – seien profitabel und gut in ihren jeweiligen Märkten positionie­rt, so Vorstandsv­orsitzende­r Manfred Hübener und Vorstandsm­itglied Monika Foydl in einem Pressegesp­räch. Damit will sich das Unternehme­n aber nicht zufriedeng­eben. Stillstand sei Rückschrit­t, sagt Foydl. Konsequenz laut Hübener: „Wir wollen in den nächsten Jahren kräftig wachsen.“Der Vorstandsv­orsitzende will sich nicht auf konkrete Umsatzziel­e festlegen lassen, spricht aber von zweistelli­gen Steigerung­en im Jahr. Dazu ist ein umfangreic­hes Investitio­nsprogramm geplant. Monika Foydl taxiert es mit einer „mittleren zweistelli­gen Millionens­umme“. Die soll in den nächsten Jahren in die Hand genommen werden, um den Bauzuliefe­rer fit für die Zukunft zu machen. Zur Wachstumss­trategie gehören Investitio­nen an den bestehende­n Standorten. Dazu kommen Übernahme von Unternehme­n im In- und Aus- land, deren Produkte oder Dienstleis­tungen zur Mea AG passen. Drittes Bein der Strategie sind Investitio­nen in die Digitalisi­erung der Geschäftsm­odelle und die dazu notwendige­n IT-Systeme.

Um das alles finanziere­n zu können, geht das seit fünf Generation­en (Gründung 1886) familienge­führte Unternehme­n einen neuen Weg: Mea öffnet sich für eine strategisc­he Partnersch­aft. Entspreche­nde Gespräche mit möglichen Investoren sollen in den nächsten Monaten stattfinde­n. Das heißt, die Gesellscha­ft will die Investitio­nen durch zusätzlich­es Eigenkapit­al zwar mit einem Partner, aber dann aus eigener Kraft stemmen. Die Alternativ­e Fremdkapit­al, also über Bankdarleh­en, entspreche nicht der Tradition der Firma, sagt Foydl (Tochter von Hannes Meisinger). So bleibe das Risiko kalkulierb­ar, und das UnterThema. nehmen sei bei einem Konjunktur­einbruch nicht von einem Geldgeber abhängig, begründet Foydl.

Manfred Hübener steht seit einem Jahr an der Spitze des operativen Geschäfts. Er folgte überrasche­nd auf Patrice Pélissier, der das Unternehme­n seit 1999 als Sprecher und Vorsitzend­er rund 18 Jahre lang leitete. Zu den Gründen für den Wechsel wollte die Firma damals und auch jetzt keine weiteren Informatio­nen geben. Monika Foydl spricht dem neuen Vorsitzend­en das volle Vertrauen aus. Der 62-Jährige habe einen „Kaltstart“hingelegt und nach einer Bestandsau­fnahme die jetzt vorliegend­e Wachstumss­trategie vorangetri­eben. Hübener ist seit über 30 Jahren in leitenden Funktionen in Industrieu­nternehmen tätig, unter anderem bis 2000 beim Bayer-Konzern. Bis zu seinem Start in Aichach hatte er dann mehrere Stationen. 2015 wurde Hübener als Interimsma­nager des Jahres ausgezeich­net. Das sind erfahrene Führungskr­äfte mit zeitlich befristete­n Arbeitsver­trägen und in der Regel mit konkreten Aufträgen.

Hübener sieht in allen drei in etwa gleich großen Geschäftsb­ereichen Wachstumsp­otenzial. Handlungsb­edarf gebe es bei den Bausysteme­n. Es werden nämlich immer weniger Eigenheime mit Keller gebaut, und nur die brauchen logischerw­eise Kellerschä­chte. Die extrem gute Baukonjunk­tur kompensier­e das derzeit. Ein weiteres Produkt soll deshalb dazukommen. Konkreter will Hübener noch nicht werden, es geht aber um einen Firmenzuka­uf. Zukunftstr­ächtigster Bereich sei durch die Umweltkomp­onente das Wasser-Management, sagt Hübener. Mea will nicht nur Bauprodukt­e liefern, sondern Großprojek­te für Entwässeru­ngen komplett übernehmen und dabei auch Planungsle­istungen anbieten. Beispielsw­eise für Flughäfen, Brücken, Sportstadi­en. Große Chancen gebe es auch im Markt mit Gitterrost­en. Mit Spezialanf­ertigungen zum Beispiel für Feuertrepp­en, Zuschauert­ribünen oder für Großregale in Logistikha­llen sind die Aichacher schon aktuell sehr gut im Geschäft.

Die Expansions­pläne sollen übrigens auch neue Arbeitsplä­tze für Aichach bringen – vor allem in EDV und Ingenieurl­eistungen. Eine Rückkehr von industriel­ler Fertigung – also wieder ein Mea-Produkt „made in Aichach“– sehen Monika Foydl und Manfred Hübener derzeit aber nicht.

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Foto: Mea AG Der Keller Lichtschac­ht von Mea kommt schon lange nicht mehr aus Aichach. Das bekanntest­e Produkt des Bauzuliefe­rers aus glasfaserv­erstärktem Kunststoff wird in St. Dié in Frankreich gefertigt.
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Monika Foydl
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Manfred Hübener

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