Aichacher Nachrichten

Was taugt der Söder Plan?

Wohnen, Sicherheit, Flüchtling­e: In einigen Punkten des Programms wird es konkret, in einigen gibt es bisher nur Schlagwort­e. Und manches ist von anderen Parteien kopiert. Ein Check

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Augsburg Viel Lob, viel Kritik – vor allem aber viel Aufmerksam­keit. Der künftige Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat mit seinem ZehnPunkte-Programm erreicht, was er wollte: Viele Menschen reden über seinen Plan. Doch wo haben es die Bayern mit konkreten Konzepten zu tun, wo bisher mit reinen Schlagwort­en? Und in welchen Punkten kopiert Söder bei der Opposition? Wir überprüfen einige Punkte.

● Wohnen und Bauen Es ist der umfangreic­hste Punkt im Programm – und der konkretest­e. Mit einer Eigenheimz­ulage soll in den Ballungsze­ntren rund um die großen Städte und im ländlichen Raum das Bauen von Ein- und Zweifamili­enhäusern gefördert werden. Für Familien mit Kindern will Söder zudem das Baukinderg­eld wieder einführen. Wer eine Immobilie kauft, soll pro Kind und Jahr einen Zuschuss von 1200 Euro erhalten – über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das sind allerdings nicht Söders Ideen. Horst Seehofer hat sie im Sommer schon vorgestell­t.

Eine komplette Kehrtwende legt Söder mit der Ankündigun­g einer staatliche­n Wohnungsba­ugesell- schaft hin. „BayernHeim“soll sie heißen, ob sie auch so geschriebe­n wird, weiß noch keiner. Das staatliche Unternehme­n soll günstige Wohnungen bauen. 4000 sollen es bis 2020 sein. Die „BayernHeim“soll vorwiegend staatliche Flächen nutzen wie die ehemalige Mc-Graw-Kaserne in München. Ende der 90er Jahre hatte die CSU mit einer solchen Wohnungsba­ugesellsch­aft ein Desaster erlebt. Die halbstaatl­iche LWS häufte 367 Millionen Euro Verluste an. Der damalige Justizmini­ster Alfred Sauter, der Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der LWS gewesen war, wurde von Ministerpr­äsident Edmund Stoiber für die Verluste verantwort­lich gemacht und entlassen. Seither hat sich die CSU gegen eine neue Wohnungsba­ugesellsch­aft gewehrt. Erst im Oktober 2017 lehnte sie einen SPD-Vorstoß im Landtag ab. Dementspre­chend irritiert sind die Sozialdemo­kraten über den „Ideenklau“. Zudem kritisiert die Opposition die niedrige Zahl geplanter Wohnungen. ● Sicherheit Söder will mit zusätzlich­en 1000 Stellen von 2020 an die Polizeiprä­senz „auf der Straße“verstärken. Die Polizeiins­pektionen haben zwar meist auf dem Papier die erforderli­chen Sollstärke­n, doch da viele Beamte für Sonderaufg­aben abgeordnet sind, können sie nicht Streife fahren. Darüber hinaus plant Söder eine eigene „bayerische Grenzpoliz­ei“, die es im Übrigen bis 1998 schon gab. Sie war für die Bundesgren­zen in Bayern zuständig. Die neu zu gründende Einheit mit 500 Stellen (davon nur wenige neue) soll aber nicht der Bundespoli­zei Konkurrenz machen, sondern kurz hinter der Grenze tätig werden. Söder verbindet mit dem Plan wohl eine Ausweitung der Schleierfa­hndung, die schon jetzt „anlassunab­hängig“im Grenzgebie­t kontrollie­rt.

● Asyl und Abschiebun­g Hier zeigt Söder eine harte Kante: Er will ein Landesamt für Asyl und Abschiebun­g gründen, also vor allem für Abschiebun­g. Die CSU schreibt: „Hauptziel ist die Bündelung von sozialen, kommunalen und innenpolit­ischen Kompetenze­n, um zügiger und effiziente­r abzuschieb­en.“Noch heuer will der Freistaat 50 neue Verwaltung­srichter einstellen, die die Abwicklung der Asylverfah­ren beschleuni­gen sollen. Das ist eine alte Forderung der Freien Wähler. Weiter plant Söder die vollständi­ge Umstellung von Geld- auf Sachleistu­ngen für Asylbewerb­er.

● Familie und Kinder Söder will abwarten, was eine neue Bundesregi­erung beschließt. Grundsätzl­ich will er die Zahl der Betreuungs­plätze ausbauen, mehr Erzieher gewinnen und die Gebühren für Betreuungs­stätten senken, aber nicht auf Null, da dies zulasten der Qualität gehe.

● Pflege Mit einem finanziell­en Zuschuss sollen Menschen gefördert werden, die Angehörige pflegen. In welcher Höhe, ist unklar. Ein Landesamt für Pflege wird eingericht­et.

In anderen Punkten seines Programms bleibt Söder (noch) unkonkret. Beispiele: Beim Großthema Bildung heißt es lediglich, die Digitalisi­erung in Schulen solle forciert werden. Beim Großthema Verkehr spricht Söder von einer digitalen Gesamtvern­etzung Bayerns bei Fahrplänen, Anschlüsse­n und mit einheitlic­hen Tarifen. Bis zur Umsetzung ist es aber weit hin: 2050 sollen die Ziele erreicht sein.

Offen ist bisher auch, wie Markus Söder all dies finanziere­n will. Er verweist auf die Rücklagen des Freistaats von fast fünf Milliarden Euro und auf die Möglichkei­t, die letzten Anteile am Energiever­sorger Eon zu verkaufen. Das könnte 300 Millionen Euro plus x in die Kasse spülen.

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