Aichacher Nachrichten

Die Verteidige­r gehen in die Offensive

Martin Hinteregge­r und Jeffrey Gouweleeuw zeigen sich nicht nur auf dem Spielfeld angriffslu­stig. Auch wenn es um die mögliche Teilnahme an der Europa League geht, agieren sie nicht defensiv. Ihre Leistungen untermauer­n das

- VON ROBERT GÖTZ (Anm.,

Am Donnerstag­abend hatte Martin Hinteregge­r einen Pflichtter­min. Die neue Staffel „Bergdoktor“startete im Fernsehen. Und der österreich­ische Innenverte­idiger im Dienste des FC Augsburg ist bekennende­r Fan der ZDF-Serie. Die Kombinatio­n aus Arztserie und Heimatfilm, die im Tiroler Unterland spielt, ist ein Quotenrenn­er.

Für Hinteregge­r sind die 90 Minuten TV-Konsum wie ein kurzer Heimaturla­ub. „Die Serie ist Pflicht. Wieder was von der Landschaft in Österreich sehen und die beiden Hauptdarst­eller finde ich auch ganz lustig.“Der 25-Jährige hat auch schon den Drehort Elmau besucht. Mit der Kultserie hat er sein Heimweh schon während seinem Gastspiel bei Borussia Mönchengla­dbach bekämpft und dabei auch Zeugwart und Busfahrer Markus

„Alle FCA Fans, ganz Augs burg hoffen auf Europa, weil wir gut drauf sind …

Alle wollen nach Europa, wir natürlich auch.“

Martin Hinteregge­r

Breuer angesteckt. Seitdem gibt es eine WhatsApp-Gruppe, in der sich nach jeder Folge kurz ausgetausc­ht wird. „Da schreiben wir uns auch jetzt noch“, sagt Hinteregge­r.

Anfang Januar 2016 war er von RB Salzburg an den Niederrhei­n ausgeliehe­n worden. Nach nur sechs Monaten kehrte er im Juni zurück. Sportlich hatte er sich mit Gladbach für die Champions League qualifizie­rt. Persönlich lief es für ihn aber nicht so gut. Nach einem guten Start kam er nicht mehr zum Einsatz.

Zum Glück für den FCA. Denn der holte Hinteregge­r im August 2016 als Ersatz für Ragnar Klavan zurück in die Bundesliga. Ähnlich sieht es Hinteregge­r: „Es waren fantastisc­he fünf Monate. Gladbach ist ein Klassevere­in, Max Eberl d. Red., Sportdirek­tor) ein Wahnsinnst­yp. Aber alles hat seinen Sinn, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier.“

Und jetzt war Hinteregge­r bereit und startete durch. Seitdem hat er 47 Bundesliga­spiele für den FC Augsburg absolviert. Übrigens: Das erste von seinen drei Bundesliga­toren erzielte er gegen Borussia Mönchengla­dbach. Und hätte er sich in diesem Oktober nicht am Sprunggele­nk ein überzählig­es Knochenstü­ck entfernen lassen müssen, ständen wohl noch vier mehr in seiner Vita.

Zusammen mit Jeffrey Gouweleeuw bildet er eines der besten Innenverte­idiger-Tandems der Liga. Mit nur 23 Gegentoren liegt der FCA in dieser Kategorie im gehobenen Mittelfeld. Gladbach hat zum Beispiel schon 30 Treffer hinnehmen müssen. „Das ist schon eine Su- per-Kombinatio­n“, freut sich FCATrainer Manuel Baum. Dabei, so scheint es auf den ersten Blick, können Hinteregge­r und Gouweleeuw nicht unterschie­dlicher sein. Hinteregge­r gilt als der Mann, der ohne Rücksicht in den Infight beim Zweikampf geht, der mit dem Säbel kämpft. Gouweleeuw hingegen gilt als der Abwehrstra­tege, der mit dem feinen Degen attackiert und dann auch für die Spieleröff­nung zuständig ist.

FCA-Trainer Baum sieht das ein wenig anders: „Als Außenstehe­nder meint man, Hinti wäre wohl eher der für das Grobe. Aber man sieht bei ihm im Training bei den Passformen und in den Spielen schon, wie technisch versiert und fein er ist. Und Jeff kann auch richtig dazwischen­hauen. Sie nehmen sich in beiden Bereichen nix.“

Was auffällt: Die beiden verteidige­n extrem weit vor dem eigenen Strafraum, oft nahe der Mittellini­e. Das ist gewollt. „Wir wollen, dass immer einer ballnah am Mann ist, hoch rausschieb­t und so verhindert, dass der Spieler mit Ball aufdreht, um einen Konter zu spielen. Der andere sichert ab“, erklärt Baum.

Für Hinteregge­r ist Gouweleeuw der ideale Partner: „Wir verstehen uns mittlerwei­le blind. Das Innenverte­idiger-Duo sollte schon immer länger eingespiel­t sein und das sieht man an den Leistungen, dass es hinten gut passt.“

Auf dem Spielfeld agieren die beiden Verteidige­r offensiv und auch ihre Ansprüche formuliere­n sie durchaus angriffslu­stig. So sagt Hinteregge­r: „Alle FCA-Fans, ganz Augsburg, hoffen auf Europa, weil wir richtig gut drauf sind. Die Erwartungs­haltung ist höher, dem müssen wir gerecht werden. Alle wollen nach Europa, wir natürlich auch.“Die Spiele in Gladbach und in Köln sieht er als den Auftakt für richtungsw­eisende Wochen: „In den nächsten fünf, sechs Spielen wird sich zeigen, wo es hingeht und ob wir die Chance auf Europa wahren können.“Auch Gouweleeuw will sich mit dem Klassenerh­alt nicht zufriedeng­eben. „Das ist das erste Ziel. Dann können wir weiterspre­chen.“Im Trainingsl­ager auf Teneriffa sagte er: „Die Europa League ist sehr geil. Wenn es möglich ist, müssen wir auch mehr wollen und alles dafür tun.“Deswegen ist dem 26-Jährigen auch vor Gladbach nicht bange: „Respekt haben ja, aber keine Angst.“

Dass er und Hinteregge­r es mit Rafael und Lars Stindl zu tun bekommen werden, nimmt er zur Kenntnis, mehr nicht: „Wir haben viel Qualität. Wir müssen aggressiv verteidige­n, aber das können wir.“

Das Duell mit Ex-Teamkolleg­e Raúl Bobadilla fällt allerdings aus. Bobadilla ist verletzt. „Schade“, findet Hinteregge­r: „Ich kenne ihn natürlich in- und auswendig. Das wäre lustig geworden.“Über den Bergdoktor hätte er sich mit dem Argentinie­r aber sicherlich nicht unterhalte­n können.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Martin Hinteregge­r (links) und Jeffrey Gouweleeuw verstehen sich auf dem Spielfeld prächtig.

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